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Küchenhygiene steigern und Tierkontakte senken

Hygiene ist das A und O, um Keimen den Garaus zu machen. Dennoch können sie übertragen werden. Ansteckungen vermeidet man, indem man Fleisch zum Beispiel gut durchbrät und nicht zu intensiven Kontakt mit den Haustieren pflegt. Kinder, Schwangere und alte Menschen sollten Rohmilchprodukte meiden.

Von Volker Mrasek |
    In jeder dritten Probe Putenfleisch aus dem deutschen Einzelhandel waren zuletzt Bakterien nachweisbar, die gegen mindestens ein Antibiotikum resistent sind. Bei Hähnchen wies jede vierte Untersuchungsprobe solche Keime auf. Aber auch in Schweine, Kalbs- und Rindfleisch aus dem Kühlregal kommen sie gelegentlich vor:

    Die Tierärztin Annemarie Käsbohrer vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin beunruhigen vor allem die sogenannten ESBL-Bildner. Das sind Bakterien, die Enzyme besitzen, mit denen sie selbst neuartige Antibiotika in ihrer Wirkung entschärfen. Diese Keime sind offenbar auf dem Vormarsch in Tierställen ...

    "Also, wir haben einen Schlachtprozess, der liefert nicht ein steriles Lebensmittel. Das geht nicht. Und, wenn ich natürlich ESBL-bildende Keime bei den Tieren habe, dann habe ich auch eine Verschleppung von diesen ESBL-bildenden Keimen auf das Lebensmittel. Und einzelne Studien zeigen eben auch, dass ich dann auf diesem frischen Fleisch solche Keime finden kann."

    Die Konzentrationen der Keime in Fleischwaren sind zwar stets gering. Und Fälle von Infektionen nach dem Verzehr bisher die Ausnahme. Aber eine neue Studie aus den Niederlanden legt nahe, dass Verbraucher, die viel Geflügel essen, ein erhöhtes Risiko haben, zum Träger resistenter Bakterien zu werden. Im Fall der Einlieferung und einer Operation im Krankenhaus können die Keime dann kritisch werden. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem lösen sie schnell ernste Infektionen aus.

    Doch Verbraucher haben alle Möglichkeiten, um ESBL-Bildner und andere Problemkeime erst gar nicht zum Zug kommen zu lassen:

    Annemarie Käsbohrer:

    "Nehmen wir mal so ein Hähnchenschnitzel. Wenn das gut durchgebraten wird, dann werden solche Keime abgetötet. Und damit werden keine Keime aufgenommen. Und damit gibt es natürlich auch keine Infektion."

    Auch beim Hantieren mit dem noch rohen Fleisch ist Vorsicht geboten. Annemarie Käsbohrer empfiehlt hier, penibel zu sein und die Hände vorher wie auch nachher gründlich zu waschen. Und:

    "Wir müssen an die Brettchen denken. Wir müssen an die Messer denken. Sodass wir nicht von dem Fleisch die Keime auf zum Beispiel Salat, auf ein anderes Lebensmittel, verschleppen und wir sie dann aufnehmen."

    Sagt Annemarie Käsbohrer.

    Verbraucher sollten also ganz einfach die Grundregeln der Küchenhygiene beherzigen. Sie helfen auch gegen resistente Bakterien.

    Gewisse Bedenken hat die Berliner Tierärztin zudem bei Produkten aus Rohmilch. Denn die sind nicht pasteurisiert, nicht entkeimt. Annemarie Käsbohrer

    "Insgesamt findet man bei solchen Lebensmitteln selten Erreger und entsprechend selten Resistenzen. Aber man kann das natürlich auch nicht grundlegend ausschließen. Schwangere Personen, kleine Kinder, ältere Personen oder Personen, die schon ein geschwächtes Immunsystem haben, die sollten natürlich von dem Verzehr von Rohmilch oder auch von Rohmilchkäse Abstand nehmen."

    Auch Haustiere beherbergen übrigens resistente Keime auf der Haut. Aktuelle Zahlen dazu präsentierte Birgit Walther auf der Tagung, Tierärztin an der Freien Universität Berlin. Demnach sind fast vier Prozent aller Hunde stille Träger von resistenten Bakterien aus der Gruppe der Staphylokokken. Außerdem fast sechs Prozent aller Katzen und knapp zehn Prozent aller Pferde. Das ergab die Analyse von Wundabstrichen an rund 5000 Tieren in Deutschland.

    Das Risiko, sich die Keime durch eigene Haustiere einzuhandeln, sei bisher unterschätzt worden, folgert die Veterinärmedizinerin:

    "Als Empfehlung für Tierhalter sollte man vielleicht geben, dass zu intensiver Kontakt mit dem Tier auch ein gewisses Risiko beinhaltet. Wenn ich mit meinem Tier in einem Bett schlafe, auf dem Sofa sitze, in einer Badewanne bade, dann ist einfach das Risiko für die Übertragung von Mikroorganismen um ein Vielfaches höher, als wenn ich einen gewissen größeren Anstand halte zu dem Tier."

    Das fällt vielen sicher schwer. Doch auch hier haben es Tierhalter selbst in der Hand, das Risiko für die Weitergabe von resistenten Keimen zu minimieren.