Ein Geländewagen unterwegs auf einem engen, holprigen Feldweg. Die Fahrt führt durch eine paradiesische Landschaft: links und rechts steil aufragende Felswände, umrahmt vom saftig-grünen Wiesen. Dichte Wolken umhüllen die Gipfel wie ein Wattebausch.
"Also, wir fahren jetzt zur Seealp. Und die Seealp liegt so zwischen 1140 und 1180 Meter hoch."
Zwei Mal pro Tag fährt Landwirt Albert Breitenmoser von dem kleinen Appenzeller Dörfchen Wasserauen hinauf zur Seealp. Eine rote Schiebermütze, ein dunkelblauer Arbeitskombi - so sitzt der 38-Jährige am Steuer. Nach einer Viertelstunde der Stopp an einer kleinen Holzhütte.
Ein kleiner Hund springt heran. Doch Albert Breitenmoser richtet sein Augenmerk auf eine Frau und einen Mann, die in diesem Moment aus der Hütte treten.
"Hallo, hallo! Albert heiß ich. Und ich bin der Fridolin. Freut mich. Freut mich auch. Schön ist es auf deiner Alp oben."
Fridolin Meyer, ein stämmiger, älterer Herr, fühlt sich sichtlich wohl auf der Alp. Auf einer kleinen Holzbank streckt er alle Glieder von sich. 40 Jahre lang hat er als Polizeibeamter in seinem Heimatort Liestal bei Basel seinen Dienst versehen. Erst seit kurzem ist er im Ruhestand. Zu seinem Geburtstag hat ihm seine Tochter ein ungewöhnliches Geschenk gemacht: die Kuh Wanda auf der Seealp, die sie von Albert Breitenmoser für drei Monate gemietet hat.
"Ich bin eigentlich auf einem Bauernhof groß geworden. Mein Großvater hatte da Kühe. Und dann hörte das natürlich auf. Und ich wollte da natürlich immer eine Kuh, für mich ganz alleine. Und das hat meine Tochter aufgeschnappt. Und dann hat sie zum 65. Geburtstag diese Kuh gemietet, damit ich mal einmal wieder auf die Alp gehe. Und heute habe ich dieses Geburtstagsgeschenk eingelöst."
Tochter Barbara blickt neugierig mal auf die Hütte, mal auf die friedlich grasenden Kühe um sie herum.
"Ja, ich bin aufgewachsen im Stadtgebiet. Meine Eltern haben zwar immer viel Wert darauf gelegt, dass wir das Einfache, das Ursprüngliche kennen lernen. Ich finde das ja auch wichtig für eine grundlegende Erziehung und Bildung. Aber ich arbeite eben in der Stadt, bin in einem Büro, wo man natürlich nicht viel mit der Natur zu tun hat. Aber ich finde, das bietet ja auch einen schönen Ausgleich hier zum Büroalltag, auch um sich zu beweisen: Es muss nicht immer nur der Luxus sein, es darf auch ein bisschen einfacher gehen."
Derweil hat Albert Breitenmoser die Tür zu dem kleinen Stall geöffnet, gleich neben der Hütte. Die Kühe verstehen das Zeichen und traben von selbst an ihre Plätze - Kühe, die keine gewöhnlichen Kühe sind. Denn jede von ihnen ist vermietet - eine Geschäftsidee, mit der Albert Breitenmoser seit über einem Jahr auf große Resonanz stößt. Übers Internet können sich Interessenten alle 19 Kühe auf der Seealp ansehen.
"Also, wenn sich ein Mieter für eine Kuh entscheidet, dann wird er als erstes einen Mietvertrag erhalten für die Kuh, für die entsprechende Zeit und zusätzlich noch ein eingerahmtes Bild für seine Kuh. Und wenn der Mieter sich dann für seinen Besuch entscheidet, wird er im Lauf des Nachmittages auf der Alp eintreffen."
Der Besuch auf der Alp wird zum Abenteuer: Fridolin Meyer hat eine Schaufel in die Hand genommen. Wanda, seine "Miet-Kuh", soll es angenehm haben an diesem Abend.
"Ich gehe jetzt und hole den Mist da und werfe ihn auf einen Haufen, damit der Stall sauber bleibt."
Der Geruch nach Mist und Dung, die Schweißperlen auf der Stirn - und dennoch: Fridolin Meyer ist mit großer Freude bei der Arbeit. Das beobachtet Albert Breitenmoser bei allen Gästen, die bei ihm eine Kuh mieten und auf die Alp kommen:
"Es sind hauptsächlich schon Leute aus Städten. Und ich habe einfach das Gefühl, dass sie so ein bisschen mal hinter die Kulissen der Landwirtschaft und der Alpwirtschaft schauen möchten, einfach mal ein bisschen weg vom gewohnten Umfeld, ganz einfach in eine andere Welt eintauchen. Und ich habe das Gefühl, das können die Leute hier auch. Viele Leute staunen einfach, wie viel dahinter steckt, eine Kuh zu halten."
Firodlin Meyer sitzt auf einem einbeinigen Hocker im mollig-warmen Stall vor seiner Miet-Kuh Wanda. Längst hat sich der pensionierte Polizist an den Geruch von Mist und Dung gewöhnt. Doch die Arbeit ist ungewohnt: Das Melken der Kuh von Hand. So recht will ihm das nicht gelingen. Erst nach mehreren Versuchen strömt der Milchstrahl in den Eimer.
"Schlecht, ich bekomme an der Zitze einfach zu wenig. So, jetzt lasse ich sie mal in Ruhe."
Albert Breitenmoser steht daneben, lächelt ein wenig. Nach ein paar Augenblicken erklärt er, auf was es ankommt beim Melken von Hand - ein großes Geheimnis für die Menschen aus der Stadt.
"Ja, durch die Technik einfach. Das muss man einfach üben, dass das einfach so richtig gut geht, dass der Strahl so richtig rausgeht - das ist ein guter Melker."
Nach dem Melken traben alle 19 Kühe wieder auf die Alp: Jane, Sidony, Cindy, Verona, Jane, Luna - jede hat ihren Namen. Die Mieter können sie im Internet begucken und, wenn sie Zeit und Lust haben, auf der Alp besuchen, so wie Fridolin Meyer.
Draußen ist es dunkel geworden; die Felswände lassen sich nur noch schemenhaft erkennen. Albert Breitenmoser und seine Mieter sitzen in der kleinen Hütte neben dem Stall zusammen. Die Einrichtung ist einfach: ein Holzbett, ein Waschbecken, ein Gaskocher, ein großer Tisch. Doch genau dort fühlt sich Fridolin Meyer wohl:
"Es ist eine Älplerhütte. Es ist nicht komfortabel. Aber es hat alles, was es braucht. Es hat keinen elektrischen Strom, es ist eng. Wir schlafen da oben. Das ist schon sehr einfach. Aber das haben wir ja gesucht. Aber das möchten wir so haben - und nicht anders."
"Also, wir fahren jetzt zur Seealp. Und die Seealp liegt so zwischen 1140 und 1180 Meter hoch."
Zwei Mal pro Tag fährt Landwirt Albert Breitenmoser von dem kleinen Appenzeller Dörfchen Wasserauen hinauf zur Seealp. Eine rote Schiebermütze, ein dunkelblauer Arbeitskombi - so sitzt der 38-Jährige am Steuer. Nach einer Viertelstunde der Stopp an einer kleinen Holzhütte.
Ein kleiner Hund springt heran. Doch Albert Breitenmoser richtet sein Augenmerk auf eine Frau und einen Mann, die in diesem Moment aus der Hütte treten.
"Hallo, hallo! Albert heiß ich. Und ich bin der Fridolin. Freut mich. Freut mich auch. Schön ist es auf deiner Alp oben."
Fridolin Meyer, ein stämmiger, älterer Herr, fühlt sich sichtlich wohl auf der Alp. Auf einer kleinen Holzbank streckt er alle Glieder von sich. 40 Jahre lang hat er als Polizeibeamter in seinem Heimatort Liestal bei Basel seinen Dienst versehen. Erst seit kurzem ist er im Ruhestand. Zu seinem Geburtstag hat ihm seine Tochter ein ungewöhnliches Geschenk gemacht: die Kuh Wanda auf der Seealp, die sie von Albert Breitenmoser für drei Monate gemietet hat.
"Ich bin eigentlich auf einem Bauernhof groß geworden. Mein Großvater hatte da Kühe. Und dann hörte das natürlich auf. Und ich wollte da natürlich immer eine Kuh, für mich ganz alleine. Und das hat meine Tochter aufgeschnappt. Und dann hat sie zum 65. Geburtstag diese Kuh gemietet, damit ich mal einmal wieder auf die Alp gehe. Und heute habe ich dieses Geburtstagsgeschenk eingelöst."
Tochter Barbara blickt neugierig mal auf die Hütte, mal auf die friedlich grasenden Kühe um sie herum.
"Ja, ich bin aufgewachsen im Stadtgebiet. Meine Eltern haben zwar immer viel Wert darauf gelegt, dass wir das Einfache, das Ursprüngliche kennen lernen. Ich finde das ja auch wichtig für eine grundlegende Erziehung und Bildung. Aber ich arbeite eben in der Stadt, bin in einem Büro, wo man natürlich nicht viel mit der Natur zu tun hat. Aber ich finde, das bietet ja auch einen schönen Ausgleich hier zum Büroalltag, auch um sich zu beweisen: Es muss nicht immer nur der Luxus sein, es darf auch ein bisschen einfacher gehen."
Derweil hat Albert Breitenmoser die Tür zu dem kleinen Stall geöffnet, gleich neben der Hütte. Die Kühe verstehen das Zeichen und traben von selbst an ihre Plätze - Kühe, die keine gewöhnlichen Kühe sind. Denn jede von ihnen ist vermietet - eine Geschäftsidee, mit der Albert Breitenmoser seit über einem Jahr auf große Resonanz stößt. Übers Internet können sich Interessenten alle 19 Kühe auf der Seealp ansehen.
"Also, wenn sich ein Mieter für eine Kuh entscheidet, dann wird er als erstes einen Mietvertrag erhalten für die Kuh, für die entsprechende Zeit und zusätzlich noch ein eingerahmtes Bild für seine Kuh. Und wenn der Mieter sich dann für seinen Besuch entscheidet, wird er im Lauf des Nachmittages auf der Alp eintreffen."
Der Besuch auf der Alp wird zum Abenteuer: Fridolin Meyer hat eine Schaufel in die Hand genommen. Wanda, seine "Miet-Kuh", soll es angenehm haben an diesem Abend.
"Ich gehe jetzt und hole den Mist da und werfe ihn auf einen Haufen, damit der Stall sauber bleibt."
Der Geruch nach Mist und Dung, die Schweißperlen auf der Stirn - und dennoch: Fridolin Meyer ist mit großer Freude bei der Arbeit. Das beobachtet Albert Breitenmoser bei allen Gästen, die bei ihm eine Kuh mieten und auf die Alp kommen:
"Es sind hauptsächlich schon Leute aus Städten. Und ich habe einfach das Gefühl, dass sie so ein bisschen mal hinter die Kulissen der Landwirtschaft und der Alpwirtschaft schauen möchten, einfach mal ein bisschen weg vom gewohnten Umfeld, ganz einfach in eine andere Welt eintauchen. Und ich habe das Gefühl, das können die Leute hier auch. Viele Leute staunen einfach, wie viel dahinter steckt, eine Kuh zu halten."
Firodlin Meyer sitzt auf einem einbeinigen Hocker im mollig-warmen Stall vor seiner Miet-Kuh Wanda. Längst hat sich der pensionierte Polizist an den Geruch von Mist und Dung gewöhnt. Doch die Arbeit ist ungewohnt: Das Melken der Kuh von Hand. So recht will ihm das nicht gelingen. Erst nach mehreren Versuchen strömt der Milchstrahl in den Eimer.
"Schlecht, ich bekomme an der Zitze einfach zu wenig. So, jetzt lasse ich sie mal in Ruhe."
Albert Breitenmoser steht daneben, lächelt ein wenig. Nach ein paar Augenblicken erklärt er, auf was es ankommt beim Melken von Hand - ein großes Geheimnis für die Menschen aus der Stadt.
"Ja, durch die Technik einfach. Das muss man einfach üben, dass das einfach so richtig gut geht, dass der Strahl so richtig rausgeht - das ist ein guter Melker."
Nach dem Melken traben alle 19 Kühe wieder auf die Alp: Jane, Sidony, Cindy, Verona, Jane, Luna - jede hat ihren Namen. Die Mieter können sie im Internet begucken und, wenn sie Zeit und Lust haben, auf der Alp besuchen, so wie Fridolin Meyer.
Draußen ist es dunkel geworden; die Felswände lassen sich nur noch schemenhaft erkennen. Albert Breitenmoser und seine Mieter sitzen in der kleinen Hütte neben dem Stall zusammen. Die Einrichtung ist einfach: ein Holzbett, ein Waschbecken, ein Gaskocher, ein großer Tisch. Doch genau dort fühlt sich Fridolin Meyer wohl:
"Es ist eine Älplerhütte. Es ist nicht komfortabel. Aber es hat alles, was es braucht. Es hat keinen elektrischen Strom, es ist eng. Wir schlafen da oben. Das ist schon sehr einfach. Aber das haben wir ja gesucht. Aber das möchten wir so haben - und nicht anders."