Axel Hütte nimmt den Betrachter mit auf eine Reise in Landschaften von steinerner Stabilität und dennoch fragiler Schönheit, die tatsächlich von einem Ende der Welt zum anderen führt. Vor Urbanität berstende Skylines lassen bei Nacht den Himmel als undurchlässige Farbfront erscheinen. Massive Baukörper integrieren sich in eine durch Lichtreflexe aufgebrochene Struktur, unabhängig davon ob wir uns in Paris oder Beijing befinden. Porträts in schwarzweiß von Unbekannten und Künstlern wie Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Thomas Ruff schließen sich an. Sie zeigen ernsthafte, flächige, in sich ruhende Gesichter, die ihre Gegenwart dem Betrachter mitteilen, während der versonnene Blick auf ein inneres Erleben jenseits der Sichtbarkeit gerichtet zu sein scheint.
Lange aber wird man später bei nebelverhangenen Landschaften des Südens verweilen. Sie werden durchlässig für das Verstreichen von Zeit, wie wenig andere Sujets. Auch im Aufbau dieser Fotografien, die karge Landstriche in Spanien, Italien und Portugal zum Gegenstand haben, bietet Hütte dem Betrachter dieser "Terra incognita" eine aus der Kunstgeschichte vertraute Sehhilfe: Am Bildrand befindet sich im Vordergrund ein Gebäude, ein Baum oder ein anderer Halt für das Auge. Man kann ihn vorsichtig abtasten, ehe man das Wagnis eingeht, sich im tiefgehaltenen, kaum strukturierten, in zarte Farben gehüllten Horizont minutenlang zu verlieren.
So verklingt allmählich die Scheu vor dem Offenen, der Weite, der Helligkeit. Ihr unvermittelter Anblick hatte einst Kleist angesichts von Caspar David Friedrichs romantischem Gemälde " Der Mönch am Meer" als ein Gefühl beschrieben, als wenn einem "die Augenlider weggeschnitten" wären. Solche visuellen Schockwirkungen bleiben aus, auch wenn dem Betrachter mit diesen Fotografien eine an andere Dimensionen orientierte Zeitlichkeit entgegentritt. Am Ende des Buches steht die satte Farbigkeit und die üppige Fülle tropischer Urwälder. Der Kreis schließt sich mit Wasserspiegelungen. Ein letzter Blick ruht auf der abstrakten Auflösung der Konturen: Anhaltspunkte braucht das - im besten Sinne - "erzogene" Auge des flanierenden Betrachters jetzt nicht mehr.