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Kündigungsschutz gefordert
Schleppendes Geschäft der Postbank

Während man bei der Bahn noch auf den Streik wartet, hat er bei der Postbank bereits begonnen - heute zunächst in Teilen Ostdeutschlands und in den kommenden Tagen wird er nach und nach auf ganz Deutschland ausgeweitet. Ein Knackpunkt im Tarifkonflikt ist die Forderung der Gewerkschaft Verdi nach einem Kündigungsschutz für die Mitarbeiter.

Von Michael Braun | 20.04.2015
    Vor der Postbank-Zentrale in Essen (Nordrhein-Westfalen) steht am 17.06.2014 ein Baukran, der zu einer Baustelle vor dem Verwaltungsgebäude gehört.
    Die Postbank wird wohl entweder wieder verkauft oder bankintern auf Gewinn getrimmt. Beides dürfte Arbeitsplätze kosten. (dpa / Roland Weihrauch)
    Mehrere Verhandlungsrunden hat es schon gegeben, 33 Tage mit Warnstreiks auch. Heute begann der unbefristete Ausstand bei der Postbank. In Sachsen, Sachsen-Anhalt, in Teilen Brandenburgs und Thüringens ging es los. Demonstration und Kundgebung in Berlin unterstrichen die Forderungen: Fünf Prozent mehr Lohn sind noch das Wenigste. Es geht vor allem um den Kündigungsschutz. Den will die Gewerkschaft Verdi bei der Postbank bis 2020 ausdehnen. Die knapp 15.000 Beschäftigten des Bonner Teilkonzerns der Deutschen Bank fürchten um ihre Arbeitsplätze. Dies vor allem, weil die Deutsche Bank ihre seit 2008 in mehreren Schritten übernommene 95 Prozent-Beteiligung offenbar wieder loswerden will.
    2009, ein halbes Jahr nach der Lehman-Pleite, unterstrich die Deutsche Bank, sie wisse allein, ohne staatliche Stütze, den Weg aus der Krise. Der damalige Bankchef Josef Ackermann wollte das Privatkundengeschäft ausbauen, es als sicheres zweites Bein neben das Investmentbanking stellen, und dies mithilfe der Postbank.
    "Mit unserer künftigen Beteiligung an der Deutschen Postbank beabsichtigen wir eine zusätzliche Stärkung unserer stabilen Geschäftsfelder. Die Postbank bietet uns mit Kundeneinlagen in Höhe von knapp 100 Milliarden Euro und 14 Millionen Kunden auch eine wertvolle strategische Option im Privatkundengeschäft."
    14 Millionen Postbankkunden
    Die 14 Millionen Postbankkunden lockten: Die Deutsche Bank wollte ihnen Investmentfonds verkaufen. Und wollte die Spargelder, die nicht als Kredit vergeben sind, gern zur Finanzierung des Investmentbankings der Deutschen Bank einsetzen. Das waren - Stand Ende vorigen Jahres - immerhin gut acht Milliarden Euro. Doch die Bankenaufsicht witterte Gefahr fürs Spargeld machte der Deutschen Bank einen Strich durch diese Rechnung. Stefan Bongardt, Bankanalyst von Independent Research, erinnert daran, "dass eben die Einlagen der Postbank nur noch zu zehn Prozent zur Finanzierung der Deutschen Bank herangezogen werden dürfen. Das ist auch ein Faktor, der damals, bei der Übernahme, so noch nicht bekannt war und feststand. Und, ja, ich wage mal die Vermutung einfach, dass zu heutigem Stand die Deutsche Bank die Postbank mit Sicherheit nicht übernommen hätte."
    Arbeitsplätze gefährdet
    Die Spareinlagen, die nicht als Kredit verkauft werden konnten, musste die Postbank etwa bei der EZB einzahlen - und dies zu negativen Zinsen. Der erhoffte Vorteil wurde zum Ballast, zumal auch das laufende Geschäft der Postbank nicht gerade boomt:
    "Es ist halt ein Kreditinstitut, was eben sehr stark abhängig ist von einfachen Bankprodukten, das heißt Einlagen- und Konsumentenkreditgeschäft. Da ist es relativ schwierig, Geld zu verdienen. Das ist auch ein Faktor, der die Postbank zuletzt deutlich belastet hat."
    Deshalb wird die Postbank wohl entweder wieder verkauft oder bankintern auf Gewinn getrimmt. Beides dürfte Arbeitsplätze kosten. Das will Verdi mit einem Kündigungsschutz verhindern.