In diesem innerisraelischen Streit geht es um mehr als nur um die künstlerische Freiheit eines Dokumentarfilmers. Es ist auch ein Streit über den richtigen Ton im Umgang mit dem Gedenken an den Holocaust, eine Diskussion, in die sich Sivan nicht erst mit seinem Eichmann-Film eingeschaltet hat. Schon in seinem Dokumentarfilm "Gedenke! Sklaven der Erinnerung" übte er 1993 scharfe Kritik an der politischen Instrumentalisierung des Holocaust an Israels Schulen und machte sich Feinde im Land - er gilt bei der Rechten als Antizionist und Nestbeschmutzer.
Als Forum für die Veröffentlichung seiner Kritik an Sivans Eichmann-Film hat der israelische Filmhistoriker Hillel Tryster ausgerechnet die Zeitschrift des Jerusalemer Vidal Sassoon-Zentrums für die Erforschung des Antisemitismus gewählt: Ein von vornherein irreführendes Umfeld für eine Kritik an der international anerkannten Filmarbeit eines israelischen Regisseurs. Tryster bezeichnet Sivans Werk als "infamen Betrug", der sich durch radikale Schnittarbeit und die Inszenierung fiktiver Dialoge auszeichne. In einem Fall habe Sivan einen Wortwechsel zwischen dem Hauptankläger Gideon Hausner und einem jüdischen Zeugen konstruiert, der so in Wirklichkeit nie stattgefunden habe. Dem Zeugen werde auf der Tonspur die Frage gestellt, weshalb sich die Juden während der Shoa nicht gewehrt hätten. Der Befragte grübelt lange und bleibt die Antwort schuldig. Für Tryster das Hauptindiz für die, wie er meint, Manipulation des authentischen Filmstoffs, die suggerieren solle, die Juden hätten sich während des Holocaust nicht zur Wehr gesetzt. Für Sivan ist nicht nur dieser Vorwurf, sondern überhaupt die Ausgangsargumentation von Tryster ein Absurdum. Wie Sivan im Gespräch sagt, erhebe sein Film nirgends den Anspruch, den realen Verlauf des Eichmann-Prozesses zu rekonstruieren. Es gehe hier nicht um eine Dokumentation, sondern um die künstlerische Interpretation einer historischen Wahrheit. Die kritisierte Stelle sei Teil einer siebenminütigen Filmcollage, die die Art der Zeugenbefragung reflektiert und in der so gut wie alle Szenen ihrer historischen Authentizität entkleidet worden seien.
Noch einmal sei daran erinnert, dass beim offiziellen Gedenken an die Shoa in Israel lange Zeit das Heroische im Vordergrund stand: Der Warschauer Ghettoaufstand wurde überproportional betont, weil es nicht in das Bild der militarisierten Gesellschaft Israels passte, dass sich Juden kaum gegen den Massenmord gewehrt hatten. Sivan hatte diese Form politischer Instrumentalisierung der Shoa schon 1993 angegriffen. Für ihn ist der Eichmann-Prozess ein wichtiges Kapitel dieser Instrumentalisierungsgeschichte: Die Frage, weshalb man sich nicht gewehrt habe, habe Hauptankläger Hausner damals etlichen Zeugen gestellt, sagt Sivan. Dies sei eine Unzumutbarkeit, mit der der militaristische Zionismus gefeiert werden sollte - wohlgemerkt ohne jegliche Rücksicht auf die Empfindungen der Holocaustüberlebenden. Tryster bemängelt, dass Sivan den Hauptankläger Hausner so darstelle, als ob der israelische Staatsanwalt einen politisch motivierten Schauprozess inszeniere, um der Welt vor Augen zu führen, welche Bestie Eichmann gewesen sei; die Art, wie Sivan Eichmann als farblosen Schreibtischtäter porträtiere, sei eine Verharmlosung. Am Ende erscheine gar der israelische Hauptankläger nicht weniger schlimm als der Angeklagte - diese skurrile These meint Tryster allen Ernstes mit der Behauptung zu untermauern, Sivan suggeriere dem Zuschauer wiederholt angebliche gemeinsame äußerliche Parallelen von Hausner und Eichmann, wie etwa die ähnlichen Oberkopfglatzen der beiden. Der Regisseur Sivan dazu: Lächerlich, nur Hillel Tryster sehe solche Gemeinsamkeiten.
Eigentlich hätte Trysters Studie über Sivans Film "Der Spezialist" ein juristisches Nachspiel haben sollen, ein weiteres Absurdum in einer Kette von Merkwürdigkeiten der Kritik an dem Film. Mittlerweile hat jedoch der israelische Generalstaatsanwalt einen Antrag der Hebräischen Universität in Jerusalem, Sivans Vorgehen auf rechtswidriges Verhalten und Fälschung hin zu prüfen, abgewiesen. Ein ähnliches Anliegen verfolgen nun auch die Kinder des damaligen Hauptanklägers Hausner: Sie wollen Sivan wegen Beamtenbeleidigung und Fälschung belangen lassen und gar wegen eines Infragestellens des Todesurteils gegen Eichmann, da der in dem Film nur als kleines Rädchen in der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie dargestellt werde. Sivan wundert sich nur: Genau das habe doch Eichmann damals zu seiner eigenen Verteidigung gesagt.
Als Forum für die Veröffentlichung seiner Kritik an Sivans Eichmann-Film hat der israelische Filmhistoriker Hillel Tryster ausgerechnet die Zeitschrift des Jerusalemer Vidal Sassoon-Zentrums für die Erforschung des Antisemitismus gewählt: Ein von vornherein irreführendes Umfeld für eine Kritik an der international anerkannten Filmarbeit eines israelischen Regisseurs. Tryster bezeichnet Sivans Werk als "infamen Betrug", der sich durch radikale Schnittarbeit und die Inszenierung fiktiver Dialoge auszeichne. In einem Fall habe Sivan einen Wortwechsel zwischen dem Hauptankläger Gideon Hausner und einem jüdischen Zeugen konstruiert, der so in Wirklichkeit nie stattgefunden habe. Dem Zeugen werde auf der Tonspur die Frage gestellt, weshalb sich die Juden während der Shoa nicht gewehrt hätten. Der Befragte grübelt lange und bleibt die Antwort schuldig. Für Tryster das Hauptindiz für die, wie er meint, Manipulation des authentischen Filmstoffs, die suggerieren solle, die Juden hätten sich während des Holocaust nicht zur Wehr gesetzt. Für Sivan ist nicht nur dieser Vorwurf, sondern überhaupt die Ausgangsargumentation von Tryster ein Absurdum. Wie Sivan im Gespräch sagt, erhebe sein Film nirgends den Anspruch, den realen Verlauf des Eichmann-Prozesses zu rekonstruieren. Es gehe hier nicht um eine Dokumentation, sondern um die künstlerische Interpretation einer historischen Wahrheit. Die kritisierte Stelle sei Teil einer siebenminütigen Filmcollage, die die Art der Zeugenbefragung reflektiert und in der so gut wie alle Szenen ihrer historischen Authentizität entkleidet worden seien.
Noch einmal sei daran erinnert, dass beim offiziellen Gedenken an die Shoa in Israel lange Zeit das Heroische im Vordergrund stand: Der Warschauer Ghettoaufstand wurde überproportional betont, weil es nicht in das Bild der militarisierten Gesellschaft Israels passte, dass sich Juden kaum gegen den Massenmord gewehrt hatten. Sivan hatte diese Form politischer Instrumentalisierung der Shoa schon 1993 angegriffen. Für ihn ist der Eichmann-Prozess ein wichtiges Kapitel dieser Instrumentalisierungsgeschichte: Die Frage, weshalb man sich nicht gewehrt habe, habe Hauptankläger Hausner damals etlichen Zeugen gestellt, sagt Sivan. Dies sei eine Unzumutbarkeit, mit der der militaristische Zionismus gefeiert werden sollte - wohlgemerkt ohne jegliche Rücksicht auf die Empfindungen der Holocaustüberlebenden. Tryster bemängelt, dass Sivan den Hauptankläger Hausner so darstelle, als ob der israelische Staatsanwalt einen politisch motivierten Schauprozess inszeniere, um der Welt vor Augen zu führen, welche Bestie Eichmann gewesen sei; die Art, wie Sivan Eichmann als farblosen Schreibtischtäter porträtiere, sei eine Verharmlosung. Am Ende erscheine gar der israelische Hauptankläger nicht weniger schlimm als der Angeklagte - diese skurrile These meint Tryster allen Ernstes mit der Behauptung zu untermauern, Sivan suggeriere dem Zuschauer wiederholt angebliche gemeinsame äußerliche Parallelen von Hausner und Eichmann, wie etwa die ähnlichen Oberkopfglatzen der beiden. Der Regisseur Sivan dazu: Lächerlich, nur Hillel Tryster sehe solche Gemeinsamkeiten.
Eigentlich hätte Trysters Studie über Sivans Film "Der Spezialist" ein juristisches Nachspiel haben sollen, ein weiteres Absurdum in einer Kette von Merkwürdigkeiten der Kritik an dem Film. Mittlerweile hat jedoch der israelische Generalstaatsanwalt einen Antrag der Hebräischen Universität in Jerusalem, Sivans Vorgehen auf rechtswidriges Verhalten und Fälschung hin zu prüfen, abgewiesen. Ein ähnliches Anliegen verfolgen nun auch die Kinder des damaligen Hauptanklägers Hausner: Sie wollen Sivan wegen Beamtenbeleidigung und Fälschung belangen lassen und gar wegen eines Infragestellens des Todesurteils gegen Eichmann, da der in dem Film nur als kleines Rädchen in der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie dargestellt werde. Sivan wundert sich nur: Genau das habe doch Eichmann damals zu seiner eigenen Verteidigung gesagt.