Antikörper sind die schlagkräftigsten Waffen des Immunsystems. Sie sehen so aus wie der Buchstabe Y. Mit seinen beiden kurzen Armen heftet sich das Ypsilon an eine körperfremde Struktur, zum Beispiel an die Oberfläche eines Krankheitskeims. Der lange Arm lockt dann Abwehr-Zellen an, die den Eindringling vernichten. Gegen Tumore reicht deren Arsenal allerdings nicht aus. Forscher der Münchner Firma Micromet haben daher einen künstlichen Antikörper hergestellt. Er alarmiert ganz besonders kampfbereite Scharfschützen des Immunsystems, die so genannten T-Zellen, sagt Forschungsleiter Dr. Patrick Bäuerle.
"Solche Antikörper kommen in der Natur nicht vor. Die Natur hat es nicht vorgesehen, dass Antikörper in der Lage sind, T-Zellen zu rekrutieren. 6:30 Wir haben also einen kleinen Antikörper entwickelt, der mit einem Arm – genau wie ein normaler Antikörper – an Tumorzellen bindet, mit dem anderen Arm jetzt aber in der Lage ist, eine Struktur zu erkennen, die auf jeder T-Zelle vorkommt."
Dieser künstliche Antikörper bringt also eine Krebszelle mit einer T-Zelle zusammen, es zerrt sozusagen das Opfer direkt zu seinem Henker. Das ist ein neuer Ansatz der Immuntherapie gegen Krebs, und möglicherweise viel wirksamer als frühere Versuche. Denn bisher war es nicht gelungen, die T-Zellen an der Abwehr zu beteiligen. Bäuerle:
"T-Zellen sind in der Tat in der Lage, Tumore zu kontrollieren und vielleicht auch auszulöschen. Und demzufolge sind T-Zellen wahrscheinlich die schlimmsten Feinde, die Tumorzellen im Körper haben."
Normalerweise erregen Krebszellen aber bei den T-Zellen kein Aufsehen und bleiben daher unbehelligt. Erst der künstliche Antikörper schafft es, bei den Abwehrspezialisten sozusagen Krebsalarm auszulösen. Dass dieser Ansatz auch für eine Behandlung von Patienten taugen könnte, haben Zellkultur- und Tierversuche nahegelegt. Patrick Bäuerle:
"Wenn man das alles abgeklärt hat und sich sicher ist, dass der Antikörper wirkt und auch sicher genug ist, kann man den Schritt vollziehen und in Patienten gehen. Genau diesen Schritt haben wir vollzogen und jetzt in einer Studie in ‚Science‘ veröffentlicht, dass dieser Antikörper nicht nur in Tiermodellen hoch aktiv ist, nicht nur in Zellkulturen das Gewünschte erreichen kann, sondern auch in Patienten. Nämlich dass Tumore zurückgehen in ihrer Größe oder gar ganz verschwinden."
Ärzte des Universitätsklinikums Würzburg haben mit dem künstlichen Antikörper insgesamt 38 Patienten mit verschiedenen Arten von Blutkrebs behandelt. Das sind noch nicht viele Menschen; die heutige Veröffentlichung läutet also noch längst keine Revolution in der Krebsbehandlung ein. Doch eines machen auch die wenigen Patienten bereits deutlich: Der neue Antikörper wirkt schon in einer sehr geringen Tagesdosis – wahrscheinlich weil die T-Zellen den Tumor äußerst effektiv bekämpfen. Bäuerle:
"0,1 Milligramm Antikörper haben wir hier verabreicht. Zum Vergleich: Bei konventionellen Antikörpertherapien werden in der Regel Grammmengen eingesetzt."
Behandelt wurden die Patienten durch eine vier- bis achtwöchige Dauerinfusion mit einer tragbaren Minipumpe. Der Erfolg: Im Blut der Kranken waren die Krebszellen verschwunden. Lymphknoten, die wegen des Tumors stark angeschwollen waren, schrumpften – bei einigen Patienten sogar auf Normalgröße. Und bei manchen spürten die T-Zellen den Krebs sogar im Knochenmark auf, einem beliebten Versteck der Tumorzellen. Allerdings, so Bäuerle:
"Es gibt Nebenwirkungen, wenn man T-Zellen aktiviert, die kennen wir alle. Wenn wir zum Beispiel eine Erkältung haben, haben wir anfangs Fieber, Schüttelfrost. Wir sind müde, müssen uns ins Bett legen und so weiter. Das sehen wir auch, das muss man erwarten, wenn man T-Zellen aktiviert. Aber viele Nebenwirkungen sind nur anfänglich"
Noch ist unklar, wie lange die Wirkung anhält. Das gilt es in einer weiteren Studie mit mehr Patienten zu klären. Eine weitere Untersuchung soll zeigen, ob auch sehr aggressive Formen von Blutkrebs mit dem künstlichen Antikörper behandelt werden können.
"Solche Antikörper kommen in der Natur nicht vor. Die Natur hat es nicht vorgesehen, dass Antikörper in der Lage sind, T-Zellen zu rekrutieren. 6:30 Wir haben also einen kleinen Antikörper entwickelt, der mit einem Arm – genau wie ein normaler Antikörper – an Tumorzellen bindet, mit dem anderen Arm jetzt aber in der Lage ist, eine Struktur zu erkennen, die auf jeder T-Zelle vorkommt."
Dieser künstliche Antikörper bringt also eine Krebszelle mit einer T-Zelle zusammen, es zerrt sozusagen das Opfer direkt zu seinem Henker. Das ist ein neuer Ansatz der Immuntherapie gegen Krebs, und möglicherweise viel wirksamer als frühere Versuche. Denn bisher war es nicht gelungen, die T-Zellen an der Abwehr zu beteiligen. Bäuerle:
"T-Zellen sind in der Tat in der Lage, Tumore zu kontrollieren und vielleicht auch auszulöschen. Und demzufolge sind T-Zellen wahrscheinlich die schlimmsten Feinde, die Tumorzellen im Körper haben."
Normalerweise erregen Krebszellen aber bei den T-Zellen kein Aufsehen und bleiben daher unbehelligt. Erst der künstliche Antikörper schafft es, bei den Abwehrspezialisten sozusagen Krebsalarm auszulösen. Dass dieser Ansatz auch für eine Behandlung von Patienten taugen könnte, haben Zellkultur- und Tierversuche nahegelegt. Patrick Bäuerle:
"Wenn man das alles abgeklärt hat und sich sicher ist, dass der Antikörper wirkt und auch sicher genug ist, kann man den Schritt vollziehen und in Patienten gehen. Genau diesen Schritt haben wir vollzogen und jetzt in einer Studie in ‚Science‘ veröffentlicht, dass dieser Antikörper nicht nur in Tiermodellen hoch aktiv ist, nicht nur in Zellkulturen das Gewünschte erreichen kann, sondern auch in Patienten. Nämlich dass Tumore zurückgehen in ihrer Größe oder gar ganz verschwinden."
Ärzte des Universitätsklinikums Würzburg haben mit dem künstlichen Antikörper insgesamt 38 Patienten mit verschiedenen Arten von Blutkrebs behandelt. Das sind noch nicht viele Menschen; die heutige Veröffentlichung läutet also noch längst keine Revolution in der Krebsbehandlung ein. Doch eines machen auch die wenigen Patienten bereits deutlich: Der neue Antikörper wirkt schon in einer sehr geringen Tagesdosis – wahrscheinlich weil die T-Zellen den Tumor äußerst effektiv bekämpfen. Bäuerle:
"0,1 Milligramm Antikörper haben wir hier verabreicht. Zum Vergleich: Bei konventionellen Antikörpertherapien werden in der Regel Grammmengen eingesetzt."
Behandelt wurden die Patienten durch eine vier- bis achtwöchige Dauerinfusion mit einer tragbaren Minipumpe. Der Erfolg: Im Blut der Kranken waren die Krebszellen verschwunden. Lymphknoten, die wegen des Tumors stark angeschwollen waren, schrumpften – bei einigen Patienten sogar auf Normalgröße. Und bei manchen spürten die T-Zellen den Krebs sogar im Knochenmark auf, einem beliebten Versteck der Tumorzellen. Allerdings, so Bäuerle:
"Es gibt Nebenwirkungen, wenn man T-Zellen aktiviert, die kennen wir alle. Wenn wir zum Beispiel eine Erkältung haben, haben wir anfangs Fieber, Schüttelfrost. Wir sind müde, müssen uns ins Bett legen und so weiter. Das sehen wir auch, das muss man erwarten, wenn man T-Zellen aktiviert. Aber viele Nebenwirkungen sind nur anfänglich"
Noch ist unklar, wie lange die Wirkung anhält. Das gilt es in einer weiteren Studie mit mehr Patienten zu klären. Eine weitere Untersuchung soll zeigen, ob auch sehr aggressive Formen von Blutkrebs mit dem künstlichen Antikörper behandelt werden können.