
Auf die Frage, ob die US-Regierung bei der Unterstützung für das von Russland angegriffene Land Einschnitte vornehmen werde, antwortete Trump: "Möglicherweise. Ja, wahrscheinlich, sicherlich." Die USA sind unter Präsident Biden der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland gewesen.
Interview wurde vor dem Treffen mit Ukraines Präsident Selenskyj aufgezeichnet
Das Interview mit NBC wurde bereits am Freitag geführt, einen Tag bevor Trump am Samstag mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Paris zusammentraf. Nach dem Gespräch in Paris hatte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social eine "unverzügliche Waffenruhe" gefordert und an Kiew und Moskau appelliert, Verhandlungen aufzunehmen. Die von Trump angestrebte Einigung mit Russland könnte nach Einschätzung von Kritikern dazu führen, dass die Ukraine gezwungen sein wird, eine Reihe der von Russland besetzten Gebiete aufzugeben.
Trump hielt in dem NBC-Interview auch den Druck auf die NATO-Partner aufrecht. Er werde einen Austritt der USA aus dem Militärbündnis in Betracht ziehen, sollten die anderen Mitgliedsländer sein Land nicht "fair" behandeln, betonte Trump: "Sie müssen ihre Rechnungen bezahlen." Bereits im Frühjahr hatte der Republikaner erklärt, er werde säumigen NATO-Partner nicht zu Hilfe kommen, falls diese angegriffen würden. Vielmehr werde er die Russen dann ermutigen, mit ihnen zu tun, "was immer sie wollen".
Trump will Geburtsrecht auf Staatsbürgerschaft abschaffen
Beim Thema Einwanderung bekräftigte der 78-Jährige seine Absicht, eine rigorose Abschiebepolitik umzusetzen. Die Umsetzung sei aber schwierig. "Wissen Sie, es gibt Regeln, Vorschriften und Gesetze." Er kündigte zudem an, das in der Verfassung verankerte Geburtsrecht auf Staatsbürgerschaft in den USA nach Möglichkeit abzuschaffen. Dies werde er mit seinem Amtsantritt am 20. Januar vorantreiben, "wenn wir das können, durch eine Exekutivmaßnahme".
Laut Verfassung erhält jeder, der auf dem Boden der USA geboren ist, die amerikanische Staatsbürgerschaft. Trump nannte diese Bestimmung "lächerlich". Zugleich stellte er jedoch ein Abkommen zum Schutz der sogenannten "Dreamer"-Einwanderer in Aussicht. Dabei geht es um Menschen, die als Kinder illegal in die USA gebracht wurden. Das US-Heimatschutzministerium schätzt, dass sich Anfang 2022 etwa elf Millionen Einwanderer widerrechtlich in den Vereinigten Staaten aufhielten.
"Zölle sind ein sehr mächtiges Instrument"
Auch die von ihm angekündigte rigorose Zollpolitik, unter anderem gegen die wichtigen Handelspartner Kanada, Mexiko und China, werde in die Tat umgesetzt, sagte Trump im Interview. "Richtig eingesetzte" Zölle seien ein sehr mächtiges Instrument. Er werde damit auch Druck aufbauen, um "andere Dinge außerhalb der Wirtschaft" zu erreichen. Dies zielt mutmaßlich auf eine Eindämmung der Drogenimporte sowie der illegalen Migration. Auf die Frage, ob US-Bürger infolge der Zölle mit höheren Preisen rechnen müssten, antwortete Trump: "Ich kann nichts garantieren."
"Sehr schnell" nach seinem Amtsantritt werde er sich um die Begnadigung inhaftierter Anhänger kümmern, versprach der designierte Präsident. Von ihm durch falsche Wahlbetrugsvorwürfe angestachelte Gefolgsleute hatten am 6. Januar 2021 - während seiner ersten Amtszeit - das Kapitol in Washington gestürmt. Viele der Beteiligten, darunter auch Anführer rechtsextremer Milizen, wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Trump bezeichnet die Inhaftierten als "Geiseln".
Er selbst war im Zusammenhang mit den Ereignissen wegen Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten angeklagt worden. Angesichts seines Wahlsieges stellte die US-Justiz das Verfahren ein, da gegen einen amtierenden Präsidenten nicht ermittelt werde.
Diese Nachricht wurde am 09.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.