Sie hatte seltsame Pusteln und schmerzhafte, offene Hautstellen auf der Stirn, am Hals, der Schulter und am Daumen. Der Hausarzt verschrieb dem 15-jährigen Mädchen Antibiotikum. Doch das brachte keine Besserung. Das Mädchen klagte zusätzlich über hohes Fieber und Kopfschmerzen. Zur weiteren Abklärung kam sie in die Hautklinik des Helios-Klinkums Krefeld. Das Mädchen ist die erste von insgesamt sechs solcher Erkrankungen im Raum Krefeld, sagt der Leiter der Dermatologie, Privatdozent Dr. Chalid Assaf. Bundesweit hat das Robert-Koch-Institut seit März letzten Jahres 23 Fälle in Deutschland registriert und Kenntnis von bis zu 20 in Frankreich.
"Es sind interessanterweise gehäuft jüngere Patienten gekommen, die eine untypische Symptomatik hatten wie Fieber und Abgeschlagenheit und zu uns in die Hautklinik kamen, weil sie Hautveränderungen hatten. Betont im Bereich der Hände, teilweise auch am Stamm. Das sind kraterartige Knoten, ähnlich einem kleinen Vulkan, wo in der Mitte ein Loch sozusagen ist. Es ist schwarzes, kaputtes Gewebe im Zentrum dieses Knotens."
Die Mediziner standen vor einem Rätsel. Erst als das Mädchen von ihrer Schmuseratte erzählte, die kurz vor ihr erkrankt und gestorben war, kamen sie auf die richtige Spur, berichtet Dr. Christian Becker vom Hygieneinstitut des Helios-Klinkums.
"Das brachte uns auf die Idee, es könnte sich eventuell um eine Pockenviruserkrankung handeln."
Der Mediziner schickte Krustenproben und Serum aus den Hautveränderungen an das Robert-Koch-Institut in Berlin.
"Das führte unmittelbar am selben Tag elektronenmikroskopisch zu der Diagnostik Pockenvirusinfektion und am folgenden Tag durch das moderne Verfahren der Polymerase-Kettenreaktion zur Diagnose Kuhpockeninfektion."
Kuhpocken sind für Menschen nicht so gefährlich wie die Menschen-Pocken, obwohl sie derselben Virus-Spezies angehören, den sogenannten Orthopockenviren.
"Die Kuhpocken waren am Ende des 18. Jahrhunderts Ausgangspunkt in England zur Entwicklung der Impfung gegen die Menschenpocken."
Ende der 70er-Jahre erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Erde für pockenfrei. Seither gibt es weltweit keine Impfpflicht mehr. Die Erkrankung an Kuhpocken ist extrem selten. Da in den jüngsten Fällen nahezu ausschließlich Menschen unter 30 Jahren erkrankten, könnte ein Zusammenhang mit dem fehlenden Pockenimpfschutz bestehen.
"Es handelt sich um ein selten beschriebenes Krankheitsbild. Es werden bisher in Deutschland zwischen ein und fünf Fälle gesehen, überwiegend durch Katzen übertragen."
Die von Dr. Becker veröffentlichten Fallbeschreibungen zeigen erstmals zwei Besonderheiten: 1. wurde der Virus in allen Fällen von weißen Farbratten übertragen und nicht von Katzen und der Virus kommt aus einem Stamm. Das ist ungewöhnlich, da Kuhpockenviren extrem viele Stämme bilden. Alle infizierten Ratten kamen von einem Großhändler aus Tschechien, bestätigt das Robert-Koch-Institut.
"Man sollte darüber Bescheid wissen, dass ein sehr naher Tierkontakt auch Infektionsgefahren beinhalten kann. Und Ratten gelten als natürliches Reservoir dieser Kuhpockenviren."
Genauso wie Katzen und Wildnagetiere. Die Schmuseratten der erkrankten Personen waren alle zuvor an ähnlichen Hauterkrankungen gestorben. Die Inkubationszeit bei Mensch und Tier dauert bis zu 2 Wochen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt. Der Dermatologe Dr. Chalid Assaf vom Helios-Klinikum Krefeld warnt aber davor, dass Erkrankte durch Kontakt mit eigenem Wundsekret den Infekt auf ihre Augen übertragen können. Ansonsten bleibe den Erkrankten Patienten nur Geduld. Eine ursächliche Therapie gibt es nicht. Nach ein bis zwei Monaten bleiben im schlimmsten Fall ein paar Narben.
"Allerdings siedeln sich sehr gerne in diesen Wunden Bakterien an und die können Ausgangspunkt einer lebensgefährlichen Infektion sein. So dass es primär darum geht die Bakterien zu behandeln, eine trockene Wunde zu haben, die am Ende selbstlimitierend ist."
Seit Ende März hat das Robert-Koch-Institut keine neuen Fälle von Kuhpockeninfektionen beim Menschen registriert. Aus unbekannten Gründen machen die Infektionen mit diesen Viren im Sommer immer eine Pause, hieß es in Berlin. Deshalb sei man gespannt, ob im Herbst erneut eine Infektionswelle auftauche.
"Es sind interessanterweise gehäuft jüngere Patienten gekommen, die eine untypische Symptomatik hatten wie Fieber und Abgeschlagenheit und zu uns in die Hautklinik kamen, weil sie Hautveränderungen hatten. Betont im Bereich der Hände, teilweise auch am Stamm. Das sind kraterartige Knoten, ähnlich einem kleinen Vulkan, wo in der Mitte ein Loch sozusagen ist. Es ist schwarzes, kaputtes Gewebe im Zentrum dieses Knotens."
Die Mediziner standen vor einem Rätsel. Erst als das Mädchen von ihrer Schmuseratte erzählte, die kurz vor ihr erkrankt und gestorben war, kamen sie auf die richtige Spur, berichtet Dr. Christian Becker vom Hygieneinstitut des Helios-Klinkums.
"Das brachte uns auf die Idee, es könnte sich eventuell um eine Pockenviruserkrankung handeln."
Der Mediziner schickte Krustenproben und Serum aus den Hautveränderungen an das Robert-Koch-Institut in Berlin.
"Das führte unmittelbar am selben Tag elektronenmikroskopisch zu der Diagnostik Pockenvirusinfektion und am folgenden Tag durch das moderne Verfahren der Polymerase-Kettenreaktion zur Diagnose Kuhpockeninfektion."
Kuhpocken sind für Menschen nicht so gefährlich wie die Menschen-Pocken, obwohl sie derselben Virus-Spezies angehören, den sogenannten Orthopockenviren.
"Die Kuhpocken waren am Ende des 18. Jahrhunderts Ausgangspunkt in England zur Entwicklung der Impfung gegen die Menschenpocken."
Ende der 70er-Jahre erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Erde für pockenfrei. Seither gibt es weltweit keine Impfpflicht mehr. Die Erkrankung an Kuhpocken ist extrem selten. Da in den jüngsten Fällen nahezu ausschließlich Menschen unter 30 Jahren erkrankten, könnte ein Zusammenhang mit dem fehlenden Pockenimpfschutz bestehen.
"Es handelt sich um ein selten beschriebenes Krankheitsbild. Es werden bisher in Deutschland zwischen ein und fünf Fälle gesehen, überwiegend durch Katzen übertragen."
Die von Dr. Becker veröffentlichten Fallbeschreibungen zeigen erstmals zwei Besonderheiten: 1. wurde der Virus in allen Fällen von weißen Farbratten übertragen und nicht von Katzen und der Virus kommt aus einem Stamm. Das ist ungewöhnlich, da Kuhpockenviren extrem viele Stämme bilden. Alle infizierten Ratten kamen von einem Großhändler aus Tschechien, bestätigt das Robert-Koch-Institut.
"Man sollte darüber Bescheid wissen, dass ein sehr naher Tierkontakt auch Infektionsgefahren beinhalten kann. Und Ratten gelten als natürliches Reservoir dieser Kuhpockenviren."
Genauso wie Katzen und Wildnagetiere. Die Schmuseratten der erkrankten Personen waren alle zuvor an ähnlichen Hauterkrankungen gestorben. Die Inkubationszeit bei Mensch und Tier dauert bis zu 2 Wochen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt. Der Dermatologe Dr. Chalid Assaf vom Helios-Klinikum Krefeld warnt aber davor, dass Erkrankte durch Kontakt mit eigenem Wundsekret den Infekt auf ihre Augen übertragen können. Ansonsten bleibe den Erkrankten Patienten nur Geduld. Eine ursächliche Therapie gibt es nicht. Nach ein bis zwei Monaten bleiben im schlimmsten Fall ein paar Narben.
"Allerdings siedeln sich sehr gerne in diesen Wunden Bakterien an und die können Ausgangspunkt einer lebensgefährlichen Infektion sein. So dass es primär darum geht die Bakterien zu behandeln, eine trockene Wunde zu haben, die am Ende selbstlimitierend ist."
Seit Ende März hat das Robert-Koch-Institut keine neuen Fälle von Kuhpockeninfektionen beim Menschen registriert. Aus unbekannten Gründen machen die Infektionen mit diesen Viren im Sommer immer eine Pause, hieß es in Berlin. Deshalb sei man gespannt, ob im Herbst erneut eine Infektionswelle auftauche.