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Kulinarische Herausforderung

Neurologie. - Essen und Trinken haben wie andere Genüsse auch viel mit dem Gehirn zu tun. Römische Wissenschaftler haben jetzt erforscht, wie stark das Gehirn von verschiedenen Speisen angeregt wird.

    Vollreife Tomatenscheiben, frischer Büffelmozzarella auf dünnem Teig, im Holzkohleofen knusprig gebacken - so sieht ein Gericht aus, das nicht nur alle Sinne, sondern offenbar auch viele Gehirnareale anspricht. Die klassische Pizza Margherita aktiviert nach Forschungen von Neurologen der römischen Universität "La Sapienza" weite Teile des Gehirns, "es arbeitet", so die Neurologin Francesca Caramia, "auf Hochtouren". Caramia und ihre Kollegen vom neurologischen Institut sind der Frage nachgegangen, wo und wie unser Gehirn auf gastronomische Reize reagiert.

    Die Mediziner legten ihre Probanden in einen Magnetresonanztomographen, mit dem sie die Aktivität des Gehirns live verfolgen konnten. Offenbar werden bei Essen und Trinken zwei Areale der Hirnrinde aktiviert. Die erste versucht die Konsistenz zu erkennen, etwa ob es sich um einen flüssigen oder einen festen Gegenstand handelt. Das zweite Hirnareal entscheidet über Wohl- oder Mißfallen, ob es schmeckt oder nicht. Die Neurologen wollten das Zusammenspiel der verschiedenen Hirnareale erkunden.

    Dabei konnten die Mediziner auch erkennen, daß sich verschiedene Zutaten ergänzen, um die Reaktion des Gehirns zu verstärken. Die Hirnrinden der meisten Testpersonen reagierten zum Beispiel so gut wie gar nicht auf Basilikum. Aßen sie ein Stück Pizza Margherita ohne Basilikum reagierte die vordere Hirnrinde zwar intensiv, aber so richtig kräftig durchblutet wurde sie erst dann, als die Testpersonen ein Stück Pizza mit Basilikum aßen. Mit ihrer Methode wollen Francesca Caramia und ihre Kollegen in Zukunft Informationen über jene Mechanismen bekommen, die Eßstörungen wie Anorexie und Bulimie hervorrufen. Ziel ist es neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

    [Quelle: Thomas Migge]