"Wer hat Angst vor Virginia Woolf, Virginia Woolf, Virginia Woolf? Wer hat Angst vor Virginia Woolf, Virginia Woolf, Virginia Woolf?"
Edward Albees Geschlechterkampf-Furioso schlug Anfang der 60er Jahre wie eine Bombe ein auf den Bühnen der Welt. Dass sich hinter der distinguierten Fassade einer Collegeprofessoren-Ehe ein Abgrund aus Alkoholismus und Psychoterror der monströsesten Art verbergen konnte, vermochte damals die Öffentlichkeit zu schockieren. Die Entlarvung der bürgerlichen Ehe als Walstatt brutaler Machtkämpfe, so etwas galt 1962 als Tabubruch.
"Martha: Du hast dich kaputtgelacht, ich hab's doch gehört.
George: Es war ganz lustig.
Martha: Es war zum Schreien komisch!
George: Es war sehr amüsant.
Martha: Du kotzt mich an! "
Würde es ein Paar wie Martha und George heute noch zwanzig Jahre zusammen aushalten? Unwahrscheinlich. The times, they are a-changing. Heute würden sich die beiden vermutlich trennen, oder sie würden den Weg zum nächsten systemischen Paartherapeuten beschreiten und vielleicht in einer Familienaufstellung an der behutsamen Aufarbeitung ihrer destruktiven Kommunikationsmuster arbeiten. Selber schuld, wer sich heute noch in unauflösliche Kollusionen verstrickt...
Edward Albees Zimmerschlacht-Drama ist ein halbes Jahrhundert nach seiner Uraufführung ein klitzekleines bisschen vom Hauch des Unzeitgemäßen umweht. Dass "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" auf der Bühne nach wie vor funktioniert, hat mit dem unbestreitbaren dramatischen Qualitäten des Stücks zu tun. Qualitäten, um die auch Regisseur Jan Bosse weiß. Er legt seines Wiener Inszenierung als Screwball-Komödie an, als Screwball-Komödie der abgründigsten Art allerdings.
Bosse: "Das eskaliert bei uns einfach mehr. Wir gehen aus dem psychologischen Realismus raus und entdecken ein Stück absurdes Theater in dem Ding."
"In einem Teiche
schwimmt eine Leiche.
Durch ihren Geschlechtskanal
windet sich ein dicker Aal.
Ihr Arsch war bemoost.
PROST."
Bosse: " Ich glaube, Albee steht wirklich mehr in der Tradition von Pinter, Beckett und Ionescu als in der Tradition des amerikanischen Realismus. Es ist auch ein Stück über Sprache, die nicht mehr funktioniert, über Sprachverfall, über die Absurdität von Dialog, weil man merkt, letztendlich verstehen sich die Menschen nicht, auch wenn sie so gut eingespielt sind wie dieses Dreamteam des Ehekriegs, Martha und George."
Mit dem Schauspieler-Paar Christiane von Poelnitz und Joachim Meyerhoff - die beiden sind auch privat liiert - steht Jan Bosse ein Dreamteam exaltiertester Schauspielkunst zur Verfügung. Poelnitz gibt die Professorengattin Martha als alternden Vamp mit beachtlichem Destruktionspotential, als höhnische Zicke im Liz-Taylor-Look, die ihren Mann mit whiskygeschwängerten Provokationen gezielt aus der Reserve lockt. Joachim Meyerhoff spielt den Geschichtsprofessor George als zynischen Versager, der Marthas Provokationen mit zerstörerischen Psychospielchen quittiert.
"Martha: Nichts hast du getan, du tust ja nie was. Du sitzt nur rum und redest.
George: Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Soll ich mich aufführen wie du? Den ganzen Abend rumblöken und irgendwelche Leute anquatschen?
Martha: Ich blöke nicht!
George: Ist ja schon gut, du blökst nicht.
Martha: Ich blöke nicht.
George: Ja, hab ich's nicht gerade eben gesagt: Du blökst nicht. "
Am Ende eines dichten, dynamischen Theaterabends zerstört Hausherr George mit einer Kettensäge das heimelige Interieur. Gattin Martha wankt mit tränenverschmierter Schminke dem rettenden Bett entgegen, während die Gäste - das junge, naive Akademikerpaar Putzi und Nick - doch das Weite gesucht haben. 1962 reichte dergleichen zum Skandal. 2008 sind wir alle abgeklärter, abgebrühter, in aufreibenden Zweierbeziehungs-Schlachten der ermüdenden Art vielleicht auch erprobter. Das Motto heute kann nur lauten: Trenne dich rechtzeitig!
Edward Albees Geschlechterkampf-Furioso schlug Anfang der 60er Jahre wie eine Bombe ein auf den Bühnen der Welt. Dass sich hinter der distinguierten Fassade einer Collegeprofessoren-Ehe ein Abgrund aus Alkoholismus und Psychoterror der monströsesten Art verbergen konnte, vermochte damals die Öffentlichkeit zu schockieren. Die Entlarvung der bürgerlichen Ehe als Walstatt brutaler Machtkämpfe, so etwas galt 1962 als Tabubruch.
"Martha: Du hast dich kaputtgelacht, ich hab's doch gehört.
George: Es war ganz lustig.
Martha: Es war zum Schreien komisch!
George: Es war sehr amüsant.
Martha: Du kotzt mich an! "
Würde es ein Paar wie Martha und George heute noch zwanzig Jahre zusammen aushalten? Unwahrscheinlich. The times, they are a-changing. Heute würden sich die beiden vermutlich trennen, oder sie würden den Weg zum nächsten systemischen Paartherapeuten beschreiten und vielleicht in einer Familienaufstellung an der behutsamen Aufarbeitung ihrer destruktiven Kommunikationsmuster arbeiten. Selber schuld, wer sich heute noch in unauflösliche Kollusionen verstrickt...
Edward Albees Zimmerschlacht-Drama ist ein halbes Jahrhundert nach seiner Uraufführung ein klitzekleines bisschen vom Hauch des Unzeitgemäßen umweht. Dass "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" auf der Bühne nach wie vor funktioniert, hat mit dem unbestreitbaren dramatischen Qualitäten des Stücks zu tun. Qualitäten, um die auch Regisseur Jan Bosse weiß. Er legt seines Wiener Inszenierung als Screwball-Komödie an, als Screwball-Komödie der abgründigsten Art allerdings.
Bosse: "Das eskaliert bei uns einfach mehr. Wir gehen aus dem psychologischen Realismus raus und entdecken ein Stück absurdes Theater in dem Ding."
"In einem Teiche
schwimmt eine Leiche.
Durch ihren Geschlechtskanal
windet sich ein dicker Aal.
Ihr Arsch war bemoost.
PROST."
Bosse: " Ich glaube, Albee steht wirklich mehr in der Tradition von Pinter, Beckett und Ionescu als in der Tradition des amerikanischen Realismus. Es ist auch ein Stück über Sprache, die nicht mehr funktioniert, über Sprachverfall, über die Absurdität von Dialog, weil man merkt, letztendlich verstehen sich die Menschen nicht, auch wenn sie so gut eingespielt sind wie dieses Dreamteam des Ehekriegs, Martha und George."
Mit dem Schauspieler-Paar Christiane von Poelnitz und Joachim Meyerhoff - die beiden sind auch privat liiert - steht Jan Bosse ein Dreamteam exaltiertester Schauspielkunst zur Verfügung. Poelnitz gibt die Professorengattin Martha als alternden Vamp mit beachtlichem Destruktionspotential, als höhnische Zicke im Liz-Taylor-Look, die ihren Mann mit whiskygeschwängerten Provokationen gezielt aus der Reserve lockt. Joachim Meyerhoff spielt den Geschichtsprofessor George als zynischen Versager, der Marthas Provokationen mit zerstörerischen Psychospielchen quittiert.
"Martha: Nichts hast du getan, du tust ja nie was. Du sitzt nur rum und redest.
George: Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Soll ich mich aufführen wie du? Den ganzen Abend rumblöken und irgendwelche Leute anquatschen?
Martha: Ich blöke nicht!
George: Ist ja schon gut, du blökst nicht.
Martha: Ich blöke nicht.
George: Ja, hab ich's nicht gerade eben gesagt: Du blökst nicht. "
Am Ende eines dichten, dynamischen Theaterabends zerstört Hausherr George mit einer Kettensäge das heimelige Interieur. Gattin Martha wankt mit tränenverschmierter Schminke dem rettenden Bett entgegen, während die Gäste - das junge, naive Akademikerpaar Putzi und Nick - doch das Weite gesucht haben. 1962 reichte dergleichen zum Skandal. 2008 sind wir alle abgeklärter, abgebrühter, in aufreibenden Zweierbeziehungs-Schlachten der ermüdenden Art vielleicht auch erprobter. Das Motto heute kann nur lauten: Trenne dich rechtzeitig!