An der Grenze zwischen der Lower East Side und Chinatown, mitten im Getümmel von Menschen und Verkehr, liegt das Büro von n+1. Das Gebäude ist schmuddelig, und die Fenster des dunklen Lofts gehen hinaus auf den Hinterhof. Zwei der insgesamt fünf Redakteure haben ihre vier Praktikanten um sich geschart, um über solch profane Dinge wie Businessstrategie und Vertrieb zu sprechen. Denn die meiste Zeit steckten die Macher, darunter Keith Gessen, von vornherein in die intellektuelle Arbeit ihres Magazins, um damit ihre Philosophie unter die Leute zu bringen.
" Wir waren über eine Menge Dinge frustriert, etwa darüber, wie sehr die intellektuelle Mittelklasse in Amerika den Irakkrieg unterstützte. Aber auch darüber, dass Bücher immer mehr zu Konsumprodukten geworden sind, also die Trennung der Literatur vom Leben selbst. Fictionautoren geben ihre Fiction Workshops, und die Poeten verkehren in Poetenkreisen und Politik ist in einer ganz anderen Ecke. Und die einflussreichsten Literaturkritiker unserer Zeit wollen das auch so. Der Druck, sich in New York als Autor zu spezialisieren ist extrem groß. "
Weil Politik, Kultur und Literatur bei n+1 zusammengehören, erscheinen in der Ausgabe Kurzgeschichten, politische Essays, Gedichte und Kommentare nebeneinander. Die Themenpalette reicht von den Schwierigkeiten, ein Deutscher zu sein über die politische Lage in Armenien hin zu einer Buchkritik von Philip Roths neuester Novelle. Zum Autorenstamm gehören Collegestudenten, Professoren und Journalisten, die dem täglichen Einerlei entkommen und endlich einmal in die Tiefe gehen wollen. Doch trotz seines intellektuellen Anspruchs lehnt Gessen den Begriff Avantgarde für sich selbst ab.
" Wir sind keine avantgardistische Publikation. Die historischen Konditionen dafür existieren derzeit gar nicht. Wir leben in einer Zeit, in der Literatur und Politik voneinander geschieden sind. Aber die Literatur muss sich wieder einmischen, muss die Kämpfe um Ideen mitkämpfen. Wir begreifen uns mehr als eine progressive Literaturbewegung. "
Sie sehen jung aus, wie sie da so sitzen auf ihren billigen Bürostühlen und zerknautschten Sofas, fast wie Collegestudenten. Sie sind um die 30, haben entweder Englisch oder Philosophie studiert und sind voller Ideale, wie die Welt in ihren Augen aussehen sollte. Auch die Entstehung des Namens n+1 basiert auf einer idealistischen Vorstellung was machbar ist, sagt Onlineredakteur Chad Harbach.
" Es war im Jahr 1998, nachdem wir mit der Uni fertig waren. Ich telefonierte mit Keith und wir sprachen darüber ob wir das Magazin machen sollen und Keith hatte einen dieser Verzweilflungs-Momente und sagte, sollen wir das wirklich machen, es gibt doch schon so viele Magazine, wie sollen wir uns da durchsetzen. Und ich sagte, es gibt immer wieder eine Fortsetzung von dem was es schon gibt, selbst wenn schon so vieles existiert. Also n+1. Es ist ein Ausdruck aus der Algebra, und jetzt ist es der Name unseres Magazins. "
N+1 hat vor allem durch seine Webseite auch international eine Fangemeinde. Auf diese Weise hatte Keith Gessen vor kurzem die Chance, in Deutschland bei einem Symposion des Berliner Hauses der Kulturen dabei zu sein.
" Wir versuchen jene Art von Kritik zu üben, die Adorno immanente Kritik genannt hat. Also die Idee ist, dass man die Dinge von innen heraus und als ganzes betrachtet, und am Ende zu einem Ergebnis kommt. Ich glaube dass die Menschen in Europa an einer Kritik dieses Gesamtbildes eher interessiert sind als in Amerika, wo es immer nur um die Nachrichten vom Tage geht. Deshalb ist es für Europäer auch einfacher, sofort zu verstehen, wovon wir reden. "
" Wir waren über eine Menge Dinge frustriert, etwa darüber, wie sehr die intellektuelle Mittelklasse in Amerika den Irakkrieg unterstützte. Aber auch darüber, dass Bücher immer mehr zu Konsumprodukten geworden sind, also die Trennung der Literatur vom Leben selbst. Fictionautoren geben ihre Fiction Workshops, und die Poeten verkehren in Poetenkreisen und Politik ist in einer ganz anderen Ecke. Und die einflussreichsten Literaturkritiker unserer Zeit wollen das auch so. Der Druck, sich in New York als Autor zu spezialisieren ist extrem groß. "
Weil Politik, Kultur und Literatur bei n+1 zusammengehören, erscheinen in der Ausgabe Kurzgeschichten, politische Essays, Gedichte und Kommentare nebeneinander. Die Themenpalette reicht von den Schwierigkeiten, ein Deutscher zu sein über die politische Lage in Armenien hin zu einer Buchkritik von Philip Roths neuester Novelle. Zum Autorenstamm gehören Collegestudenten, Professoren und Journalisten, die dem täglichen Einerlei entkommen und endlich einmal in die Tiefe gehen wollen. Doch trotz seines intellektuellen Anspruchs lehnt Gessen den Begriff Avantgarde für sich selbst ab.
" Wir sind keine avantgardistische Publikation. Die historischen Konditionen dafür existieren derzeit gar nicht. Wir leben in einer Zeit, in der Literatur und Politik voneinander geschieden sind. Aber die Literatur muss sich wieder einmischen, muss die Kämpfe um Ideen mitkämpfen. Wir begreifen uns mehr als eine progressive Literaturbewegung. "
Sie sehen jung aus, wie sie da so sitzen auf ihren billigen Bürostühlen und zerknautschten Sofas, fast wie Collegestudenten. Sie sind um die 30, haben entweder Englisch oder Philosophie studiert und sind voller Ideale, wie die Welt in ihren Augen aussehen sollte. Auch die Entstehung des Namens n+1 basiert auf einer idealistischen Vorstellung was machbar ist, sagt Onlineredakteur Chad Harbach.
" Es war im Jahr 1998, nachdem wir mit der Uni fertig waren. Ich telefonierte mit Keith und wir sprachen darüber ob wir das Magazin machen sollen und Keith hatte einen dieser Verzweilflungs-Momente und sagte, sollen wir das wirklich machen, es gibt doch schon so viele Magazine, wie sollen wir uns da durchsetzen. Und ich sagte, es gibt immer wieder eine Fortsetzung von dem was es schon gibt, selbst wenn schon so vieles existiert. Also n+1. Es ist ein Ausdruck aus der Algebra, und jetzt ist es der Name unseres Magazins. "
N+1 hat vor allem durch seine Webseite auch international eine Fangemeinde. Auf diese Weise hatte Keith Gessen vor kurzem die Chance, in Deutschland bei einem Symposion des Berliner Hauses der Kulturen dabei zu sein.
" Wir versuchen jene Art von Kritik zu üben, die Adorno immanente Kritik genannt hat. Also die Idee ist, dass man die Dinge von innen heraus und als ganzes betrachtet, und am Ende zu einem Ergebnis kommt. Ich glaube dass die Menschen in Europa an einer Kritik dieses Gesamtbildes eher interessiert sind als in Amerika, wo es immer nur um die Nachrichten vom Tage geht. Deshalb ist es für Europäer auch einfacher, sofort zu verstehen, wovon wir reden. "