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Kultkneipe
Currywurst in Barcelona

In der Kultkneipe "Don Bratwurst" mitten in Barcelona können Touristen und Einheimische riesige Brat- und Currywürste mit Beilagen genießen. Der Inhaber Björn Lenz vermisste das deftige deutsche Essen, als er vor zehn Jahren in die katalanische Hauptstadt kam. Inzwischen tankt so mancher ein bisschen Heimatgefühl bei ihm.

Von Gisela Jaschik |
    Don Bratwurst
    Björn Lenz in seiner Kneipe in Barcelona. (Deutschlandradio / Gisela Jaschik)
    "Es gibt hier an jeder Ecke eine Frankfurter. Da steht oben Frankfurt-Bar dran. Ja, boah - die machen das ja so schlecht. Da müssen wir was ändern."
    Wer in Barcelona zur Kneipe von Björn Lenz alias Don Bratwurst will, macht es am besten wie dieser junge Tourist aus Berlin. Irgendwo an den kilometerlangen rummeligen Ramblas mit ihren Bier- und Würstchenbuden auf Schritt und Tritt - dort geht es zunächst viele Stufen unter die Erde:
    "Dann haben wir uns in die Metro gesetzt ... über Google Earth, sind den Berg hochgelaufen ... und gefunden. Und der Laden liegt mir. Hab mich gleich zuhause gefühlt."
    Für Bratwurst-, Bier- und Fußballfans
    Don Bratwurst - In einer eher unscheinbaren Ladenzeile etwas außerhalb der Altstadt liegt diese Kneipe, die Bratwurst-, Bier- und Fußballfans vor allem aus Deutschland magisch anzieht.
    Ein halbes Dutzend Tische mit langen Holzbänken laden zum Sitzen, Essen und Trinken ein. Bratenduft erfüllt den Raum. An den Wänden und über der Theke hängen dicht an dicht unzählige Fußballtrikots: handsigniert, kunterbunte Vereinswimpel und anderer Nippes, der Fußballfans erfreut. Don Bratwurst persönlich zapft das Bier. Wenn er nicht gerade unbekümmert fachsimpelt, neue Gäste per Handschlag begrüßt oder andere verabschiedet - mit unvergleichlichem Ruhrpott-Charme, versteht sich:
    "Natürlich ist erst mal Hallo angesagt. Das ist hier üblich. Ich muss meinen Leuten mal tschüss sagen, kleinen Moment. Ciao."
    Aus der Küche trägt eine junge Kellnerin im Dirndl dampfende Teller zu den Gästen gefüllt mit Spezialitäten à la Don Bratwurst: riesige Brat- und Currywürste mit Beilagen. Deftig deutsches Essen, das Björn Lenz vermisste, als es ihn vor zehn Jahren nach Barcelona verschlug:
    "Halt Bratwurst, Krakauer, verschiedene Würste, frisch. Richtig lecker. Das Ganze mit frischen Zwiebeln oder frischem Käse."
    Wie er es geschafft hat, sein Wurstrestaurant erfolgreich neben all den Tapas-Bars zu etablieren? Für den 42-Jährigen mit dem ellenlangen Kinnbart gibt's nur eine Erklärung:
    "Ich hab's den Leuten jahrelang erklärt, wie ich das sehe. Hab immer auf Qualität gepocht und gesagt: So läuft das bei Don Bratwurst. Meine Art ist, ich bin 1,86, wiege 100 Kilo, bin tätowiert wie'n Knacki, und wenn ich jemandem etwas erzähl, dann glaubt er mir das erst mal."
    One-Man-Show
    Björn Lenz versteckt sich nicht hinter Selbstzweifeln. Er hat schon viel ausprobiert: war Polizist, Schornsteinfeger, hatte in Mülheim einen Musikalienhandel und tourte als Rockmusiker mit Band bis nach Spanien. Don Bratwurst ist ohne Zweifel seine One-Man-Show. Eine Show mit sämtlichen Bundesligaspielen auf dem Großbildschirm - für ungezwungenes Beisammensein beim Bier. Wie in einer deutschen Fußballkneipe. Hier bleibt keiner für sich allein am Tisch, sagt Peter Eisenschmidt. Den Mittvierziger lockte die Arbeit nach Barcelona:
    "Ich bin sehr ungern aus Berlin weggegangen. Aber Barcelona war eine tolle Alternative. Wenn man jeden Tag an den Strand gehen kann und die Sonne hat. Keinen Frost mehr, keinen Schnee, das ist schon toll."
    Zwickt manchmal das Heimweh, tankt er bei Don Bratwurst auf:
    "Wenn man längere Zeit im Ausland lebt, hat man gern so seine deutschen Bezugspunkte. Nach drei, vier Wochen möchte man auch mal wieder deutsch reden und deutsches Bier trinken. Und ab und an ne deutsche Bratwurst essen, und die schmeckt deutlich besser als die spanische."
    Heimatgefühle in Barcelona
    Doch nicht nur Deutsche, die in Barcelona leben oder Urlaub machen, zieht es in die urige Bier- und Bratwurstkneipe. Koch Marek Fey erlebt es täglich:
    "Ja, auf jeden Fall. Wenn Fußball ist, kommen erst die Deutschen, abends kommen die Spanier zum Essen. Die Deutschen essen einfach: Currywurst-Pommes, das war's. Und die Spanier essen ihre Bratwurst in Brot und mit Spiegelei drauf, mit Champignons, Spielkram hier und da. Sauerkraut drauf."
    Ob Deutsche, Spanier oder Österreicher: Vor allem Männer fühlen sich hier wohl bei kühlem Bier und deftigem Essen:
    "Ist hier einfach immer was los. Das Ambiente, und dass man sich ab und zu mal Zuhause fühlt. Ich hab hierher geheiratet. Fußballgucken mache ich zuhause. Bei guten Spielen kriegt man hier keinen Platz, da muss man draußen stehen. Sie werden überrascht sein, wie viele Spanier hierher kommen. Alle wollen die großartige Currywurst genießen und das deutsche Bier. Hier gibt's schon richtig was vor den Schnabel, wie wir im Norden sagen."
    Beliefert wird die urige Kneipe übrigens direkt aus Deutschland, sowie von einem deutschen Schlachter in Barcelona. Björn Lenz, den Don Bratwurst der katalanischen Hauptstadt zieht es nur noch einmal jährlich nach Deutschland - zum Weihnachtsbesuch bei seinen Eltern. Ansonsten ist der Tausendsassa lieber unter Palmen, wie er sagt:
    "Ich liebe die Lebensart hier. Barcelona ist eine wunderbare Stadt. Und ich kann nur jedem raten, sich hier wohlzufühlen."
    Vor allem natürlich in seiner Kneipe, in der Björn Lenz ab und zu auch gern musikalisch für Stimmung sorgt:
    "Ja, also wenn wir mal Spaß haben, kommt die Gitarre raus. Ich nehm den Bass dazu, und dann klampfen wir mal ab hier. Rock'n Roll, so wie Don Bratwurst ist. Wir haben coole Gäste. Zehn Minuten von Placa Catalunya mit der Metro. Und die Leute kommen und freuen sich. Und das ist eigentlich das Schönste. Wir wollen Kommunikation. Da freuen sich beide Seiten."
    Touristen, die bei ihm einkehren, gibt er ganz nebenbei gern Tipps, was sie nicht versäumen sollten in der Stadt, die seine zweite Heimat ist. Vor allem aber rät er dazu:
    "Bisschen auf seine Klamotten aufzupassen, weil der Diebstahl teilweise recht hoch ist. Je nachdem wo man ist. Aber: alles nette Leute und relativ relaxed. Und das Meer haben wir auch noch um die Ecke".