Freuen Sie sich auf große Momente, bedeutende Regisseure, bezaubernde Filmpaare in einer einzigartigen Film-Edition! Ausgewählt und jeden Samstag neu vorgestellt von den Kinoredakteuren der Süddeutschen Zeitung.
Die SPIEGEL-Bestsellerliste! Die vierzig besten Bücher aus vier Jahrzehnten! Jetzt zum Vorzugspreis für nur 299,- Euro für das Gesamtpaket!
DIE-ZEIT-Klassik-Edition verbindet Hintergrundwissen mit außergewöhnlichen Hörerlebnissen....
Wenn man heute den Kulturteil großer, überregionaler Zeitungen aufschlägt, kommt man sich schnell wie in einem Gemischtwarenladen vor. Denn abgesehen von Kulturberichten findet man hier immer öfter auch Werbetexte in hauseigener Sache. Die Süddeutsche Zeitung etwa druckt inzwischen fast täglich Lobesartikel auf die eigene Film-, Krimi-, Hörbuch oder Kinderbuch-Edition ab. DIE WELT am Sonntag hat seit Oktober eine fast halbseitige Kolumne zur Besprechung der eigenen CD-Sammlung "Berliner Philharmoniker" eingerichtet. DIE ZEIT preist ausschweifend ihre "ZEIT-Klassik-Edition". Und auch das F.A.Z-Feuilleton veröffentlichte gleich serienweise Hymnen auf die verlagseigene Jugendbuch-, Fußball- oder auch Comic-Sammlung: von Lucky Luke bis hin zu den Schlümpfen:
" Vadder Abraham singt: Warum seid Ihr Schlümpfe klein?
Schlumpfchor: Wir wollen gar nicht größer sein!
Abraham: Nehmt ihr die Mütze mit ins Bett
Schlümpfe: Ja, sonst sind wird nicht komplett
Lalalalalalalalaaa "
Was, fragt man sich spätestens beim F.A.Z. Schlumpf-Comic-Band, ist eigentlich seit der Zeitungskrise 2002 mit dem seriösen, deutschen Feuilleton passiert? Die Antwort lautet ebenso treffsicher wie schlicht: die "Tchiboisierung". Ein Begriff, den nicht zufällig der Geschäftsführer der "Süddeutschen Zeitung", Klaus Josef Lutz, erfunden hat. Denn von Lutz stammt auch die Idee, aus dem Kulturressort eine Art "Tchibo"-Laden für Zeitungsleser zu machen. Frei nach der Wunschvorstellung: "Ein Leser kauft ein Produkt eines Verlages - und liest die verlagseigene Tageszeitung dann gleich doppelt so gern". Ob das wirklich stimmt, sei mal dahingestellt. Tatsache aber ist, dass sich Lutz' Geschäftsidee, die mit der im Frühjahr 2004 gestarteten "SZ-Bibliothek" erstmals realisiert wurde, als großer Coup erwiesen hat. Allein der Verkauf der Bibliothek brachte der Süddeutschen Zeitung über 50 Millionen Euro ein. Klar, dass die Konkurrenz da hellhörig wurde. Und ebenso klar, dass nun auch fast alle anderen, großen Zeitungen mit eigenen Buch-, Hörbuch-, Musik- oder Film-Editionen aufwarten. Die Tchiboisierung des deutschen Feuilletons scheint damit nicht mehr aufzuhalten zu sein: auch wenn sich gegen sie immer mehr Kritiker zu Wort melden. So wie Wolfram Schütte, ehemaliger Kulturredakteur der "Frankfurter Rundschau", der kürzlich im eigentlich auf Literatur spezialisierten Internet-Magazin "Titel" anmahnte:
" Natürlich ist die Süddeutsche Zeitung nicht Tchibo, aber wie der bundesweit vertretene Kaffeeröster (...) hält auch sie ihr ursprüngliches Kerngeschäft durch aktiv und aggressiv beworbene Zusatzgeschäfte über Wasser. Wobei die Zeitung (...) ihre eigentlich unabhängigen Feuilletonredakteure als Laufburschen, Kellner oder Schlepper zum Kundenservice dienstverpflichtet, die ihrem Verleger die Waschzettel schreiben. (...) Zu meiner Zeit, bis in die Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, hätte eine solche "Dienstleitung" dem Ehrenkodex des Journalisten und Feuilletonredakteurs diametral widersprochen. "
Doch "journalistischer Ehrenkodex" hin oder her: die Initiatoren der Tchiboisierung denken längst weiter. Denn schließlich hat sich das Zeitungsgeschäft mit traditionellen Bildungsgütern langsam, aber sicher erschöpft. Höchste Zeit also den Kulturbegriff weiter auszudehnen. Entsprechend setzt man bei der "Süddeutschen Zeitung" in der neuesten Edition lieber auf Lifestyle als auf Bildung. Unter dem grammatikalisch etwas zweifelhaften Slogan "Weine, die berühren" gibt es da seit November eine "SZ-Vinothek" im Angebot, die dem Leser das Blatt umso schmackhafter machen soll. Andere Zeitungshäuser denken derweil sogar schon laut über die Möglichkeit einer exklusiven Stromversorgung oder auch eines speziellen Telefon-Dienstes nach. Und so scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis man bald auch "F.A.Z.-Wanderurlaube" buchen kann - oder sich morgens eine Tasse besten "ZEIT-Kaffee" aufbrüht: alles natürlich wohlwollend beworben im jeweiligen Feuilleton.
Die SPIEGEL-Bestsellerliste! Die vierzig besten Bücher aus vier Jahrzehnten! Jetzt zum Vorzugspreis für nur 299,- Euro für das Gesamtpaket!
DIE-ZEIT-Klassik-Edition verbindet Hintergrundwissen mit außergewöhnlichen Hörerlebnissen....
Wenn man heute den Kulturteil großer, überregionaler Zeitungen aufschlägt, kommt man sich schnell wie in einem Gemischtwarenladen vor. Denn abgesehen von Kulturberichten findet man hier immer öfter auch Werbetexte in hauseigener Sache. Die Süddeutsche Zeitung etwa druckt inzwischen fast täglich Lobesartikel auf die eigene Film-, Krimi-, Hörbuch oder Kinderbuch-Edition ab. DIE WELT am Sonntag hat seit Oktober eine fast halbseitige Kolumne zur Besprechung der eigenen CD-Sammlung "Berliner Philharmoniker" eingerichtet. DIE ZEIT preist ausschweifend ihre "ZEIT-Klassik-Edition". Und auch das F.A.Z-Feuilleton veröffentlichte gleich serienweise Hymnen auf die verlagseigene Jugendbuch-, Fußball- oder auch Comic-Sammlung: von Lucky Luke bis hin zu den Schlümpfen:
" Vadder Abraham singt: Warum seid Ihr Schlümpfe klein?
Schlumpfchor: Wir wollen gar nicht größer sein!
Abraham: Nehmt ihr die Mütze mit ins Bett
Schlümpfe: Ja, sonst sind wird nicht komplett
Lalalalalalalalaaa "
Was, fragt man sich spätestens beim F.A.Z. Schlumpf-Comic-Band, ist eigentlich seit der Zeitungskrise 2002 mit dem seriösen, deutschen Feuilleton passiert? Die Antwort lautet ebenso treffsicher wie schlicht: die "Tchiboisierung". Ein Begriff, den nicht zufällig der Geschäftsführer der "Süddeutschen Zeitung", Klaus Josef Lutz, erfunden hat. Denn von Lutz stammt auch die Idee, aus dem Kulturressort eine Art "Tchibo"-Laden für Zeitungsleser zu machen. Frei nach der Wunschvorstellung: "Ein Leser kauft ein Produkt eines Verlages - und liest die verlagseigene Tageszeitung dann gleich doppelt so gern". Ob das wirklich stimmt, sei mal dahingestellt. Tatsache aber ist, dass sich Lutz' Geschäftsidee, die mit der im Frühjahr 2004 gestarteten "SZ-Bibliothek" erstmals realisiert wurde, als großer Coup erwiesen hat. Allein der Verkauf der Bibliothek brachte der Süddeutschen Zeitung über 50 Millionen Euro ein. Klar, dass die Konkurrenz da hellhörig wurde. Und ebenso klar, dass nun auch fast alle anderen, großen Zeitungen mit eigenen Buch-, Hörbuch-, Musik- oder Film-Editionen aufwarten. Die Tchiboisierung des deutschen Feuilletons scheint damit nicht mehr aufzuhalten zu sein: auch wenn sich gegen sie immer mehr Kritiker zu Wort melden. So wie Wolfram Schütte, ehemaliger Kulturredakteur der "Frankfurter Rundschau", der kürzlich im eigentlich auf Literatur spezialisierten Internet-Magazin "Titel" anmahnte:
" Natürlich ist die Süddeutsche Zeitung nicht Tchibo, aber wie der bundesweit vertretene Kaffeeröster (...) hält auch sie ihr ursprüngliches Kerngeschäft durch aktiv und aggressiv beworbene Zusatzgeschäfte über Wasser. Wobei die Zeitung (...) ihre eigentlich unabhängigen Feuilletonredakteure als Laufburschen, Kellner oder Schlepper zum Kundenservice dienstverpflichtet, die ihrem Verleger die Waschzettel schreiben. (...) Zu meiner Zeit, bis in die Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, hätte eine solche "Dienstleitung" dem Ehrenkodex des Journalisten und Feuilletonredakteurs diametral widersprochen. "
Doch "journalistischer Ehrenkodex" hin oder her: die Initiatoren der Tchiboisierung denken längst weiter. Denn schließlich hat sich das Zeitungsgeschäft mit traditionellen Bildungsgütern langsam, aber sicher erschöpft. Höchste Zeit also den Kulturbegriff weiter auszudehnen. Entsprechend setzt man bei der "Süddeutschen Zeitung" in der neuesten Edition lieber auf Lifestyle als auf Bildung. Unter dem grammatikalisch etwas zweifelhaften Slogan "Weine, die berühren" gibt es da seit November eine "SZ-Vinothek" im Angebot, die dem Leser das Blatt umso schmackhafter machen soll. Andere Zeitungshäuser denken derweil sogar schon laut über die Möglichkeit einer exklusiven Stromversorgung oder auch eines speziellen Telefon-Dienstes nach. Und so scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis man bald auch "F.A.Z.-Wanderurlaube" buchen kann - oder sich morgens eine Tasse besten "ZEIT-Kaffee" aufbrüht: alles natürlich wohlwollend beworben im jeweiligen Feuilleton.