Ups ... ! Da hat einer wieder die Anführungszeichen nicht mitgesprochen. War aber nicht schlimm diesmal, hat auch nicht zum Eklat gereicht. Wolf Lepenies erklärte ausführlich, wie die Orientwissenschaften im Dritten Reich zur "weltanschaulichen Gegnerbekämpfung" umgemünzt wurden. Heute aber, in Zeiten islamistischen Terrors, würde "Gegnerforschung" (immer in Anführungszeichen) ebenso kurz greifen wie die Forderung nach einem Dialog der Kulturen.
" Angesichts der Bedrohung, der wir uns gegenübersehen, muss man den Nutzen einer Disziplin wie der Islamwissenschaft für die "Gegnerforschung" nüchtern einschätzen. Wenn wir glauben, die Ursachen des Terrors einzig in den "Kulturideologien fremder Völker" finden zu können, sind wir längst Kombattanten in jenem "Krieg der Kulturen", den die Fundamentalisten herbeibomben wollen."
Was folgte, war ein aufschlussreicher Exkurs über die Verflechtungen des Westens mit der islamischen Welt, über die Prägung des christlichen Mittelalters durch den Islam. Gegen die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union spreche einiges, so Lepenies, allerdings nicht die Rede vom "Fremdkörper", den ein muslimisches Land auf unserem Kontinent darstelle. - Solche Einsichten liefern wissenschaftliche Forschungsgruppen wie sie Wolf Lepenies in Berlin und anderswo ermöglicht hat. Zum Beispiel unter dem spröden Namen "Jüdisch-Islamische Hermeneutik" die Kooperation zwischen israelischen und arabischen Gelehrten, die zuallererst die Mauern in den eigenen Köpfen eingerissen hat. Lepenies' Forderung: mehr solcher exterritorialer Gesprächsräume zu schaffen, vor allem für jene zivilgesellschaftlichen Eliten, die zwischen Islam und Moderne keinen Gegensatz sehen und von der Demokratiefähigkeit muslimischer Gesellschaften überzeugt sind. Damit der Kampf gegen die politische Instrumentalisierung von Religion von beiden Seiten geführt werden kann, ohne aber dass der Weten die "Säkularisierung" als Schwert vor sich her zu tragen hat:
" Es geht um die Trennung von Staat und Religion - um des Glaubens willen. Es geht um die Einsicht, dass eigene Traditionen zum gleichen Kulturraum gehören wie die Traditionen des Nachbarn, in dem seit langem der politische Feind gesehen wird. Eine Freund-Feind-Ideologie, die sich auf religiöse Grundlagen beruft, verliert auf einmal den Boden. Den eigenen Glauben stärkt der Glauben anderer. Dies ist der Kontext, in dem auch Muslime eine historisch-philologische Kritik des Korans akzeptieren könnten."
Was notwendig die Fähigkeit zur Selbstkritik und zur Selbstbescheidung des Westens und seiner "Errungenschaften" in der Welt voraus setzt. Der rumänische Philosoph und ehemalige Außenministers seines Landes, Laudator Andrej Plesu, drückte das, und damit das Programm Wolf Lepenies', so aus:
" Der wahre Frieden wird dann erzielt, wenn die Differenzen der Versöhnung zustimmen und dabei die ganze Herrlichkeit und Pracht ihrer Unterschiedlichkeit beibehalten. Nicht eine Sprache für alle, sondern ein weltweites Bemühen um die Übersetzbarkeit einer jeden Sprache in alle anderen Sprachen."
Plesus Rede war eine intelligente Einlassung über die Komplementarität von Frieden und Krieg, aus der der Philosoph scharf folgerte: "Der heutige Preisträger für Frieden ist ein Front-Mensch". Die Front, die Plesu mit Lepenies weidlich abgeschritten hat, heißt Wissenschaftsorganisation im Osten nach Ende des "kalten Krieges". Plesu schilderte anschaulich, welche geschickte Rolle Lepenies als General und Diplomat im Erkämpfen neuer wissenschaftlicher Territorien spielte. Um durchaus versöhnlich zu enden:
"Wolf Lepenies ist durch verwilderte und ungerodete Gebiete vorgedrungen und hat im Hinterland die funktionelle Geometrie eines Neuanfangs hinterlassen. Das ist es, was man einen wahrhaftig erfolgreichen Feldzug nennen kann."
" Angesichts der Bedrohung, der wir uns gegenübersehen, muss man den Nutzen einer Disziplin wie der Islamwissenschaft für die "Gegnerforschung" nüchtern einschätzen. Wenn wir glauben, die Ursachen des Terrors einzig in den "Kulturideologien fremder Völker" finden zu können, sind wir längst Kombattanten in jenem "Krieg der Kulturen", den die Fundamentalisten herbeibomben wollen."
Was folgte, war ein aufschlussreicher Exkurs über die Verflechtungen des Westens mit der islamischen Welt, über die Prägung des christlichen Mittelalters durch den Islam. Gegen die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union spreche einiges, so Lepenies, allerdings nicht die Rede vom "Fremdkörper", den ein muslimisches Land auf unserem Kontinent darstelle. - Solche Einsichten liefern wissenschaftliche Forschungsgruppen wie sie Wolf Lepenies in Berlin und anderswo ermöglicht hat. Zum Beispiel unter dem spröden Namen "Jüdisch-Islamische Hermeneutik" die Kooperation zwischen israelischen und arabischen Gelehrten, die zuallererst die Mauern in den eigenen Köpfen eingerissen hat. Lepenies' Forderung: mehr solcher exterritorialer Gesprächsräume zu schaffen, vor allem für jene zivilgesellschaftlichen Eliten, die zwischen Islam und Moderne keinen Gegensatz sehen und von der Demokratiefähigkeit muslimischer Gesellschaften überzeugt sind. Damit der Kampf gegen die politische Instrumentalisierung von Religion von beiden Seiten geführt werden kann, ohne aber dass der Weten die "Säkularisierung" als Schwert vor sich her zu tragen hat:
" Es geht um die Trennung von Staat und Religion - um des Glaubens willen. Es geht um die Einsicht, dass eigene Traditionen zum gleichen Kulturraum gehören wie die Traditionen des Nachbarn, in dem seit langem der politische Feind gesehen wird. Eine Freund-Feind-Ideologie, die sich auf religiöse Grundlagen beruft, verliert auf einmal den Boden. Den eigenen Glauben stärkt der Glauben anderer. Dies ist der Kontext, in dem auch Muslime eine historisch-philologische Kritik des Korans akzeptieren könnten."
Was notwendig die Fähigkeit zur Selbstkritik und zur Selbstbescheidung des Westens und seiner "Errungenschaften" in der Welt voraus setzt. Der rumänische Philosoph und ehemalige Außenministers seines Landes, Laudator Andrej Plesu, drückte das, und damit das Programm Wolf Lepenies', so aus:
" Der wahre Frieden wird dann erzielt, wenn die Differenzen der Versöhnung zustimmen und dabei die ganze Herrlichkeit und Pracht ihrer Unterschiedlichkeit beibehalten. Nicht eine Sprache für alle, sondern ein weltweites Bemühen um die Übersetzbarkeit einer jeden Sprache in alle anderen Sprachen."
Plesus Rede war eine intelligente Einlassung über die Komplementarität von Frieden und Krieg, aus der der Philosoph scharf folgerte: "Der heutige Preisträger für Frieden ist ein Front-Mensch". Die Front, die Plesu mit Lepenies weidlich abgeschritten hat, heißt Wissenschaftsorganisation im Osten nach Ende des "kalten Krieges". Plesu schilderte anschaulich, welche geschickte Rolle Lepenies als General und Diplomat im Erkämpfen neuer wissenschaftlicher Territorien spielte. Um durchaus versöhnlich zu enden:
"Wolf Lepenies ist durch verwilderte und ungerodete Gebiete vorgedrungen und hat im Hinterland die funktionelle Geometrie eines Neuanfangs hinterlassen. Das ist es, was man einen wahrhaftig erfolgreichen Feldzug nennen kann."