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Kulturmeile am Seine-Ufer

Als "größte Freiluft-Buchhandlung der Welt" wirbt das Pariser Rathaus weltweit in einer Broschüre für die gut 200 Bouquinisten, die entlang des Seine-Ufers antiquarische Ware anbieten. Ihre Tradition reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück.

Mit Reportagen von Suzanne Krause |
    Damals wurden sie "colporteurs", Hausierer, genannt und waren nicht immer gern gesehen, weil sie gelegentlich auch verbotene Schriften verkauften.

    Erst unter Napoleon III. erlangten die Freiluftbuchhändler die volle Anerkennung ihres Berufsstandes. 1891 wurde ihnen erstmals gestattet, ihre "boites", ihre blaugrünen Holzkästen an der Quaimauer entlang der Seine zu befestigen.

    Heute gehören die Bouquinisten zum Stadtbild der Seine-Kapitale wie der Eiffelturm und Notre-Dame. Doch an manchem Stand sind Bücher und Kunstdrucke mangels Nachfrage der Kundschaft inzwischen Mangelware.

    Stattdessen machen die Betreiber mit Ramsch und Souvenirs Kasse, zum Entsetzen der Stadtverwaltung, die um das vielbeschworene literarische Flair bangt und zur Gegenwehr schreitet: mit der Rekrutierung neuer Standbetreiber, Büchernarren voller Passion.

    Denn die braucht es, um bei Wind und Wetter das alltägliche kulturelle Leben längs der Seine aufrecht zu erhalten.


    Am Mikrofon: Norbert Weber
    DLF 2011