Mittwoch, 15. Mai 2024

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Kultursenator Carsten Brosda (SPD)
"Kunst und Politik müssen miteinander reden"

Wahlkampf auch im Kultursektor: Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hat in einem Zeitungsartikel zusammen mit Olaf Scholz die künftig geplante Kulturpolitik der SPD vorgestellt. "Ein Schulterschluss von Politik und Kultur" sei gerade jetzt wieder gefragt, sagte Brosda im Deutschlandfunk.

Carsten Brosda im Gespräch mit Stefan Koldehoff | 09.09.2021
Carsten Brosda und Olaf Scholz stehen lächelnd nebeneinander.
Olaf Scholz hatte Carsten Brosda 2017 als Kultursenator von Hamburg vorgestellt. (Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)
Die Kultur wird zum Wahlkampfthema: Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hat in einem Artikel für die "Zeit" über die Kulturpolitik der SPD geschrieben. "Für den Schulterschluss von Geist und Macht" ist der Gastbeitrag überschrieben - darunter heißt es: "Warum die SPD ein Bündnis von Politik und Kultur anbietet". Brosda hatte lange für Scholz gearbeitet, der auch Regierender Bürgermeister der Hansestadt war.
Im Deutschlandfunk betonte Brosda die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur. Es gehe jetzt darum, dass die Politikerinnen und Politiker den Wert von Kunst begreifen würde, so Brosda. Ein Schulterschluss von Politik und Kultur sei jetzt angesichts der großen Fragen in der Gesellschaft gerade wieder gefragt.

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Dialog zwischen Kunst und Politik

Es geht laut Brosda dabei aber nicht darum, die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung infrage zu stellen. "Es geht um die Frage: Reden wir miteinander? Haben wir als Gesellschaft ein Bewusstsein dafür, welchen Wert Kunst und Kultur in unserem gesellschaftlichen Miteinander haben?" Politik müsse in den Dialog mit Kunst gehen, forderte Brosda. Es brauche Berührungsflächen - nicht um die eine in den Dienst der anderen zu nehmen, sondern "um sich aneinander zu reiben und aus dieser Reibung heraus die notwendige Hitze für gesellschaftliche Veränderungen zu erzeugen". Bei Förderungen sollten nur Rahmenbedingungen für Kunst geschaffen werden - die Kunst solle keine "Funktion X" erfüllen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.