Streit um Ludwig-Erhard-Gipfel
Kulturstaatsminister Weimer sieht sich nach Medienberichten Vorwürfen im Zusammenhang mit seiner "Media Group" ausgesetzt

Eine Firma von Kulturstaatsminister Weimer soll Medienberichten zufolge gegen Geld den Zugang zu Regierungsmitgliedern angeboten haben. Demnach wurden Paketpreise von bis zu 80.000 Euro aufgerufen.

    Kulturstaatsminister Wolfram Weimer steht gestikulierend hinter einem Rednerpult mit der Aufschrift Frankfurter Buchmesse.
    Kulturstaatsminister Wolfram Weimer. (Archivbild) (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    In einer Einladung der Weimer Media Group heiße es, es bestehe die Möglichkeit, "Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger" zu gewinnen und in "entspannter Atmosphäre" Kontakte zu Regierungsmitgliedern zu knüpfen, wie unter anderem die Berliner Zeitung ausführte. Zuerst hatte das umstrittene, rechtspopulistische Portal "Apollo news" die Vorwürfe gegen Weimer, der offiziell die Bezeichnung "Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien" trägt, öffentlich gemacht. Unklar bleibt, ob es sich um einen garantierten Zugang zu Regierungsmitgliedern handelt oder um das allgemeine Sponsoring eines Netzwerktreffens.

    Im Zentrum steht der Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee

    Im Zentrum steht der sogenannte Ludwig-Erhard-Gipfel der Weimer Media Group am Tegernsee. Für kommenden April werden unter anderem die CDU-Politiker, Wirtschaftsministerin Reiche und Kanzleramtsminister Frei, sowie die CSU-Politiker, Landwirtschaftsminister Rainer, Forschungsministerin Bär und Bayerns Ministerpräsident und Parteichef Söder, angekündigt.
    Ein Sprecher der bayerischen Staatsregierung erklärte, man habe eine Überprüfung eingeleitet. Man wolle herausfinden, ob der Ludwig-Erhard-Gipfel weiter staatliche Unterstützung bekommen solle oder nicht.

    Weimer Media Group wehrt sich gegen die Vorwürfe

    Die Weimer Media Group, die der Kulturstaatsminister 2012 gemeinsam mit seiner Ehefrau Christiane Goetz-Weimer gegründet hatte, wehrt sich gegen die Vorwürfe. Ob und wie "Gäste und Speaker" miteinander ins Gespräch gingen, liege in deren Ermessen. Anderweitige Unterstellungen weise man zurück. Zudem gebe es keinerlei Absprachen mit dem Kulturstaatsminister zu den Gästen des Ludwig-Erhard-Gipfels.
    Weimer selbst erklärte, es handele sich schlicht um eine Lüge, gegen die er sich juristisch zur Wehr setzen werde. Der Gipfel sei seit Jahren mit vielen Prominenten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien bestückt gewesen, ohne dass er in der Politik gewesen wäre, sagte er der FAZ. Grundsätzlich sei es eher so, dass sein Engagement in der Politik für den Verlag wirtschaftlich nicht von Vorteil sei.

    Auch die Bundesregierung äußert sich zu den Vorwürfen gegen Wolfram Weimer

    Ein Sprecher der Bundesregierung teilte mit, der Staatsminister habe die Geschäftsführung der Weimer Media Group abgegeben. Er sei nicht mehr Geschäftsführer oder in verantwortlicher Position der Weimer Media Group. Das sei das, was zähle.
    Ende Oktober hatte ein Sprecher des Kulturstaatsministers der dpa zu den Besitzverhältnissen gesagt, Weimer sei gemeinsam mit seiner Frau zu jeweils 50 Prozent an der Weimer Media Group beteiligt. "Mit den Anteilen des Staatsministers sind keine satzungsmäßigen Sonderrechte verbunden; sämtliche Stimmrechte werden von seiner Frau ausgeübt", hieß es damals.

    SPD, Grüne und Linke fordern Aufklärung von Kulturstaatsminister Weimer

    Grüne und Linke im Bundestag forderten von Weimer Aufklärung. Jede Unklarheit über mögliche Interessenskonflikte beschädige die Glaubwürdigkeit des Amtes und untergrabe das Vertrauen der Öffentlichkeit, sagte der Vorsitzende des Kulturausschusses, der Grünen-Abgeordnete Lehmann. Im Deutschlandfunk führte er aus, Weimer müsse sich entscheiden, ob er Unternehmer oder Kulturstaaatminister sein wolle. Ähnlich äußerte sich der medienpolitische Sprecher der Linken, Schliesing. Er warf Weimer - wie er sagte - "das direkte Vergolden seines Amtes durch sein Medienunternehmen" vor.
    Auch aus dem SPD kommen Forderungen nach Aufklärung. Der Bundestagsabgeordnete Stegner sagte dem Nachrichtenportal t-online, für Weimer gelte, als Regierungsmitglied habe er besondere Verantwortung dafür, dass gar nicht erst der Eindruck einer Käuflichkeit oder Vorteilsnahme entstehe. Er sei sich sicher, dass der Staatsminister hierzu bald auch eine umfassende und transparente Erklärung abgeben wird. "Das halte ich auch für sinnvoll."

    Lobbycontrol spricht im Fall Weimer von einem "unhaltbaren Zustand"

    Bei der Organisation Lobbycontrol riefen die bisher bekannten Vorgängen ebenfalls Skepsis hervor. Sollte sich bewahrheiten, dass die Weimer Media Group tatsächlich mit exklusiven Zugängen zu Regierungsmitgliedern und der Möglichkeit zur politischen Einflussnahme gegen Geldzahlung werbe, wäre das ein "unhaltbarer Zustand". Als Mitglied der Bundesregierung vom Verkauf von exklusiven Zugängen zu Kabinettskollegen und Möglichkeiten der politischen Einflussnahme finanziell zu profitieren, würde "eine absolute Grenzüberschreitung" darstellen.
    Lobbycontrol warnte vor einer Erschütterung des Vertrauens in die Integrität der Bundesregierung und einem Schaden für das Bild der Politik insgesamt.

    Wolfram Weimer sieht sich weiteren Vorwürfen im Kontext des Debattenmagazins "The European"

    Der parteilose Weimer sieht sich wegen seiner Firma seit einigen Tagen auch den Vorwürfen des geistigen Diebstahls ausgesetzt. Demnach soll das Online-Magazin der Weimer Media Group "The European" über Jahre hinweg Texte und Reden von Politikern ohne deren Zustimmung veröffentlicht haben. Das Magazin teilte dem ZDF mit, man könne die Kritik nicht nachvollziehen. Neben eigenen journalistischen Texten und beauftragten Originalbeiträgen dokumentiere man auch "wichtige Reden oder Pressemitteilungen von Spitzenpolitikern der im Bundestag vertretenen Parteien". Der Deutsche Journalisten-Verband fordert Kulturstaatsminister Weimer auf, die öffentlich diskutierten Vorwürfe wegen seines Umgangs mit dem Urheberrecht in seiner Zeit als Verleger auszuräumen.
    Diese Nachricht wurde am 19.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.