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Kulturstaatsministerin
Vorschusslorbeeren für Monika Grütters

Die CDU-Politikerin Monika Grütters wird neue Kulturstaatsministerin – eine Berufung, die im Kulturbetrieb größtmögliche Begeisterung ausgelöst hat. Neben viel Lob ist allerdings auch der Appell an Grütters zu hören, nicht nur die Berliner Kultureinrichtungen im Blick zu haben.

Von Ute Schuhmacher | 16.12.2013
    Lange schon hat Monika Grütters genau darauf hingearbeitet und verschiedene andere Angebote ausgeschlagen, wie beispielsweise die Möglichkeit vor zwei Jahren, Senatorin in Berlin zu werden. Das war nicht risikofrei, ganz auf die Bundespolitik zu setzen. Gezittert hat Monika Grütters zuletzt vor der Bundestagswahl in diesem Jahr, als nicht klar war, ob sie wieder in den Bundestag einziehen wird. Denn auch wenn sie Spitzenkandidatin ihrer Partei war in Berlin: Bei einer durchaus möglichen Anzahl von CDU-Direktmandaten wäre sie als Spitzenkandidatin leer ausgegangen.
    Es ging gerade so gut, und nun ist sie am Ziel. Was natürlich sofort Erwartungen an sie weckt. Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) spricht von einer guten Entscheidung für Berlin und sagt:
    "Sie weiß um die Projekte wie zum Beispiel der gewünschte Erweiterungsbau fürs Bauhaus Archiv zum Jubiläumsjahr 2019. Das ist eines der Projekte, die auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben worden sind. Sie kennt die Großbaustelle des Humboldtforums. Also da werden wir uns in vielen Gremien wiedersehen und hoffentlich zum Wohle der Kultur gemeinsam eine gute Lösung finden."
    Für Grütters liegt hier einer der Fallstricke ihres neuen Amtes. Als Berliner Politikerin war sie schon als Vorsitzende des Kulturausschusses des Bundestages immer mal dem Vorwurf ausgesetzt, Berlin zu protegieren und die Kultureinrichtungen anderer Bundesländer weniger im Blick zu haben. Eine Kritik die mit ihrem neuen Amt nicht weniger wird. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann erklärt, dass sie nicht hauptstadtfixiert sein darf. Um das Problem zu lösen, fordert er von ihr, konkrete Kriterien für Förderprojekte festzulegen:
    "Es kann ja nicht alles gefördert werden, aber innerhalb dieses Entscheidungsrahmens muss es nach nachvollziehbaren Kriterien gehen. Und ich bin mir sicher, dass auch Monika Grütters ein Interesse daran hat, dass auch ihre Arbeit eben auch so bewertet wird, das man sagt: Unter diesen oder jenen Bedingungen hat sie die richtige Förderentscheidung getroffen. Und diese Kriterien gibt es eben bislang noch nicht."
    Eine anspruchsvolle Aufgabe wäre so ein Kriterienkatalog, räumt Zimmermann ein. Eine Aufgabe, die aus seiner Sicht die vier Jahre der Amtszeit der neuen Kulturstaatsministerin gut füllen kann.

    Gut vernetzt in der Kulturszene
    Grütters hat aber, gerade weil sie extrem gut vernetzt ist in der Kulturszene, bundesweit die Chance, diese Aufgabe zu erfüllen. Das war sie schon, bevor sie 2009 Vorsitzende des Kulturausschusses des Bundestages wurde. Ein Fakt, der die klassische 100-Tage-Politikerschonzeit für sie verkürzen dürfte, anders als das bei ihrem Amtsvorgänger Bernd Neumann der Fall war.
    Noch etwas ist anders als bei Neumann: Grütters Politikstil. Die 51-Jährige ist weniger machtpolitisch orientiert, sie sucht eher das Gespräch, den Konsens. Eine Herangehensweise, die der Künstlerischen Leiterin der Kulturstiftung des Bundes, Hortensia Völkers, durchaus sympathisch ist. Völkers freut sich über die neue Kulturstaatsministerin:
    "Sie ist gut informiert, sie kennt die Materie gut, sie weiß wie Kultur produziert wird. Sie kommt aus der Kultur sozusagen, hat das auch studiert und ist da – glaube ich – bestens geeignet, um diesen Posten gut auszufüllen."
    Monika Grütters stammt ursprünglich aus Münster. Nach ihrem Germanistik-, Kunstgeschichte- und Politikwissenschaftsstudium kam sie in den 90er-Jahren ans Museum für Verkehr und Technik nach Berlin. In der Zeit wurde sie auch in der Berliner CDU politisch aktiv. Sie galt schnell als Senkrechtstarterin, wobei sie auch immer ihre Schwierigkeiten hatte mit der stark männlich orientierten Berliner CDU, die bildungs- und kulturpolitisch noch dazu eher konservativ vermuffte Politikvorstellungen hatte.
    Die umtriebige Grütters schaffte es aber gerade mit ihrem Kommunikationstalent, hier einiges in Bewegung zu setzen. Die Ur-Berliner-CDU-Parteiseele streichelte sie dabei allerdings nicht unbedingt. Auch weil es hier mit unter atmosphärische Störungen gab, orientierte sich Monika Grütters weg von der Landespolitik. Seit 2005 sitzt sie für die CDU im Bundestag.