Digitalpakt 2.0
Kultusminister kritisieren Angebot von Bund - KMK-Präsidentin: Vorschlag weit hinter Erwartungen

Die Länder werfen dem Bund vor, sich aus der Finanzierung der Schul-Digitalisierung zurückzuziehen. In den Verhandlungen über den sogenannten Digitalpakt 2.0 verlangten sie deutlich mehr Geld aus Berlin.

    Die neue Präsidentin der Kulturministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot, schaut zur linken Seite.
    Christine Streichert-Clivot (SPD), Präsidentin der Kulturministerkonferenz (Archivbild). (picture alliance / BeckerBredel / BeckerBredel)
    Das Angebot des Bundes mit einem Anteil im Gesamtumfang von 2,5 Milliarden Euro bleibe weit unter dem Ansatz, den die Länder erwarteten, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Streichert-Clivot, nach einer Sondersitzung. Die saarländische Bildungsministerin hatte zuvor bereits im Deutschlandfunk erklärt, der Vorschlag des Bundes bleibe weit hinter den Erwartungen zurück. Die SPD-Politikerin kritisierte zudem das Tempo bei den Verhandlungen. Man wäre deutlich weiter, wenn die Bundesregierung bereits Anfang des Jahres bei den Haushaltsplanungen zur Nachfolgefinanzierung des Digitalpakts eine Aussage getroffen hätte, betonte die KMK-Präsidentin.

    Bedingung des Bundes: Länder finanzieren die Hälfte

    Vor den Beratungen hatte Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger (FDP) in einem Brief an die KMK angeboten, den Digitalpakt 2.0 ab dem kommenden Jahr bis 2030 mit insgesamt "bis zu fünf Milliarden Euro" auszustatten und dabei ihre Bedingung bekräftigt, dass die Länder die Hälfte davon tragen sollen. Damit wolle sich der Bund aus seiner gesamtstaatlichen Verantwortung in diesem Bereich deutlich zurückziehen, kritisierte Streichert-Clivot. "Das kann und darf nicht das letzte Wort gewesen sein."
    Über das Thema verhandeln beide Seiten seit Monaten hart. Der erste sogenannte Digitalpakt Schule zum technischen Ausbau der Einrichtungen lief von 2019 bis Mai dieses Jahres. Das Programm zur Finanzierung von schuleigenem WLAN oder für die Anschaffung von interaktiven Tafeln, Laptops und Tablets hatte ein Volumen von mehr als sechs Milliarden Euro. Hier trug der Bund noch 90 Prozent der Kosten, die restlichen zehn Prozent steuerten Länder und Kommunen bei.

    Anschlussprogramm für Digitalpakt steht im Koalitionsvertrag der Ampel

    In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel angekündigt, mit den Ländern ein Anschlussprogramm, einen "Digitalpakt 2.0", mit einer Laufzeit bis 2030 auf den Weg zu bringen. Grundsätzlich sind Schulen Ländersache und nicht Sache des Bundes. Berlin will jetzt maximal noch 50 Prozent finanzieren. Hintergrund ist auch ein Beschluss des Bundeskabinetts vom Sommer 2023, bei dem die Ampel vereinbart hatte, bei neuen Bund-Länder-Programmen nur noch höchstens die Hälfte zu tragen. "Alle Länder müssen jetzt Klarheit schaffen, ob und in welcher Höhe sie ihren Beitrag zum Digitalpakt 2.0 leisten wollen", schrieb Stark-Watzinger anlässlich der KMK im Onlinedienst X. 
    Der Bund besteht zudem darauf, dass die Länder das Geld nicht nur in Technik investieren, sondern auch in Lehrkräfteweiterbildung, damit möglichst alle mit der neu angeschafften Technik umgehen können. In zwei Wochen ist die nächste Verhandlungsrunde zwischen Vertretern von Bund und Ländern geplant.

    Weitere Informationen:

    Bildungsminister der Länder sehen Digitalpakt 2.0 für Schulen in Gefahr
    Warum überhaupt noch lernen in Zeiten von KI? - Interview mit Netzlehrer Bob Blume
    Diese Nachricht wurde am 03.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.