Dienstag, 30. April 2024

Archiv


Kundenansturm bei Ökostromanbietern

Viele Deutsche wollen nicht warten, bis die Atommeiler still stehen, sie wollen ihren Atomausstieg selber machen. Die Frage ist nur: Gibt es eigentlich genug Ökostrom für alle?

Von Dieter Nürnberger | 21.03.2011
    Zum Beispiel: "Naturstrom" - ein bislang relativ kleiner Anbieter von Ökostrom. Vor der Reaktorkatastrophe in Fukushima hatte man rund 100.000 Kunden, nun sind es deutlich mehr, rund 120.000. Thomas Banning ist Vorstandsvorsitzender, und dieser Nachfrage halte an. Aktuelle Zahlen - vor dem Wochenende - machen dies deutlich.

    "Wir verzeichnen wirklich jeden Tag neue Rekorde. Beispielsweise hatten wir gestern circa 18.000 Klicks auf unsere Homepage gehabt. Und zehn Prozent davon haben gleich einen neuen Vertrag abgeschlossen.""

    Egal, welchen sogenannten grünen Stromanbieter man dieser Tage fragt – die Kundenzahlen gehen überall nach oben. So konnte auch der Anbieter "Greenpeace Energy" achtmal so viele Neukunden registrieren wie sonst. Und die Frage, ob bei steigender Nachfrage überhaupt genug Ökostrom zur Verfügung stehe, wird eindeutig mit Ja beantwortet. Der Anbieter "Naturstrom" macht hier folgende Rechnung auf: Der gegenwärtige Anteil der erneuerbaren Energien am Strommarkt in Deutschland mache derzeit rund 17 Prozent aus, gegenwärtig würden jedoch nur knapp 5 Prozent der Kunden hierzulande Ökostrom beziehen. Es seien somit noch genug Kapazitäten vorhanden.

    Deutschlands größter Anbieter für Ökostrom heißt "Lichtblick", hier sind inzwischen über eine halbe Million Kunden registriert. Ralph Kampwirt ist Sprecher des Unternehmens, er macht darauf aufmerksam, dass auf dem Strommarkt längst nicht mehr nur der eigene, heimische Markt eine Rolle spielt.

    "Insgesamt ist es so, dass wir uns ja längst in einem europäischen Strommarkt befinden. Die 17 Prozent Ökostrom, die in Deutschland produziert werden, unterliegen ja meist dem Regime des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, sie unterliegen also der Förderung und stehen sozusagen dem freien Markt nicht zur Verfügung. "Lichtblick" kann beispielsweise Photovoltaik-Strom für rund 30 Eurocent pro Kilowattstunde nicht einkaufen. Wir bedienen uns somit auch in den Nachbarländern, in Österreich oder in Norwegen."

    "Lichtblick" bezieht somit auch produzierten Strom aus Wasserkraftwerken in Norwegen in die Rechnung mit ein. Zudem gehören einige der grünen Stromanbieter längst auch zu den Investoren auf dem Markt. Das heißt, die Unternehmen spielen eine eigene Rolle beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, sie steigern somit das Angebot. "Lichtblick" will mittelfristig rund zwei Millionen Kunden haben – das wäre eine Steigerung um rund 300 Prozent. Der zertifizierte Ökostrom-Anbieter verfolgt hierbei eine klare Geschäftspolitik. Sprecher Ralph Kampwirth:

    "Das eine ist, dass wir uns den strengen Regeln des Ok-Power-Labels unterziehen. Da sind wir dazu angehalten, dass mindestens ein Drittel unseres Stroms aus Anlagen kommt, die nicht älter als sechs Jahre sind. Ein weiteres Drittel aus Anlagen, die nicht älter als 12 Jahre sind. Das Weitere ist, dass wir ein Großprojekt angestoßen haben, wir haben das Ziel, 100.000 kleine Kellerkraftwerke in Deutschland einzubauen. Das ist unsere große Investition in die Energiewende."

    Auch "Naturstrom" gehört zu den Investoren auf dem Markt. In diesem Jahr will der Anbieter rund 20 Millionen Euro für neue, saubere Energieanlagen verwenden. Vorstandsvorsitzender Thomas Banning:

    "Es sind bereits 170 Anlagen, die nur deshalb am Netz, weil wir sie gebaut oder auf irgendeine Weise unterstützt haben. Unsere Mitarbeiter sind unterwegs, um neue Biogasanlagen zu errichten, neue Wind- und Solaranlagen neu zu installieren. Und damit wirklich die Energiewende zu unterstützen."

    Allein durch solche Investitionen wollen die Anbieter den Anteil der Atomkraft an der Stromversorgung in Deutschland zurückfahren. Der Kunde habe es in der Hand, so heißt es, den Energiemix der Zukunft selbst mitzugestalten.

    Atomkraft - nun doch (dradio.de-Sammelportal)

    Bundesamt für Strahlenschutz: Fragen und Antworten zu Japan