Wenn eine Landesregierung in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, sinkender Steuereinnahmen und ersichtlicher Haushaltslöcher einen Kunst- und Kulturkongress veranstaltet, lässt das aufhorchen. In Karlsruhe fand am Mittwoch ein solcher Kongress unter dem Titel "HauptSacheKunst" statt. Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger realisierte damit ein Vorhaben, das er in seiner Regierungserklärung im April angekündigt hatte.
Wie in anderen Bereichen, so musste auch auf kulturellem Sektor in jüngster Zeit der Rotstift angesetzt werden. Die Mittel aus Toto-Lotto-Einnahmen, die einstmals den Museen Ankäufe ermöglichten, sind um 90 Prozent gestrichen und an Musikschulen umverteilt worden. Eine bittere Pille für die einen, lebensrettende Maßnahme für die anderen. Ein Umbau bei der kulturellen Förderung ist aber zwingend notwendig, und das war der unmittelbare Anlass, Intendanten, Museums- und Akademiedirektoren, Vertreter der Industrie und der Parteien sowie Verantwortliche aus kommunalen Kultureinrichtungen zur Diskussion einzuladen. Der Kreis der Kunst- und Kulturschaffenden macht bundesweit 2,2 Prozent der Beschäftigten aus (das ist mehr als die Automobilindustrie aufzuweisen hat). Am Bruttoinlandsprodukt hält der Bereich Kultur 0,4 Prozent. Kann die Kunst also nur das Fettauge auf der Wohlstandssuppe sein?, wie der Moderator einer Gesprächsrunde zum Thema Kunst, Wirtschaft und Innovation Gert Scobel fragte.
Es herrschte Einvernehmen darüber, dass Kultur gesamtgesellschaftlich eine integrative Bedeutung nach innen hat – was etwa im Hinblick auf die starke Migration von Bedeutung ist -; dass sie Problemlagen deutlich macht, bevor sich diese gewaltsam äußern; und dass sie der Darstellung einer Region, eines Landes nach außen dient. Eine lebendige Kunstszene, das Fluidum einer Kunstmetropole bringen einen unschätzbaren Standortvorteil für die Ansiedlung großer Unternehmen, deren Mitarbeiter ein attraktives und inspirierendes Umfeld zu schätzen wissen. Messbar ist dieser wirtschaftliche Nutzen freilich nicht, wie Investitionen in die Kunst als Investitionen in die Zukunft immer ein relativ hohes Risiko bergen, eines hohen Sachverstandes der Verantwortlichen bedürfen und Zeit brauchen um ihren Wert erweisen zu können. Der gerne angewandte Begriff Subvention – darin war man sich einig - ist hier übrigens völlig fehl am Platze.
Dem einzelnen schärfen Musik, bildende und darstellende Kunst die Wahrnehmungsfähigkeit, was wiederum Grundvoraussetzung für die in der Wirtschaft erforderliche Produktionsfähigkeit ist. Es ist gewissermaßen eine kreative Zone, die den Gegensatz zwischen Arbeit und Kunst aufhebt. Der Leiter des Deutschen Literaturarchivs Marbach, Ulrich Raulff, hatte das in seinem einleitenden Impulsreferat mit einer kleinen Geschichte trefflich veranschaulicht: Beim scheinbar ziel- und gedankenlosen Kritzeln während eines Telefonats findet der Konstrukteur – unbewusst – mit dem Kugelschreiber endlich die Entwurfslösung, um die er schon tagelang mit höchster Konzentration, aber vergeblich gerungen hat. Götz Werner, der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung, weiß um solche Zusammenhänge und führt in seinem Unternehmen ein besonders profiliertes Kultursponsoring durch, mit dem er beispielsweise bei seinen Auszubildenden ansetzt. Ihnen ermöglicht er in den beiden ersten Lehrjahren einen jeweils einwöchigen Theaterworkshop, was nicht nur Sprachgefühl und Redegewandtheit der angehenden Kaufleute positiv beeinflusst.
Dass die aktive Auseinandersetzung mit Kunst schon bei Kindern und Jugendlichen ansetzen muss und erfolgreich ansetzen kann, zeigte das von Ernst Elitz, dem Intendanten des Deutschlandradios, moderierte Schlussplenum. Hier wurden vorbildliche Ausstellungen und museumspädagogische Konzepte genannt, wie sie etwa Cornelia Ewigleben im Historischen Museum in Speyer etabliert hat, sowie beispielgebende Schul- und Vorschulmodelle. Die baden-württembergische Landesregierung sieht hier eine große Aufgabe für die Ganztagesschule. Ob die Rechnung allerdings aufgehen wird, dass die Vermittlung von Kunst, ähnlich wie im Sport, durch ehrenamtliche Laien erfolgen kann, muss ernsthaft bezweifelt werden. Um hier innovative Lösungen zu finden, bedarf es noch des weiteren Erfahrungs- und Gedankenaustauschs. Ministerpräsident Oettinger hat diese Notwendigkeit erkannt. Nicht umsonst hat er die Einrichtung eines Landeskunstbeirats und einen weiteren Kongress 2006 im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Aussicht gestellt. Es lag auf der Hand, dass es dabei nicht allein um den Endzweck der Künste gehen würde, nämlich das Vergnügen, wie der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Peter Frankenberg aus Lessings "Laokoon" zitierte. Schon die Wahl des Veranstaltungsortes war programmatisch: das Zentrum für Kunst und Medientechnologie, das seit 1997 in einem ehemaligen Industriebau untergebracht ist. Es umfasst das bundesweit erste interaktiv angelegte Medienmuseum, das so genannte Sammlermuseum mit Werkblöcken aus Privatsammlungen und verschiedene Institute für Musik und Bildmedien in denen geforscht und entwickelt wird.
Wie in anderen Bereichen, so musste auch auf kulturellem Sektor in jüngster Zeit der Rotstift angesetzt werden. Die Mittel aus Toto-Lotto-Einnahmen, die einstmals den Museen Ankäufe ermöglichten, sind um 90 Prozent gestrichen und an Musikschulen umverteilt worden. Eine bittere Pille für die einen, lebensrettende Maßnahme für die anderen. Ein Umbau bei der kulturellen Förderung ist aber zwingend notwendig, und das war der unmittelbare Anlass, Intendanten, Museums- und Akademiedirektoren, Vertreter der Industrie und der Parteien sowie Verantwortliche aus kommunalen Kultureinrichtungen zur Diskussion einzuladen. Der Kreis der Kunst- und Kulturschaffenden macht bundesweit 2,2 Prozent der Beschäftigten aus (das ist mehr als die Automobilindustrie aufzuweisen hat). Am Bruttoinlandsprodukt hält der Bereich Kultur 0,4 Prozent. Kann die Kunst also nur das Fettauge auf der Wohlstandssuppe sein?, wie der Moderator einer Gesprächsrunde zum Thema Kunst, Wirtschaft und Innovation Gert Scobel fragte.
Es herrschte Einvernehmen darüber, dass Kultur gesamtgesellschaftlich eine integrative Bedeutung nach innen hat – was etwa im Hinblick auf die starke Migration von Bedeutung ist -; dass sie Problemlagen deutlich macht, bevor sich diese gewaltsam äußern; und dass sie der Darstellung einer Region, eines Landes nach außen dient. Eine lebendige Kunstszene, das Fluidum einer Kunstmetropole bringen einen unschätzbaren Standortvorteil für die Ansiedlung großer Unternehmen, deren Mitarbeiter ein attraktives und inspirierendes Umfeld zu schätzen wissen. Messbar ist dieser wirtschaftliche Nutzen freilich nicht, wie Investitionen in die Kunst als Investitionen in die Zukunft immer ein relativ hohes Risiko bergen, eines hohen Sachverstandes der Verantwortlichen bedürfen und Zeit brauchen um ihren Wert erweisen zu können. Der gerne angewandte Begriff Subvention – darin war man sich einig - ist hier übrigens völlig fehl am Platze.
Dem einzelnen schärfen Musik, bildende und darstellende Kunst die Wahrnehmungsfähigkeit, was wiederum Grundvoraussetzung für die in der Wirtschaft erforderliche Produktionsfähigkeit ist. Es ist gewissermaßen eine kreative Zone, die den Gegensatz zwischen Arbeit und Kunst aufhebt. Der Leiter des Deutschen Literaturarchivs Marbach, Ulrich Raulff, hatte das in seinem einleitenden Impulsreferat mit einer kleinen Geschichte trefflich veranschaulicht: Beim scheinbar ziel- und gedankenlosen Kritzeln während eines Telefonats findet der Konstrukteur – unbewusst – mit dem Kugelschreiber endlich die Entwurfslösung, um die er schon tagelang mit höchster Konzentration, aber vergeblich gerungen hat. Götz Werner, der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung, weiß um solche Zusammenhänge und führt in seinem Unternehmen ein besonders profiliertes Kultursponsoring durch, mit dem er beispielsweise bei seinen Auszubildenden ansetzt. Ihnen ermöglicht er in den beiden ersten Lehrjahren einen jeweils einwöchigen Theaterworkshop, was nicht nur Sprachgefühl und Redegewandtheit der angehenden Kaufleute positiv beeinflusst.
Dass die aktive Auseinandersetzung mit Kunst schon bei Kindern und Jugendlichen ansetzen muss und erfolgreich ansetzen kann, zeigte das von Ernst Elitz, dem Intendanten des Deutschlandradios, moderierte Schlussplenum. Hier wurden vorbildliche Ausstellungen und museumspädagogische Konzepte genannt, wie sie etwa Cornelia Ewigleben im Historischen Museum in Speyer etabliert hat, sowie beispielgebende Schul- und Vorschulmodelle. Die baden-württembergische Landesregierung sieht hier eine große Aufgabe für die Ganztagesschule. Ob die Rechnung allerdings aufgehen wird, dass die Vermittlung von Kunst, ähnlich wie im Sport, durch ehrenamtliche Laien erfolgen kann, muss ernsthaft bezweifelt werden. Um hier innovative Lösungen zu finden, bedarf es noch des weiteren Erfahrungs- und Gedankenaustauschs. Ministerpräsident Oettinger hat diese Notwendigkeit erkannt. Nicht umsonst hat er die Einrichtung eines Landeskunstbeirats und einen weiteren Kongress 2006 im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Aussicht gestellt. Es lag auf der Hand, dass es dabei nicht allein um den Endzweck der Künste gehen würde, nämlich das Vergnügen, wie der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Peter Frankenberg aus Lessings "Laokoon" zitierte. Schon die Wahl des Veranstaltungsortes war programmatisch: das Zentrum für Kunst und Medientechnologie, das seit 1997 in einem ehemaligen Industriebau untergebracht ist. Es umfasst das bundesweit erste interaktiv angelegte Medienmuseum, das so genannte Sammlermuseum mit Werkblöcken aus Privatsammlungen und verschiedene Institute für Musik und Bildmedien in denen geforscht und entwickelt wird.