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Kunst am Golf

Unter Beteiligung der großen Museen in Berlin, München und Dresden soll im Emirat Dubai ein "Universalmuseum der Weltkunst" aufgebaut werden Die Kulturkooperation ist die erste internationale Zusammenarbeit der Regierung von Dubai auf diesem Gebiet. Die deutschen Museen stellen Leihgaben zur Verfügung.

Von Carsten Probst | 28.05.2008
    Vor kaum mehr als einem Jahr erregte sich der damalige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus Dieter Lehmann, als sich der Pariser Louvre mit seiner Dependance in Abu Dhabi niederließ. Damals geißelte Lehmann das Pariser Vorhaben als fatale Kommerzialisierung des Museumsbetriebes, als Verrat am Auftrag der Museen, derjenigen Kultur durch ihre Sammlungen Ausdruck zu verschaffen, der sie entstammen. Heute ist das alles vergessen, viel eher wirkt inzwischen wohl die deutsche Urangst, bei der neuen Aufteilungsrunde der Welt wieder einmal zu kurz zu kommen und in der Konkurrenz mit Frankreich, England und den USA in die Regionalliga der Weltgesellschaft abzusteigen.

    Natürlich verkauft man ein Riesenprojekt wie dieses nicht so, sondern als edles Anliegen als aufklärerische Aktion, als Bildungswohltat für die hoffnungslos globalisierte Dubaier Einwohnerschaft, die zu 85 Prozent aus Ausländern besteht. Schließlich ist der Louvre auch aus der Französischen Revolution hervorgegangen, und die Staatlichen Museen Berlin sind das Erbe der vermeintlich ja so aufgeklärten preussischen Kaiser. Davon müsste doch den neuerdings aufgeklärten Arabischen Emiren und ihren Untertanen ein wenig abgeben können, sozusagen als Beitrag für eine bessere Welt. Doch dabei zeigt sich, dass das Projekt vor allem eines sein soll: größtmöglich und im pompösesten Maßstab, der sich denken lässt und der alle anderen Projekte der Konkurrenz aus Frankreich (Louvre) und den USA (Guggenheim) in den Schatten stellt. Das ist die Botschaft auch eines Peter-Klaus Schuster.

    " Zivilisationsgeschichte, Geschichte der Städte, Geschichte der Oasen, die Neuerungen der Zivilisation, das ist die Zivilisationsgeschichte aus ihrem Herkommen. Und dann eben: die großen Themen der Kunst, sozusagen das Musée Imaginaire eines Weltkunstmuseums in den einzelnen Etappen von Ausstellungen, und von daher haben wir dann den Kanon,. das bedeutet, da gibt es Afrika, da gibt es Asien, da gibt es indische Kunst, und all das wollen wir zeigen! "

    Die Deutschen werden sich also als Experten für Zivilisationsgeschichte aller Zeiten und Völker präsentieren. Wenn das kein Coup ist.

    Für diesen gibt es jetzt einen klaren Ablaufplan: Zunächst wird man einen kleinen Pavillon von Rem Koolhaas bespielen, den man getrost als Plagiat von Mies van der Rohes Barcelona Pavillon bezeichnen kann. Direkt an der Dubai-Bucht gelegen, wäre das erst einmal ein räumlich begrenztes Provisorium, das wohl ab 2010 zur Verfügung steht. Später soll dann ein Riesenbau für das geplante Universalmuseum entstehen. Zeitplan, Kosten und Leihgaben für dieses Haus stehen noch nicht fest. Die Botschaft des Projekts wird sich nicht groß von der der WM 2006 unterscheiden: Die Zivilisationen der Welt zu Gast bei Freunden. Ein Lied geht um die Welt, das alte Lied vom deutschen Wesen und Genesen. Die vier Museumsherren auf der Pressekonferenz in Berlin haben es heute auf den Nenner gebracht: Bei diesem Projekt geht es doch nicht um Kulturaustausch, es geht um Politik.