Die Deutschen an sich verschulden sich bei allem Möglichen. Die kaufen sich Autos und verschulden sich, die kaufen sich Häuser und Immobilien – warum nicht für das beste Gut, für die Bildung auch investieren und das nachher dann zurück zahlen? Das ist wirklich ne Frage im Denken, ob man bereit ist, dafür zu investieren.
Wenn man das Studium schon kostenpflichtig macht, dann ist es der Garaus für viele viele Leute, die das machen wollen.
Philipp Pleßmann, Manja Kuhl und Rafael Kübler mussten eine harte Aufnahmeprüfung bestehen, um an die berühmte Schauspielhochschule Ernst Busch in Berlin zu gelangen. Gefragt war dabei allein ihr künstlerisches Talent. Doch bald schon, fürchten die drei angesichts der drohenden Studiengebühren, entscheidet der Kontostand über eine Schauspiel-Ausbildung.
Jetzt ganz realistisch gesehen, auf den Alltag bezogen, wüsste ich jetzt nicht wie ich das machen sollte. Also ich kann kein Bafög bekommen, werde unterstützt von meinen Eltern und ich finde es auch ein bisschen dreist, noch mehr von meinen Eltern haben zu wollen. Zumal ich vorher immer gearbeitet habe nebenbei, also auch neben der Schule, und das hier einfach nicht mehr möglich ist, nebenbei zu arbeiten.
Naja, es ist sehr intensiv hier, was ja auch gut ist. Es fängt so neun bis halb zehn an. Man kommt um 21 Uhr nach Hause oder noch später, kann auch 24 Uhr sein, auf jeden Fall ist es immer schon Nacht.
Also ich mein, man kann arbeiten, aber dann muss man aufhören zu schlafen oder... ich weiß es nicht.
Wenn das Schauspiel-Studium mit seinen vielen praktischen Übungen und Kursen keine Zeit zum jobben lässt - bleibt mitunter nur einen Studienkredit aufzunehmen. Doch wie soll man das Darlehen später zurückzahlen, rätseln die Studenten - bei dieser "brotlosen Kunst"?
Wenn man Kunst macht, ist man ja auch ein bisschen bescheuert - so vom finanziellen Standpunkt her. Es werden so viele gerade Schauspieler ausgebildet, wo sollen die denn alle hin? Es gibt immer weniger Theater, dann gibt es ein bisschen Film, aber wo sollen diese ganzen Massen von Schauspielern hin? Und wenn man realistisch ist, kann es gut sein, dass man einer von denen ist, die überhaupt keinen Job kriegen. Und dann, wenn man mit einem Berg von Schulden anfängt, wie soll`s dann… dann kommt man da ja gar nicht mehr raus.
Noch dramatischer: die Lage in der bildenden Kunst. Bereits jetzt muss dort viel Geld für die Ausbildung aufgebracht werden – vor allem im Malerei-Studium. Surya Gied vom Allgemeinen Studentenausschuss der Berliner Universität der Künste zeichnet ein düsteres Bild von der Situation.
Es ist Fakt, dass es das teuerste Studium ist. Weil die Materialkosten sind halt sehr teuer. Die Maler zum Beispiel - allein die Keilrahmen, die Stoffe, die Ölfarben, ich würd sagen das summiert sich im Monat auf 100-150 Euro wenn nicht mehr. Oder zum Beispiel Leute, die mit Medien arbeiten, also zum Beispiel Foto und Drucke, da würde ich sogar 200-300 Euro sagen. Da kommt halt noch viel mehr zusammen als bei anderen Studiengängen.
Nach ihrer Ausbildung verdienen Malerei-Studenten im Schnitt weniger als Schauspieler oder Musiker – müssen aber zusätzlich Miete zahlen für ein Atelier.
Man braucht ja auch ein Atelier mit Licht und wenigstens die Grundausstattung, also ich würde sagen so mindestens 200 Euro pro Monat.
Schlechte Gehaltsaussichten, hohe Zusatzkosten – wenn nun noch der Stress mit den Studiengebühren dazu kommt, glaubt Asta-Aktivistin Surya Gied, braucht sie die Pinsel eigentlich gar nicht mehr anzufassen.
Man muss sich auch einlassen auf die Malerei, auf die Kunst, runter kommen, Ruhe haben. Man kann jetzt nicht, gerade gejobbt und irgendwie durch die Stadt gefahren mit dem Fahrrad und man kommt im Atelier an und fängt gleich an. Weil: Wenn man Zeit und Ruhe hat, kommt die Kreativität irgendwie von allein. Wenn man gestresst ist, dann ist es eine Blockade. Das ist doch glaub ich natürlich, dass man dann nicht arbeiten kann. Weil die Kunst das ist man selber.
Missklänge auch an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin. Hier hoffen zwar viele Studierende, später einen festen Job in einem Orchester zu bekommen und somit einen Ausbildungs-Kredit zügig begleichen zu können. Studenten-Vertreter Michael von zur Mühlen sorgt sich aber um die verhältnismäßig vielen Ausländer an seiner Hochschule.
Beispielsweise aus der ehemaligen Sowjetunion kommen etliche Studenten her, die wahnsinnig begabt sind, aber die niemals Studiengebühren bezahlen können. Im Gegenteil, die arbeiten jetzt schon wahnsinnig viel nebenbei, ernähren teilweise sogar ihre Familie mit dem was sie hier verdienen, und die mit Sicherheit dann gar keine Möglichkeit hätten, hier zu studieren.
Ob Schauspiel-, Malerei- oder Musikstudenten – an der Basis sind Studiengebühren unerwünscht. Und die Hochschulleitungen? Christhard Gössling zum Beispiel, der Rektor der Hanns-Eisler-Musikhochschule, glaubt mit dem Geldsegen seiner Studenten die Kunst-Ausbildung verbessern zu können.
Es ist das Angebot, das man über Pflichtlehre geben kann zum einen. Das sind eben Meisterkurse herausragender Persönlichkeiten, die hier in der Stadt sind. Aber es sind dann auch Fragen der Ausstattung, der Instrumente, der Qualität der Instrumente. Das sind so Möglichkeiten, die wir jetzt nur in sehr eingeschränktem Maße haben.
Ganz anders sieht das Lothar Romain, der Präsident der Berliner Universität der Künste. Romain ist überzeugt, dass nur die großen Unis von den Gebühren profitieren werden.
Also wenn ich 35.000 Studierende hätte, würden die Studiengebühren schon etwas ausmachen im Etat. Wenn ich aber 4500 Studierende habe, wie die UdK, die nun die weitaus größte Kunsthochschule in der Bundesrepublik ist, sind die Studiengebühren natürlich im Haushalt nicht so erheblich wie bei den anderen – im Gegenteil. Wir bekämen nicht genügend Mittel rein, um die wieder rück geben zu können in bessere Ausstattung.
Mit anderen Worten: An den kleinen Kunsthochschulen "fressen" die Verwaltungskosten die Gebühren wieder auf. Ob nun mit Unterstützung der jeweiligen Hochschulleitung oder gegen sie – die Berliner Kunststudenten wollen, wenn es soweit ist, auch Streik- und Protestaktionen starten. Und zwar besonders kreative.
Es gab ja schon solche Aktionen, dass mal komplett so ein Blechbläser-Ensemble zum Beispiel in den Innenhof des Berliner Senats gezogen ist und dort sehr lautstark protestiert hat. Wir machen das auch immer spezifisch. Also da laufen die Proteste immer ein bisschen anders ab als dann an den normalen Hochschulen.
Wenn man das Studium schon kostenpflichtig macht, dann ist es der Garaus für viele viele Leute, die das machen wollen.
Philipp Pleßmann, Manja Kuhl und Rafael Kübler mussten eine harte Aufnahmeprüfung bestehen, um an die berühmte Schauspielhochschule Ernst Busch in Berlin zu gelangen. Gefragt war dabei allein ihr künstlerisches Talent. Doch bald schon, fürchten die drei angesichts der drohenden Studiengebühren, entscheidet der Kontostand über eine Schauspiel-Ausbildung.
Jetzt ganz realistisch gesehen, auf den Alltag bezogen, wüsste ich jetzt nicht wie ich das machen sollte. Also ich kann kein Bafög bekommen, werde unterstützt von meinen Eltern und ich finde es auch ein bisschen dreist, noch mehr von meinen Eltern haben zu wollen. Zumal ich vorher immer gearbeitet habe nebenbei, also auch neben der Schule, und das hier einfach nicht mehr möglich ist, nebenbei zu arbeiten.
Naja, es ist sehr intensiv hier, was ja auch gut ist. Es fängt so neun bis halb zehn an. Man kommt um 21 Uhr nach Hause oder noch später, kann auch 24 Uhr sein, auf jeden Fall ist es immer schon Nacht.
Also ich mein, man kann arbeiten, aber dann muss man aufhören zu schlafen oder... ich weiß es nicht.
Wenn das Schauspiel-Studium mit seinen vielen praktischen Übungen und Kursen keine Zeit zum jobben lässt - bleibt mitunter nur einen Studienkredit aufzunehmen. Doch wie soll man das Darlehen später zurückzahlen, rätseln die Studenten - bei dieser "brotlosen Kunst"?
Wenn man Kunst macht, ist man ja auch ein bisschen bescheuert - so vom finanziellen Standpunkt her. Es werden so viele gerade Schauspieler ausgebildet, wo sollen die denn alle hin? Es gibt immer weniger Theater, dann gibt es ein bisschen Film, aber wo sollen diese ganzen Massen von Schauspielern hin? Und wenn man realistisch ist, kann es gut sein, dass man einer von denen ist, die überhaupt keinen Job kriegen. Und dann, wenn man mit einem Berg von Schulden anfängt, wie soll`s dann… dann kommt man da ja gar nicht mehr raus.
Noch dramatischer: die Lage in der bildenden Kunst. Bereits jetzt muss dort viel Geld für die Ausbildung aufgebracht werden – vor allem im Malerei-Studium. Surya Gied vom Allgemeinen Studentenausschuss der Berliner Universität der Künste zeichnet ein düsteres Bild von der Situation.
Es ist Fakt, dass es das teuerste Studium ist. Weil die Materialkosten sind halt sehr teuer. Die Maler zum Beispiel - allein die Keilrahmen, die Stoffe, die Ölfarben, ich würd sagen das summiert sich im Monat auf 100-150 Euro wenn nicht mehr. Oder zum Beispiel Leute, die mit Medien arbeiten, also zum Beispiel Foto und Drucke, da würde ich sogar 200-300 Euro sagen. Da kommt halt noch viel mehr zusammen als bei anderen Studiengängen.
Nach ihrer Ausbildung verdienen Malerei-Studenten im Schnitt weniger als Schauspieler oder Musiker – müssen aber zusätzlich Miete zahlen für ein Atelier.
Man braucht ja auch ein Atelier mit Licht und wenigstens die Grundausstattung, also ich würde sagen so mindestens 200 Euro pro Monat.
Schlechte Gehaltsaussichten, hohe Zusatzkosten – wenn nun noch der Stress mit den Studiengebühren dazu kommt, glaubt Asta-Aktivistin Surya Gied, braucht sie die Pinsel eigentlich gar nicht mehr anzufassen.
Man muss sich auch einlassen auf die Malerei, auf die Kunst, runter kommen, Ruhe haben. Man kann jetzt nicht, gerade gejobbt und irgendwie durch die Stadt gefahren mit dem Fahrrad und man kommt im Atelier an und fängt gleich an. Weil: Wenn man Zeit und Ruhe hat, kommt die Kreativität irgendwie von allein. Wenn man gestresst ist, dann ist es eine Blockade. Das ist doch glaub ich natürlich, dass man dann nicht arbeiten kann. Weil die Kunst das ist man selber.
Missklänge auch an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin. Hier hoffen zwar viele Studierende, später einen festen Job in einem Orchester zu bekommen und somit einen Ausbildungs-Kredit zügig begleichen zu können. Studenten-Vertreter Michael von zur Mühlen sorgt sich aber um die verhältnismäßig vielen Ausländer an seiner Hochschule.
Beispielsweise aus der ehemaligen Sowjetunion kommen etliche Studenten her, die wahnsinnig begabt sind, aber die niemals Studiengebühren bezahlen können. Im Gegenteil, die arbeiten jetzt schon wahnsinnig viel nebenbei, ernähren teilweise sogar ihre Familie mit dem was sie hier verdienen, und die mit Sicherheit dann gar keine Möglichkeit hätten, hier zu studieren.
Ob Schauspiel-, Malerei- oder Musikstudenten – an der Basis sind Studiengebühren unerwünscht. Und die Hochschulleitungen? Christhard Gössling zum Beispiel, der Rektor der Hanns-Eisler-Musikhochschule, glaubt mit dem Geldsegen seiner Studenten die Kunst-Ausbildung verbessern zu können.
Es ist das Angebot, das man über Pflichtlehre geben kann zum einen. Das sind eben Meisterkurse herausragender Persönlichkeiten, die hier in der Stadt sind. Aber es sind dann auch Fragen der Ausstattung, der Instrumente, der Qualität der Instrumente. Das sind so Möglichkeiten, die wir jetzt nur in sehr eingeschränktem Maße haben.
Ganz anders sieht das Lothar Romain, der Präsident der Berliner Universität der Künste. Romain ist überzeugt, dass nur die großen Unis von den Gebühren profitieren werden.
Also wenn ich 35.000 Studierende hätte, würden die Studiengebühren schon etwas ausmachen im Etat. Wenn ich aber 4500 Studierende habe, wie die UdK, die nun die weitaus größte Kunsthochschule in der Bundesrepublik ist, sind die Studiengebühren natürlich im Haushalt nicht so erheblich wie bei den anderen – im Gegenteil. Wir bekämen nicht genügend Mittel rein, um die wieder rück geben zu können in bessere Ausstattung.
Mit anderen Worten: An den kleinen Kunsthochschulen "fressen" die Verwaltungskosten die Gebühren wieder auf. Ob nun mit Unterstützung der jeweiligen Hochschulleitung oder gegen sie – die Berliner Kunststudenten wollen, wenn es soweit ist, auch Streik- und Protestaktionen starten. Und zwar besonders kreative.
Es gab ja schon solche Aktionen, dass mal komplett so ein Blechbläser-Ensemble zum Beispiel in den Innenhof des Berliner Senats gezogen ist und dort sehr lautstark protestiert hat. Wir machen das auch immer spezifisch. Also da laufen die Proteste immer ein bisschen anders ab als dann an den normalen Hochschulen.