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Kunst in der U-Bahn
William Wegmans Weimaraner

Seine Modelle sind Hunde - schlanke Weimaraner, als starke Wesen mit Mütze oder Hut. US-Künstler William Wegman fotografiert seit 70 Jahren seine Hunde. Jetzt stellt der zweimalige Documenta-Teilnehmer seine Werke an einem ungewöhnlichen Ort aus: der New Yorker U-Bahn.

Von Kai Clement |
    Der Künstler Willliam Wegman mit einem seiner Weimaraner Hunde.
    Der Künstler Willliam Wegman mit einem seiner Weimaraner-Hunde (imago stock&people)
    Es ist das lauteste Museum New Yorks. Gedämpfte Galerie-Atmosphäre? Fehlanzeige! Die U-Bahnhaltestelle der F- und M-Linien an der 23. Straße ist vier Monate lang renoviert worden. Jetzt ist sie nicht nur heller und freundlicher, jetzt blicken einen von Wandmosaiken auch überlebensgroße Weimaraner-Hunde von William Wegman an - diese eleganten, silbergrauen Tieren. Sehr zur Freude von U-Bahn-Kunden und Kundinnen: "Der Gesichtsausdruck der Hunde - der ist gut getroffen. Und ihre Farben. Irgendwie hat er das Wesen der Hunde richtig erfasst."
    Weimaranern mit Perücken oder in Abendkleidern
    William Wegmans Fotos von Weimaranern - ob mit Perücken oder Abendkleidern, auf Stühlen oder Geländern balancierend - sie hingen schon im Metropolitan Museum und dem MoMA für moderne Kunst. Und die Hunde haben sogar in der Sesamstraße schon Brot gebacken. Jetzt hängen sie als große Wandmosaike auch in der U-Bahn, gefertigt von einer Münchner Firma.
    William Wegman ist dazu mit einem seiner Weimaraner ins Fernsehstudio des Senders NY1 gekommen. Seine U-Bahn-Hunde, so sagt er, sollten denselben leeren und offenen Blick haben wie Menschen, die auf die U-Bahn warten.
    "Absolut gelungen", so sieht es Geneene aus dem Stadtteil Brooklyn. Sie ist von den insgesamt elf Hundeporträts ganz fasziniert. Egal ob Weimaraner im Regenmantel, im Karohemd oder auch ganz ohne: "Hinreißend sind die. Es ist doch großartig, so etwas in den Alltag der Menschen zu bringen. So viele haben weder Zeit noch Geld für Museen. Deshalb: es so in die Welt hinaus zu tragen, das demokratisiert die Kunst geradezu."
    Die U-Bahn als demokratisches Museum
    In New Yorks so gesehen nicht nur lautestem, sondern auch demokratischstem Museum hängen auch schon Werke von Chuck Close und Yoko Ono. Zumindest einem ersten Eindruck zufolge sind hastende New Yorker in der U-Bahn allerdings nur schwer für Kunst gewinnen. Vielleicht eher die Wartenden, an die William Wegman auch als Porträt-Vorbilder gedacht hat. Bei denen, die sie bemerken, ist die Freude über die Hunde jedenfalls groß. Wie Geneene sagt: Als New Yorker nehme doch man alles, was einem das marode Subway-System versüße.