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Kunst
"Metamorphosen" - eine Gauguin-Ausstellung im MoMA in New York

Bekannt sind vor allem die Südsee-Bilder Paul Gauguins. Auf Tahiti fertigte er auch Holzschnitte. Seine Druckgrafiken stehen jetzt im Mittelpunkt einer Ausstellung Im Museum of Modern Art in New York.

Von Sacha Verna | 10.03.2014
    Paul Gauguin war 41 Jahre alt, als er mit verschiedenen Drucktechniken zu experimentieren begann. 1889 stellte er im Pariser Café Volpini erstmals elf Zinkgravuren aus mit Szenen aus der Bretagne, Arles und Martinique, die er zuvor bereits in Bildern und Skulpturen verwendet hatte.
    "Paul Gauguin erkundete dieselben Motive von einem Werk zum nächsten und von einem Medium zum nächsten. Deshalb ist die Druckgrafik eng mit den Bildern und mit den Skulpturen verbunden. Sie zeigt aber auch, wie experimentell er war und wie sehr er jedes Medium zu erneuern versuchte." Erläutert Figura Starr.
    Figura Starr hat die Ausstellung zu Paul Gauguins druckgrafischem Oeuvre im Museum of Modern Art organisiert. Gezeigt werden über 160 Werke, anhand derer sich die verschiedenen Inkarnationen einzelner Sujets verfolgen lassen. 130 davon sind Arbeiten auf Papier. Das macht diese Schau zu einer Premiere, denn in diesem Umfang ist diese Seite von Paul Gauguins Werk bisher nirgendwo präsentiert worden.
    Die Südsee als Quelle der Inspiration
    "Diese experimentellen Arbeiten auf Papier sind geheimnisvoller als Gauguins übrige Werke, subtiler und nuancierter. Sie haben etwas Geisterhaftes an sich und verfügen über eine strahlend mysteriöse Präsenz."
    Paul Gauguin, Autodidakt und später pinselbewehrter Botschafter der Südsee, reiste 1891 zum ersten Mal nach Tahiti. Dort entstanden in den folgenden Jahren neben den Bildern, für die der ehemalige Börsenmakler berühmt geworden ist, auch die Holzschnitte im Zentrum dieser Ausstellung. Dabei handelt es sich um zwei Werkgruppen: die Noa Noa-Serie und die Vollard-Serie.
    Auf den zehn Blättern der Noa Noa-Serie widmet sich Gauguin den Schöpfungsmythen seiner exotischen Wahlheimat. Es sind wuchernde Kompositionen aus Göttern und Teufeln, Formen und Farbtönen: "Paul Gauguin habe aus dem Holzschnitt eine Technik gemacht, mit der Künstler nicht mehr wie bis dahin besonders raffiniert, sondern mutiger und ausdrucksvoller zu sein versuchten" so Figura Starr.
    Die vierzehn Blätter der Vollard-Serie stellen eine Art Mini-Retrospektive auf Paul Gauguins Werk dar. Gauguin benannte diese Arbeiten nach dem Galeristen Ambroise Vollard, dem er sie zum Verkauf nach Paris sandte, und nahm darin frühere Motive wieder auf: einen Wegstock in der französischen Provinz, einen Bananenträger, den Raub der Europa. Und da ist die dunkelhäutige Eva, die gleichsam den Inbegriff der Unschuld und Ursprünglichkeit verkörpert, die Paul Gauguin in sein pazifisches Paradies hineinfantasierte.
    Druckgrafik rechtfertigt eigene Ausstellung
    Paul Gauguins Druckgrafik überzeugt vor allem durch ihre Stofflichkeit. Was Gauguin hinzufügte, verwischte oder einfach durch die Gegebenheiten des Materials bewirkte, geht über das Dargestellte hinaus. Statt flächige Hula-Hula-Idyllen sieht man Fasern und gedrängte Bewegungen im klar definierten Rahmen, den die Druckplatten aus Holz, Glas oder Metall auf dem rohen Papier dafür geschaffen haben.
    Paul Gauguin verdankt seine Popularität einem Werk, das oft an der Grenze zum Ethnokitsch entlangschlingert. Diese Ausstellung beweist, dass gutes Handwerk in diesem Fall weit besser sein kann, als die über alles geschätzte Kunst.