Meisterwerke, die man nur selten in so geballter Quantität zu sehen bekommt. Ausstellungsmacher Marco Goldin hat jetzt "Der Impressionismus und die Zeit Van Goghs" auf die Beine gestellt. Zwei Ausstellungen in einer: zum einen 120 Werke von Meistern des Impressionismus, zum anderen ganze 40 Gemälde von Vincent Van Gogh. Darunter Hauptwerke des holländischen Malers, die in der Regel nie ausgeliehen werden. "Das Weizenfeld von Auvers" zum Beispiel. Diese herrliche Bild mit ungewöhnlich kraftvollen Farben vermachte die Stiftung Garengo dem Genfer Musée d'Art e d'Histoire mit der Auflage, es niemals für Ausstellungen auszuleihen. Es ist Marco Goldins raffiniert-geschicktem Verhandlungstalent gelungen, dieses Bild trotzdem nach Treviso zu bekommen. Die "Blumenvase" aus der Zürcher Stiftung Bührle wurde das letzte Mal 1914 in Berlin in einer Ausstellung gezeigt. Ein drittes Werk von Van Gogh, "Säender Bauer im Sonnenuntergang", das erst kürzlich auf 75 Millionen Euro geschätzt wurde, kommt ebenfalls aus Zürich. Zuletzt verließ es 1961 die Schweiz.
Diese Bilder wurden entliehen, weil man Goldin und seinen Mitarbeitern absolute Professionalität attestiert. Der Mann gilt heute als einer der wichtigsten Ausstellungsmacher weltweit. Die großen Erfolge seiner Projekte zeigen das. Denn: wo bitteschön werden Kunstliebhabern so viele Meisterwerke präsentiert? Das ist schon sehr interessant.
Das wird aber auch kritisiert. Nicht wenige Kunstexperten rümpfen ihre Nasen angesichts der, so ihre Kritik, allzu gefälligen Impressionimusschauen in Treviso. Da werde, so der Vorwurf, immer wieder dasselbe in einem neuen Aufguss präsentiert.
Wie auch immer man über diese Kritik denken mag: die neue Schau "Der Impressionismus und die Zeit Van Goghs" fasziniert mit ihren vielen Highlights. Die Ausstellung ist in fünf Sektionen aufgeteilt. Die ersten vier beschäftigen sich mit dem Impressionismus, der Van Goghs Schaffen vorausgeht. Da sind Werke von Monet und Renoir, von Degas und Toulouse-Lautrec zu sehen. Eine Sektion stellt Werke von Signac und Seurat aus der Spätzeit des Impressionismus vor und schließlich werden Zeichnungen und Marmorskulpturen von Rodin gezeigt. Und dann, so Jean Clair, der Gipfel der Ausstellung: die Bilder Van Goghs:
Angesichts der Bekanntheit dieses Malers aber auch der anderen Künstler ist ein Erfolg einer solcher Ausstellung mehr als garantiert. Stellen Sie sich vor: geplant ist bereits, dass Samstags und Sonntags an diejenigen, die in langen Warteschlangen auf Einlass warten, warme Suppe in Plastiktellern ausgegeben wird. Für feingeistige Kunstliebhaber ist das natürlich nichts und die protestieren auch gegen den Gebrauch von Kunst für solche Massenveranstaltungen.
Ausstellungsmacher Marco Goldin stört diese Kritik in keiner Weise. Ihm geht es um Kunst und Kommerz. Um das Geldverdienen mit gutgehenden Schauen und um die Verbreitung des Interesses an Malerei. Beides gelingt ihm perfekt. Schade nur, dass man immer wieder zu viele Besucher auf einmal in die Räume der "Casa dei Carraresi" hineinlässt. Sie stauen sich vor den Bildern, sie drücken und drängeln und der eigentliche Grund des Besuchs einer Kunstschau - das ruhige Betrachten eines Bildes, das Genießen - das ist so gut wie unmöglich. Schade, aber das ist der Nachteil, den man in Kauf nehmen muss, wenn Kunst und Kommerz gepaart mit einer internationalen Werbekampagne Hand in Hand gehen.
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