Werke der Russischen Avantgarde stellen für Sammler – öffentliche wie private – überall auf der Welt ein zunehmendes Problem dar: Mit dem Wert für echte Werke steigt nämlich auch die Zahl der Fälschungen. Daran tragen die öffentlichen Museen in Deutschland Mitschuld, sagte Deutschlandfunk-Redakteur Stefan Koldehoff in der Sendung "Kultur heute". Weil es kaum mehr Ankaufsetats gebe, seien die Institutionen zunehmend von Schenkungen und Dauerleihgaben abhängig geworden. Dies nutzten Betrüger geschickt aus, um hier ihre Fälschungen zu platzieren und damit manchmal sogar ganze Sammlungen vom Fälschungsverdacht reinzuwaschen.
Koldehoff verwies auf den aktuellen Fall im belgischen Gent, wo vor drei Wochen eine ganze Ausstellung mit Werken aus der "Dieleghem Foundation" eines russischen Sammlers im "Museum für Schöne Künste" geschlossen worden war – weil namhafte Experten die Echtheit der Werke bezweifelt hatten. Dort sollte eine unabhängige Kommission den Skandal untersuchen, die sich nun unter Protest selbst aufgelöst hat. Die Wissenschaftler sahen sich in ihrer Handlungsfreiheit durch die Stadt und den Sammler eingeschränkt.
Korrupte Experten
In Wiesbaden läuft seit mehr als zwei Jahren der Prozess gegen eine Galerie, die laut Anklage systematisch Fälschungen nach Künstlern der russischen Avantgarde verkauft haben soll. Große Häuser wie das Museum Ludwig in Köln, die Berlinische Galerie oder die Albertina in Wien haben Bilder ins Depot verbannt, weil sie Zweifel an der Echtheit haben.
Die russische Avantgarde-Kunst sei besonders gefährdet, erklärte Koldehoff, weil sich hier gut Legenden zur Herkunft von Bildern konstruieren ließen: Diese seien während der Stalin-Zeit versteckt und dann später – häufig angeblich über Israel – ins Ausland gebracht worden. Papiere, die Herkunft und Echtheit belegten, gebe es dadurch nicht mehr. Viele Gutachten zu solchen Bildern stammten zudem von korrupten Experten.