"Ich bin früher selbst viel in Galerien gegangen. Und ich fühlte mich oft schlecht beraten und nicht wirklich ernst genommen als jemand, der Kunst kaufen oder in der Zukunft sammeln könnte. Ich war damals Anfang Mitte 20. Und das kam mir einfach alles falsch vor. Ich dachte, das kann ich besser!"
Will Ramsay, der enttäuschte Galeriegänger von einst, ist der Begründer der Affordable Art Fairs. Jetzt lehnt er an einem der gusseisernen Träger des ehemaligen Speicherhauses am Brüsseler Kanal-Hafen, und schaut zu, wie sich die Halle langsam mit Besuchern füllt.
Für den Hingucker im Eingangsbereich sorgt Ottmar Hörl. Neben einer Gruppe kleiner schwarzer Männer mit vorgehaltenen Ferngläsern sind einige dicke Hunde und goldene Gartenzwerge aufgereiht, die einem den Stinkefinger entgegenstrecken. Ein Zwerg ist schon für 40 Euro zu haben. Ein Original ist das natürlich nicht. Aber Mulitples verkaufen sich hier gut.
"40 Stück haben wir heute mindestens schon verkauft. Dabei ist erst seit einer guten Stunde geöffnet. Aber wir müssen mindestens 300 schaffen um hier mit Null wieder raus zu kommen."
Rechts und links der Zwergen-Armee gehen die Gänge ab zur restlichen Kunst. Alles wirkt wie immer. Weiße Stellwände, herausgeputzte Galeristen. Was sich hinter den Wänden, an gut 70 Ständen verbirgt, ist jedoch eine krude Mischung: Von der kitschigen Provencelandschaft bis zum hippen Großstadt-Snapshot, vom Jeff Koons Plagiat zu Che Guevara. Es überwiegt das Dekorative jeglicher Ausprägung, für jeden Geschmack und jedes Alter.
Vereinzelt sind auch kleine Werke etablierterer Künstler zu finden. Ein Kupferstich von Tapies beispielsweise für um die 4000 Euro. Aber auch bei den unbekannteren lässt sich Schönes und Originelles finden.
Der Londoner Galerist Nick Woolff ist schon ein Affordable Art Profi. Er zeigt Skulpturen und Bilder, die sich gut in jedes moderne Büro oder geschmackvolle Wohnzimmer hängen lassen: Spiele mit Strukturen und Symmetrien – gemalt, als Collagen oder als fragile Gebilde aus Porzellan. Nicht auf gewichtige Aussagen bedacht aber durchaus poetisch.
"Hier zeige ich vor allem die Arbeiten von unseren jüngeren Künstlern."
Auch Maria Gilotta und Florence Provost aus Paris haben Interessantes von ihren Nachwuchstalenten mitgebracht, und sind froh, überhaupt auf einer Messe auszustellen. Ihre Galerie ist erst zwei Jahre alt. Und auf einen Platz bei der "Art Brussels" oder "Slick" in Paris haben sie keine Chance. Von den horrenden Standgebühren ganz abgesehen.
"Natürlich wollten wir gerne mal bei einer Messe dabei sein. Und wir haben sehr Gutes darüber gehört. Unter anderem von unseren Künstlern. Die haben uns letztlich überzeugt uns zu bewerben."
Will Ramsay ist guter Hoffnung, dass sein neuer Ableger ein Erfolg wird. Die Wirtschaftskrise könnte ihm dabei in die Arme spielen, glaubt er.
"Wir beobachten am Kunstmarkt, dass gerade das mittlere Segment unter der Krise leidet. Wenn einige von diesen Leuten nun auf günstigere Werke umsteigen, profitieren wir natürlich davon. Unsere letzten Messen im Oktober in London und Amsterdam sind jedenfalls fantastisch gelaufen. Jetzt hoffen wir für Brüssel natürlich dasselbe."
Die größte Kuriosität der Messe befindet sich ganz am Ende der Halle. Hier ist das Reich von Mallehrer Jean-Luc. Drei Besucherinnen um die 50 haben sich eingefunden und bereits die weißen Kittelschürzen angelegt:
"Diese Damen malen schon eine Weile aber sie haben noch keine Erfahrung mit Acryl. Und da werde ich ihnen jetzt ein bisschen was zeigen. Die Idee ist, dass die Leute durch diese Erfahrung auch die ausgestellten Werke mit neuen Augen sehen."
Nicht alle sind vom neuen Brüsseler Kunstevent begeistert. Für Francesco Rossi, der seine Galerie im Norden der Stadt hat, ist die Affordable Art Fair nicht wirklich ernst zu nehmen.
"Ich habe ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass 'gute' Galerien dort dabei sind. Aber es kann immer Überraschungen geben."
Er sieht in dem Ganzen vor allem einen guten Marketingtrick. Und ganz unbegründet sind seine Einwände sicher nicht.
"Ich muss sagen, die Kampagne ist wirklich extrem gut gemacht. Auch der Slogan 'bezahlbare Kunst' ist großartig. Aber ehrlich gesagt: Man kann doch an jeder Ecke Arbeiten von Nachwuchskünstlern bekommen die ihr Geld wert sind, für nicht mal 5000 Euro. Da reicht ein kleiner Gang durch die Innenstadt. Aber das muss jeder selbst entscheiden."
Nichtsdestotrotz: die Affordable Art Fair scheint ihr Publikum zu erreichen – und jeder vierte der kommt, bringt etwas mit nach hause. Dass dagegen vor seinen Fensterscheiben die Leute regelmäßig stehenbleiben, muss auch Rossi zugeben. Nur wird daran auch die Kunstmesse für Jedermann nichts ändern, meint er. Und vermutlich hat er Recht.
"Schön wär´s natürlich aber ich befürchte, es kommt anders. Leute die Kunst auf so einer Messe kennenlernen, gehen im nächsten Jahr wieder dorthin und sonst nirgends. Man kann nur hoffen, dass die Leute irgendwann ihre Scheu überwinden und auch wieder den Weg in die Galerien finden. Denn das ist doch der Ort, wo man Kunst wirklich erleben kann."
Einen kurzen Blick auf das Treiben in der Lagerhalle will er trotzdem riskieren.
Will Ramsay, der enttäuschte Galeriegänger von einst, ist der Begründer der Affordable Art Fairs. Jetzt lehnt er an einem der gusseisernen Träger des ehemaligen Speicherhauses am Brüsseler Kanal-Hafen, und schaut zu, wie sich die Halle langsam mit Besuchern füllt.
Für den Hingucker im Eingangsbereich sorgt Ottmar Hörl. Neben einer Gruppe kleiner schwarzer Männer mit vorgehaltenen Ferngläsern sind einige dicke Hunde und goldene Gartenzwerge aufgereiht, die einem den Stinkefinger entgegenstrecken. Ein Zwerg ist schon für 40 Euro zu haben. Ein Original ist das natürlich nicht. Aber Mulitples verkaufen sich hier gut.
"40 Stück haben wir heute mindestens schon verkauft. Dabei ist erst seit einer guten Stunde geöffnet. Aber wir müssen mindestens 300 schaffen um hier mit Null wieder raus zu kommen."
Rechts und links der Zwergen-Armee gehen die Gänge ab zur restlichen Kunst. Alles wirkt wie immer. Weiße Stellwände, herausgeputzte Galeristen. Was sich hinter den Wänden, an gut 70 Ständen verbirgt, ist jedoch eine krude Mischung: Von der kitschigen Provencelandschaft bis zum hippen Großstadt-Snapshot, vom Jeff Koons Plagiat zu Che Guevara. Es überwiegt das Dekorative jeglicher Ausprägung, für jeden Geschmack und jedes Alter.
Vereinzelt sind auch kleine Werke etablierterer Künstler zu finden. Ein Kupferstich von Tapies beispielsweise für um die 4000 Euro. Aber auch bei den unbekannteren lässt sich Schönes und Originelles finden.
Der Londoner Galerist Nick Woolff ist schon ein Affordable Art Profi. Er zeigt Skulpturen und Bilder, die sich gut in jedes moderne Büro oder geschmackvolle Wohnzimmer hängen lassen: Spiele mit Strukturen und Symmetrien – gemalt, als Collagen oder als fragile Gebilde aus Porzellan. Nicht auf gewichtige Aussagen bedacht aber durchaus poetisch.
"Hier zeige ich vor allem die Arbeiten von unseren jüngeren Künstlern."
Auch Maria Gilotta und Florence Provost aus Paris haben Interessantes von ihren Nachwuchstalenten mitgebracht, und sind froh, überhaupt auf einer Messe auszustellen. Ihre Galerie ist erst zwei Jahre alt. Und auf einen Platz bei der "Art Brussels" oder "Slick" in Paris haben sie keine Chance. Von den horrenden Standgebühren ganz abgesehen.
"Natürlich wollten wir gerne mal bei einer Messe dabei sein. Und wir haben sehr Gutes darüber gehört. Unter anderem von unseren Künstlern. Die haben uns letztlich überzeugt uns zu bewerben."
Will Ramsay ist guter Hoffnung, dass sein neuer Ableger ein Erfolg wird. Die Wirtschaftskrise könnte ihm dabei in die Arme spielen, glaubt er.
"Wir beobachten am Kunstmarkt, dass gerade das mittlere Segment unter der Krise leidet. Wenn einige von diesen Leuten nun auf günstigere Werke umsteigen, profitieren wir natürlich davon. Unsere letzten Messen im Oktober in London und Amsterdam sind jedenfalls fantastisch gelaufen. Jetzt hoffen wir für Brüssel natürlich dasselbe."
Die größte Kuriosität der Messe befindet sich ganz am Ende der Halle. Hier ist das Reich von Mallehrer Jean-Luc. Drei Besucherinnen um die 50 haben sich eingefunden und bereits die weißen Kittelschürzen angelegt:
"Diese Damen malen schon eine Weile aber sie haben noch keine Erfahrung mit Acryl. Und da werde ich ihnen jetzt ein bisschen was zeigen. Die Idee ist, dass die Leute durch diese Erfahrung auch die ausgestellten Werke mit neuen Augen sehen."
Nicht alle sind vom neuen Brüsseler Kunstevent begeistert. Für Francesco Rossi, der seine Galerie im Norden der Stadt hat, ist die Affordable Art Fair nicht wirklich ernst zu nehmen.
"Ich habe ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass 'gute' Galerien dort dabei sind. Aber es kann immer Überraschungen geben."
Er sieht in dem Ganzen vor allem einen guten Marketingtrick. Und ganz unbegründet sind seine Einwände sicher nicht.
"Ich muss sagen, die Kampagne ist wirklich extrem gut gemacht. Auch der Slogan 'bezahlbare Kunst' ist großartig. Aber ehrlich gesagt: Man kann doch an jeder Ecke Arbeiten von Nachwuchskünstlern bekommen die ihr Geld wert sind, für nicht mal 5000 Euro. Da reicht ein kleiner Gang durch die Innenstadt. Aber das muss jeder selbst entscheiden."
Nichtsdestotrotz: die Affordable Art Fair scheint ihr Publikum zu erreichen – und jeder vierte der kommt, bringt etwas mit nach hause. Dass dagegen vor seinen Fensterscheiben die Leute regelmäßig stehenbleiben, muss auch Rossi zugeben. Nur wird daran auch die Kunstmesse für Jedermann nichts ändern, meint er. Und vermutlich hat er Recht.
"Schön wär´s natürlich aber ich befürchte, es kommt anders. Leute die Kunst auf so einer Messe kennenlernen, gehen im nächsten Jahr wieder dorthin und sonst nirgends. Man kann nur hoffen, dass die Leute irgendwann ihre Scheu überwinden und auch wieder den Weg in die Galerien finden. Denn das ist doch der Ort, wo man Kunst wirklich erleben kann."
Einen kurzen Blick auf das Treiben in der Lagerhalle will er trotzdem riskieren.