Das Atelier von Marco Everistti liegt in einem beschaulichen Haus in der Kopenhagener Innenstadt. Eine schmale Treppe führt hinauf in den ersten Stock. Im Atelier selbst trifft Evaristti die letzten Vorbereitungen für seine Reise nach Berlin. Dass diese in einem neuerlichen Kunstskandal enden könnte, glaubt er nicht:
"Nein, das denke ich nicht. Die Deutschen sind sehr offen. Aber wer weiß? Wenn man mit einem Skandal rechnet, dann kommt er nicht, wenn man nicht mit ihm rechnet, dann kommt er doch. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Leute aus der jüdischen Gemeinde mit diesem Kunstwerk schwer tun."
Dieses Kunstwerk ist ein Nachbau der Frontpartie des Konzentrationslagers Auschwitz - aus purem Gold, eingeschmolzen unter anderem aus Goldzähnen ehemaliger Gefangener. Evaristti erzählt, die Zähne habe er von einem ehemaligen Nazi in der Nähe Wiens erstanden - insgesamt drei Kilo, aus denen er 900 Gramm reines Gold gewonnen habe.
"Ich fragte den Mann, woher kommen diese Zähne, und er sagte, das sind Zähne aus Auschwitz. Ich wollte das nicht glauben, sagte, das alles ging doch in die Schweiz, worauf er sagte, na, glaubst Du nicht, dass es Soldaten gab, die das in die eigene Tasche steckten. Für sie waren das keine Zähne, es war Gold, es war Geld."
Neben dem Gebäude selbst zeigt Evaristtis Kunstwerk einen mit Diamanten besetzten Zug, in dem er Goldzähne zu Totenköpfen umgeformt hat, sowie Evaristtis Signatur, die ebenfalls mit Goldzähnen dargestellt ist. Im Turm über dem Eingang zum Konzentrationslager eine Uhr, deren Zeiger auf fünf vor zwölf stehen - eine Uhr, die es in Wirklichkeit nicht gegeben hat. So auch der Titel des Kunstwerkes: Rolex-Gate.
"Als Rolex nach dem Zweiten Weltkrieg begann, Golduhren herzustellen, woher kam das Gold - doch nicht aus Südafrika. Das ist eine Vermutung, ich habe keine Beweise. Die Schweiz gab sich neutral, war es in Wirklichkeit aber nicht, das Land dachte an den eigenen Profit. Und Rolex repräsentiert für mich die Schweiz, ja uns alle. "
Evaristti möchte mit seinem Kunstwerk zeigen, dass es Neutralität nicht gibt, nur Interessen - damals wie heute. Überall in Europa seien rechte Gruppierungen auf dem Vormarsch, überall auf der Welt müssten sich Minderheiten hüten, gerade in Zeiten der Krise. Evaristti selbst wurde als orthodoxer Jude erzogen, seine Familie floh nach dem Zweiten Weltkrieg aus Europa, heute lebt sie in Israel. Evaristti hat sich seit Langem von seinem Glauben distanziert, kann, so sagt er, mit Religion nichts anfangen. Seine Herkunft aber könne man nicht verleugnen. Auf der linken Brust trägt Evaristti einen tätowierten Judenstern - aus Solidarität mit einer Großmutter, die in Auschwitz ermordet worden sei. Auch von ihr seien drei Goldzähne in das Kunstwerk eingeflossen, die ihm seine Mutter geschenkt habe.
"Das Art Forum ist ein interessanter Ort, denn es kommen so viele Leute auf einmal. Wenn ich das Kunstwerk in einer Galerie ausgestellt hätte, wie viele Leute hätten es gesehen? In Berlin sind es Tausende auf einmal, die den dazugehörigen Text lesen, den man lesen muss, um das Werk zu verstehen und die dann darüber nachdenken. Kunst soll die Leute zum Nachdenken anregen. Für mich ist Kunst reine Kommunikation mit ästhetischen Mitteln."
Bereits in der Vergangenheit hat Evaristti mit Kunstprojekten Aufsehen erregt. Erst Anfang September wurde bekannt, er wolle einen zum Tode verurteilten US-Amerikaner nach Vollstreckung des Urteils an Fische verfüttern. Ist also die Geschichte über die Herkunft der Goldzähne Teil des Kunstwerks, Teil der Provokation? Evaristti verneint:
"In Wirklichkeit ist es egal, ob die Geschichte stimmt oder nicht stimmt. Die Kunst ist eine Wirklichkeit, ausgedrückt durch eine Lüge. Die meisten Menschen aber, die meine Arbeit kennen, wissen, wie wichtig es mir ist, mit wirklichen Mitteln zu arbeiten. Wenn ich einen Eisberg anmale, dann tue ich das in Grönland, es ist nicht Photoshop, keine Manipulation. Natürlich ist die Geschichte mit den Goldzähnen wahr. Aber ob ich drei Zähne benutze oder 350 - das ist gleichgültig. Deswegen sage ich: Die Geschichte ist wahr, aber selbst wenn sie es nicht wäre, wäre es gleichgültig. "
"Nein, das denke ich nicht. Die Deutschen sind sehr offen. Aber wer weiß? Wenn man mit einem Skandal rechnet, dann kommt er nicht, wenn man nicht mit ihm rechnet, dann kommt er doch. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Leute aus der jüdischen Gemeinde mit diesem Kunstwerk schwer tun."
Dieses Kunstwerk ist ein Nachbau der Frontpartie des Konzentrationslagers Auschwitz - aus purem Gold, eingeschmolzen unter anderem aus Goldzähnen ehemaliger Gefangener. Evaristti erzählt, die Zähne habe er von einem ehemaligen Nazi in der Nähe Wiens erstanden - insgesamt drei Kilo, aus denen er 900 Gramm reines Gold gewonnen habe.
"Ich fragte den Mann, woher kommen diese Zähne, und er sagte, das sind Zähne aus Auschwitz. Ich wollte das nicht glauben, sagte, das alles ging doch in die Schweiz, worauf er sagte, na, glaubst Du nicht, dass es Soldaten gab, die das in die eigene Tasche steckten. Für sie waren das keine Zähne, es war Gold, es war Geld."
Neben dem Gebäude selbst zeigt Evaristtis Kunstwerk einen mit Diamanten besetzten Zug, in dem er Goldzähne zu Totenköpfen umgeformt hat, sowie Evaristtis Signatur, die ebenfalls mit Goldzähnen dargestellt ist. Im Turm über dem Eingang zum Konzentrationslager eine Uhr, deren Zeiger auf fünf vor zwölf stehen - eine Uhr, die es in Wirklichkeit nicht gegeben hat. So auch der Titel des Kunstwerkes: Rolex-Gate.
"Als Rolex nach dem Zweiten Weltkrieg begann, Golduhren herzustellen, woher kam das Gold - doch nicht aus Südafrika. Das ist eine Vermutung, ich habe keine Beweise. Die Schweiz gab sich neutral, war es in Wirklichkeit aber nicht, das Land dachte an den eigenen Profit. Und Rolex repräsentiert für mich die Schweiz, ja uns alle. "
Evaristti möchte mit seinem Kunstwerk zeigen, dass es Neutralität nicht gibt, nur Interessen - damals wie heute. Überall in Europa seien rechte Gruppierungen auf dem Vormarsch, überall auf der Welt müssten sich Minderheiten hüten, gerade in Zeiten der Krise. Evaristti selbst wurde als orthodoxer Jude erzogen, seine Familie floh nach dem Zweiten Weltkrieg aus Europa, heute lebt sie in Israel. Evaristti hat sich seit Langem von seinem Glauben distanziert, kann, so sagt er, mit Religion nichts anfangen. Seine Herkunft aber könne man nicht verleugnen. Auf der linken Brust trägt Evaristti einen tätowierten Judenstern - aus Solidarität mit einer Großmutter, die in Auschwitz ermordet worden sei. Auch von ihr seien drei Goldzähne in das Kunstwerk eingeflossen, die ihm seine Mutter geschenkt habe.
"Das Art Forum ist ein interessanter Ort, denn es kommen so viele Leute auf einmal. Wenn ich das Kunstwerk in einer Galerie ausgestellt hätte, wie viele Leute hätten es gesehen? In Berlin sind es Tausende auf einmal, die den dazugehörigen Text lesen, den man lesen muss, um das Werk zu verstehen und die dann darüber nachdenken. Kunst soll die Leute zum Nachdenken anregen. Für mich ist Kunst reine Kommunikation mit ästhetischen Mitteln."
Bereits in der Vergangenheit hat Evaristti mit Kunstprojekten Aufsehen erregt. Erst Anfang September wurde bekannt, er wolle einen zum Tode verurteilten US-Amerikaner nach Vollstreckung des Urteils an Fische verfüttern. Ist also die Geschichte über die Herkunft der Goldzähne Teil des Kunstwerks, Teil der Provokation? Evaristti verneint:
"In Wirklichkeit ist es egal, ob die Geschichte stimmt oder nicht stimmt. Die Kunst ist eine Wirklichkeit, ausgedrückt durch eine Lüge. Die meisten Menschen aber, die meine Arbeit kennen, wissen, wie wichtig es mir ist, mit wirklichen Mitteln zu arbeiten. Wenn ich einen Eisberg anmale, dann tue ich das in Grönland, es ist nicht Photoshop, keine Manipulation. Natürlich ist die Geschichte mit den Goldzähnen wahr. Aber ob ich drei Zähne benutze oder 350 - das ist gleichgültig. Deswegen sage ich: Die Geschichte ist wahr, aber selbst wenn sie es nicht wäre, wäre es gleichgültig. "