"Ich wohnte ja direkt neben der Kirche und da habe ich nicht lange nachgedacht und bin gleich nach dem Beben rein und habe versucht, die wichtigsten Kunstwerke herauszubringen. Als später die Kuppel zusammenbrach konnte ich gerade noch herauslaufen, bekam allerdings einen Haufen Staub und kleiner Steine ab."
Padre Nicola Ferrante ist einer der Geistlichen der Kirche der Heiligen Seelen in L'Aquila. In den ersten Tagen nach dem Hauptbeben holten er und andere Geistliche überall in den Abruzzen aus ihren Kirchen was noch zu retten war - zum Teil unter Lebensgefahr und gegen das Verbot des Katastrophenschutzes, der das Betreten aller historischen Gebäude untersagt hat. Barocke Kruzifixe und Renaissancegemälde, Kelche und antikes Mobiliar, das jetzt in erdbebensicheren Gebäuden untergebracht ist. Doch vieles war nicht mehr zu retten.
Kirchen und Paläste, Museen, Archive und ganze historische Stadtzentren brachen in Folge der zahlreichen Beben zusammen. Fast alle wichtigen Gotteshäuser in L'Aquila, der Hauptstadt der betroffenen Region Abruzzen, liegen in Trümmern. Darunter Santa Maria di Collemaggio, eine der schönsten romanischen Kirchen Mittelitaliens. Teile der Dächer und die Kuppel stürzten ein. San Bernardino aus dem 15. Jahrhundert verlor nicht nur den grandiosen Kirchturm, sondern tiefe Risse in den Wänden haben das Gebäude unzugänglich gemacht: Einsturzgefahr! Wie es um die einmaligen Freskenzyklen des 12. Jahrhunderts bestellt ist, die sich in kleinen Kirchen in Dörfern der Umgebung L'Aquilas befinden, ist immer noch unklar. Die Hilfskräfte des römischen Kulturministeriums konzentrieren sich im Moment vor allem auf L'Aquila. Dazu Kunsthistoriker Salvatore Settis, bis vor kurzem Präsident der Beraterkommission des Kulturministers:
"Das Problem der Abruzzen besteht darin, dass die vielen Kulturgüter nicht auf wenige Orte konzentriert, sondern auf hunderte von Dörfern verstreut sind. Die Hilfskräfte des Kulturministers haben bis jetzt nur L'Aquila untersucht. Fast 100 Prozent der Kulturgüter sind entweder mittel- oder schwerbeschädigt. Das Stadtarchiv ist komplett zerstört. Das Castello ist ein ganz großes Problem."
Enthält das Castello, eine Festung aus dem 16. Jahrhundert, doch die Nationalgalerie der Abruzzen. Eine Art Louvre der Region, mit unschätzbaren Kostbarkeiten aus der römischen Antike, der Romanik und Renaissance. Teile des Gebäudes stürzten zusammen. Wie es um die Meisterwerke von Mattia Preti, von Jacobello del Fiore, von Silvestro dell'Aquila und vielen anderen Künstlern bestellt ist, weiß man nicht. Die Festung ist unzugänglich. Befürchtet wird der Einsturz der Decken aufgrund der immer noch andauernden Nachbeben - die bereits anderen historischen Gebäuden den Gnadenstoss versetzt haben. Fast jeden Tag brechen nach neuen Erdstössen Palazzi und Kirchen in sich zusammen. Salvatore Settis:
"Diese Beben bringen Trauer und Ruinen, in einer Region, die, was die Quantität historischer Kulturgüter in Italien angeht, immerhin an siebter Stelle steht. Wir gehen davon aus, dass Wochen vergehen werden, bevor wir eine komplette Liste aller Beschädigungen und Zerstörungen haben. Die vom Kulturminister bereitgestellten 10 Millionen Euro für die Kulturgüter werden bei weitem nicht ausreichen."
Schon jetzt wird heftig darüber gestritten, was mit den schwer beschädigten Kulturgütern geschehen soll. Sollen sie abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt oder komplett rekonstruiert werden? Was soll gerettet werden? Kunstschützer vermuten, dass eine umfassende Rekonstruierung der wichtigsten historischen Gebäude mindestens 200 Mio. Euro kosten wird. Ob die Regierung angesichts von rund 30.000 Obdachlosen dafür das Geld aufbringen wird, muss bezweifelt werden.
Regierungschef Silvio Berlusconi würde das alte L'Aquila am liebsten ganz aufgeben und einige Kilometer entfernt eine von ihm "L'Aquila 2" genannte neue Stadt errichten. Kunstschützer und Bürger protestieren. L'Aquila, so ihr Hauptargument, dürfe nicht zu einer Ruinenstadt werden und müsse wieder leben.
Entschieden gegen das Ende L'Aquilas spricht sich auch Elena Pattanica vom regionalen Restaurierungsinstitut aus:
"Wenn die Katalogisierung der Schäden abgeschlossen ist, sollte man entscheiden was rettenswert ist, was rekonstruiert werden sollte. Man kann keine ganze Stadt aufgeben, die noch über ein nahezu komplett erhaltenes mittelalterliches Straßennetz verfügt und auch mit Lücken sicherlich noch faszinierend sein wird. Ich hoffe, dass sich später das Geld, von Banken oder Stiftungen, für eine Restaurierung finden wird."
Vielleicht auch von Barack Obama. Auf das Hilfs-Angebot des US-Präsidenten für die Menschen der Abruzzen erklärte Berlusconi, dass man ja mit amerikanischer Hilfe die zerstörten Kirchen und Paläste wieder errichten könne. Ob die USA auf diese Idee eingehen werden ist noch unklar.
Padre Nicola Ferrante ist einer der Geistlichen der Kirche der Heiligen Seelen in L'Aquila. In den ersten Tagen nach dem Hauptbeben holten er und andere Geistliche überall in den Abruzzen aus ihren Kirchen was noch zu retten war - zum Teil unter Lebensgefahr und gegen das Verbot des Katastrophenschutzes, der das Betreten aller historischen Gebäude untersagt hat. Barocke Kruzifixe und Renaissancegemälde, Kelche und antikes Mobiliar, das jetzt in erdbebensicheren Gebäuden untergebracht ist. Doch vieles war nicht mehr zu retten.
Kirchen und Paläste, Museen, Archive und ganze historische Stadtzentren brachen in Folge der zahlreichen Beben zusammen. Fast alle wichtigen Gotteshäuser in L'Aquila, der Hauptstadt der betroffenen Region Abruzzen, liegen in Trümmern. Darunter Santa Maria di Collemaggio, eine der schönsten romanischen Kirchen Mittelitaliens. Teile der Dächer und die Kuppel stürzten ein. San Bernardino aus dem 15. Jahrhundert verlor nicht nur den grandiosen Kirchturm, sondern tiefe Risse in den Wänden haben das Gebäude unzugänglich gemacht: Einsturzgefahr! Wie es um die einmaligen Freskenzyklen des 12. Jahrhunderts bestellt ist, die sich in kleinen Kirchen in Dörfern der Umgebung L'Aquilas befinden, ist immer noch unklar. Die Hilfskräfte des römischen Kulturministeriums konzentrieren sich im Moment vor allem auf L'Aquila. Dazu Kunsthistoriker Salvatore Settis, bis vor kurzem Präsident der Beraterkommission des Kulturministers:
"Das Problem der Abruzzen besteht darin, dass die vielen Kulturgüter nicht auf wenige Orte konzentriert, sondern auf hunderte von Dörfern verstreut sind. Die Hilfskräfte des Kulturministers haben bis jetzt nur L'Aquila untersucht. Fast 100 Prozent der Kulturgüter sind entweder mittel- oder schwerbeschädigt. Das Stadtarchiv ist komplett zerstört. Das Castello ist ein ganz großes Problem."
Enthält das Castello, eine Festung aus dem 16. Jahrhundert, doch die Nationalgalerie der Abruzzen. Eine Art Louvre der Region, mit unschätzbaren Kostbarkeiten aus der römischen Antike, der Romanik und Renaissance. Teile des Gebäudes stürzten zusammen. Wie es um die Meisterwerke von Mattia Preti, von Jacobello del Fiore, von Silvestro dell'Aquila und vielen anderen Künstlern bestellt ist, weiß man nicht. Die Festung ist unzugänglich. Befürchtet wird der Einsturz der Decken aufgrund der immer noch andauernden Nachbeben - die bereits anderen historischen Gebäuden den Gnadenstoss versetzt haben. Fast jeden Tag brechen nach neuen Erdstössen Palazzi und Kirchen in sich zusammen. Salvatore Settis:
"Diese Beben bringen Trauer und Ruinen, in einer Region, die, was die Quantität historischer Kulturgüter in Italien angeht, immerhin an siebter Stelle steht. Wir gehen davon aus, dass Wochen vergehen werden, bevor wir eine komplette Liste aller Beschädigungen und Zerstörungen haben. Die vom Kulturminister bereitgestellten 10 Millionen Euro für die Kulturgüter werden bei weitem nicht ausreichen."
Schon jetzt wird heftig darüber gestritten, was mit den schwer beschädigten Kulturgütern geschehen soll. Sollen sie abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt oder komplett rekonstruiert werden? Was soll gerettet werden? Kunstschützer vermuten, dass eine umfassende Rekonstruierung der wichtigsten historischen Gebäude mindestens 200 Mio. Euro kosten wird. Ob die Regierung angesichts von rund 30.000 Obdachlosen dafür das Geld aufbringen wird, muss bezweifelt werden.
Regierungschef Silvio Berlusconi würde das alte L'Aquila am liebsten ganz aufgeben und einige Kilometer entfernt eine von ihm "L'Aquila 2" genannte neue Stadt errichten. Kunstschützer und Bürger protestieren. L'Aquila, so ihr Hauptargument, dürfe nicht zu einer Ruinenstadt werden und müsse wieder leben.
Entschieden gegen das Ende L'Aquilas spricht sich auch Elena Pattanica vom regionalen Restaurierungsinstitut aus:
"Wenn die Katalogisierung der Schäden abgeschlossen ist, sollte man entscheiden was rettenswert ist, was rekonstruiert werden sollte. Man kann keine ganze Stadt aufgeben, die noch über ein nahezu komplett erhaltenes mittelalterliches Straßennetz verfügt und auch mit Lücken sicherlich noch faszinierend sein wird. Ich hoffe, dass sich später das Geld, von Banken oder Stiftungen, für eine Restaurierung finden wird."
Vielleicht auch von Barack Obama. Auf das Hilfs-Angebot des US-Präsidenten für die Menschen der Abruzzen erklärte Berlusconi, dass man ja mit amerikanischer Hilfe die zerstörten Kirchen und Paläste wieder errichten könne. Ob die USA auf diese Idee eingehen werden ist noch unklar.