
Der Gene-Autry-Trail nördlich vom Flughafen von Palm Springs - es ist die Zufahrtsstrasse zum Highway, der in Richtung Osten an die Küste, nach Los Angele, führt. Vier Billboards stehen an einem Straßenabschnitt. Auf einem ist zum Beispiel ein kleiner Junge zu sehen, er trägt Federkopfschmuck, ein Tuch um die Lenden und eine Sonnenbrille; hinter ihm ragen weiße Windmühlen in den dunkelblauen Himmel. "Winka & The Windmills" heißt das Foto der Künstlerin Cara Romero. Sie selbst gehört zum Stamm der Chemehuevi.
Cara Romero: "Ich kommuniziere aus unserer Welt mit der Welt um uns herum. Ich will verdeutlichen, dass wir indigenen Völker seit Tausenden von Jahren hier sind und in Harmonie mit dem Land, der Umwelt, den heiligen Stätten im Coachella Valley leben. Ich will sagen: Wir sind immer noch hier."
Dunkel, schmutzig und unheilvoll
Jedes Billboard portraitiert ein junges Mitglied eines Stammes und erinnert an die vorkolonialen Bewohner dieser Region. Cara Romero ist eine von 19 Künstlerinnen und Künstlern, die für die zweite Auflage von "Desert X" ausgewählt wurden. "Desert X" steht für "Ausstellung in der Wüste" - die Objekte sind im Südosten Kaliforniens verteilt.
Der irische Künstler John Gerrard hat neben dem Palms Springs Visitor Center eine riesige Videoinstallation aufgebaut. Darauf zu sehen: eine Fahnenstange, die auf dem Feld in Texas steht, an dem 1901 das erste große Ölvorkommen der Welt entdeckt wurde. Schwarzer Rauch tritt in Form einer Flagge am oberen Ende heraus. Gerrard nennt es "Western Flag": Sie ist dunkel, schmutzig, wirkt unheilvoll.

Die mexikanische Künstlerin Pia Camil hat dies- und jenseits der US-mexikanischen Grenze jeweils einen Bogen aus Betonstahl gebaut und ihn in leuchtenden Farben bemalt.
Kathleen Ryan aus Santa Monica nennt ihr Werk "Ghost Palm": Es ist eine Palme, zusammengesetzt aus Stahl, Plastik und Glas - neben ihren natürlichen Artgenossen wirkt sie filigran und fast durchsichtig. Es ist eine empfindliche Struktur auf einer der gefährlichsten Erdbebennähte der Welt, der San-Andreas-Verwerfung.
Die Umgebung als Kurator
Die Umgebung ist der Kurator - so das Motto der Veranstalter, die "Desert X" vor zwei Jahren aus der Taufe hoben. Die Idee, übergroße Exponate in die karge Wüstenlandschaft zu platzieren, hatte Susan Davis: "Wir hatten Wind, Regen, kranke Schafe. Das hat beeinflusst, wie einige Exponate aufgebaut werden konnten, wo sie stehen - das war meine Lernkurve."

Was haben kranke Schafe mit Kunst zu tun? Bei kalifornischen Dickhornschafen grassiert derzeit eine Lungenentzündung. Deshalb entzogen die Behörden die Erlaubnis für eine Installation von Jenny Holzer. Sie wollte Texte an die Bergwand eines Naturschutzgebiets projizieren: Dichtung und Erfahrungsberichte von Menschen, die mit Waffengewalt in Berührung gekommen sind. Noch wird nach einem neuen Ort für die LED-Projektionen gesucht.
Alle anderen Objekte lassen sich bis Ende April nördlich und südlich der Salton Sea entdecken - bei einer Art Kunst-Roadtrip durch eine Open-air-Galerie.