Filmszene: "Fear creates fear. I am not ignorant for the danger Sir. But I will not punish my people for theirs beliefs. Only for their deeds. I am sure my people love their queen. And constant endeavour is to earn their love."
"Furcht erzeugt Furcht. Ich werde meine Bürger nicht für ihre Überzeugungen bestrafen, nur für ihre Taten" - eine tolerante Politikerin, die dem christlich-fundamentalistischen Herrschaftsanspruch des spanischen Königs widersteht, die Freiheit und Glück über Religion und Sicherheitsverlangen stellt - der indische Regisseur Shekhar Kapur erzählt seine Version der Geschichte des siegreichen Widerstands der britischen Königin Elisabeth I. gegen die technisch überlegene spanische Armada mit offenem aktuellen Bezug als Parabel auf das Scheitern des US-amerikanischen Weltmachtsanspruchs im Irak. Neun Jahre nach Kapurs Oscar- und Golden Globe-prämierten Drama über den Aufstieg der jungen Prinzessin zur Macht, erzählt der Regisseur seine Geschichte weiter, und wieder steigt die australische Darstellerin Cate Blanchett in die prächtigen Kostüme der Monarchin.
Kapurs hintersinniger Historienfilm war der passende Abschluss beim dritten Internationalen "Eurasia"-Filmfestival das am Sonntag im türkischen Antalya zuende ging. Denn der Ansatz, in zwei Wettbewerben und vielen Nebenreihen Filme über die Verbindung von Europa und Asien zu zeigen, bot vor allem eine Plattform, auf der aktuelle kulturelle und politische Konflikte verhandelt wurden.
Das galt insbesondere für den Wettbewerb mit neuen türkischen Spiel- und Dokumentarfilmen. Spürbar nimmt sich der türkische Gegenwartsfilm neue Freiheiten, erkennbar wird das Kino zu einer Plattform, in der aktuelle gesellschaftliche Fragen verhandelt werden.
Zwei brisante, vielfach belastete Themen standen dieses Jahr im Zentrum. Gleich drei Filme nahmen dabei das einstige Tabuthema "Ehrenmorde" frontal ins Visier - als erste türkische Spielfilme überhaupt, die belegten, dass die Kritik an dieser abscheulichen archaischen Praxis in der Türkei eher noch lauter und schärfer ist, als hierzulande. Keiner würde in der Türkei derartige Taten als "kulturelle Praxis" verteidigen - es gibt sie, aber sie geschehen heimlich und im Verborgenen, wie die Taten der Mafia nur von Angst und Schweigen geschützt werden, nicht von Verständnis.
"Bliss" von Abdullah Oguz erzählt von der 17-jährigen Meryem. Nachdem sie Opfer einer Vergewaltigung wurde, flieht sie aus ihrem ostanatolischen Dorf. In der Millionenstadt Istanbul will sie ein neues Leben beginnen. Doch sie wird von ihrem Cousin verfolgt und aufgespürt, der sie im Namen der Familienehre töten soll. In diesem Fall geht der Film gut aus; für die Wende sorgt hier ein Professor, der dem Bruder in vieler Hinsicht die Augen öffnet. Das allerdings ist gewiss auch die Wunschvorstellung eines Regisseurs aus der Intellektuellenmetropole Istanbul.
Auch Die Regisseurin Handan Ipekci konzentriert sich in "Hidden faces" zunächst auf die Begegnung von Opfer und Täter. Ausgerechnet nach Deutschland ist er geflohen, im festen Glauben, er habe seine Nichte ermordet. Doch irgendwann erfährt er, dass sie noch lebt. Er kehrt in die Türkei zurück, in der festen Absicht sein Werk zu vollenden.
Diese beiden erschreckenden Konfrontationen stellen manche tatsächlichen Verhältnisse noch schonend dar. Ohne Vorurteile zu bedienen, rücken beide Regisseure zunächst den Blick weg von der Tat darauf, dass Täter und Opfer meist beide Gefangene sozialer Zwangsverhältnisse sind. Sie stellen die Familienclans ins Zentrum, die Väter und Onkel, und ein ganzes soziales Geflecht aus feudalistischer Mentalität und überkommenen Ehrbegriffen, die hier eigentlich entscheiden.
Berührt wurde das Festival vergangene Woche auch durch den Terror der kurdischen PKK-Nationalisten. Vor diesem Hintergrund war eine Dokumentation noch brisanter, die auch ohne die Morde und die angeheizte Stimmung für Debatten gesorgt hätte: "38" von Cayan Demirel erzählt aus der Perspektive der Opfer von Vertreibungen und Massakern, die die türkische Armee im Jahr 1938 an Kurden verübte:
"Mein Film erzählt die Geschichte des Versuchs, mit Gewalt eine einheitliche Nation zu schaffen. Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat. Die Türkei hat dieses Erbe zurückgewiesen. Seit ihrer Entstehung versucht sie hingegen, den Staat zu einen, indem sie kleinere Völker gleichschaltet oder notfalls vernichtet - kulturell, oder auch ganz wörtlich.", " so der Regisseur über seinen Film.
In Bezug auf den aktuellen Konflikt vertrat der Istanbuler Produzent und Blogger Tunc Sahin eine entgegengesetzte Position, und ist damit repräsentativ für viele unter den linksliberalen, traditionell regierungskritischen Intellektuellen Istanbuls. Die Morde der PKK sind für Sahin mit der Historie nicht zu entschuldigen:
" "Mich stört die Terminologie westlicher Medien. Man romantisiert die PKK als Guerilla. Aber es ist eine terroristische Organisation."
Sahin verteidigt die Politik der Regierung Erdogan:
"Ich habe sie nicht gewählt. Aber die Regierung versucht, alles abzukühlen, und setzt auf Diplomatie. Aber wenn noch etwas passieren sollte, wäre eine Eskalation kaum noch zu stoppen."
"Furcht erzeugt Furcht. Ich werde meine Bürger nicht für ihre Überzeugungen bestrafen, nur für ihre Taten" - eine tolerante Politikerin, die dem christlich-fundamentalistischen Herrschaftsanspruch des spanischen Königs widersteht, die Freiheit und Glück über Religion und Sicherheitsverlangen stellt - der indische Regisseur Shekhar Kapur erzählt seine Version der Geschichte des siegreichen Widerstands der britischen Königin Elisabeth I. gegen die technisch überlegene spanische Armada mit offenem aktuellen Bezug als Parabel auf das Scheitern des US-amerikanischen Weltmachtsanspruchs im Irak. Neun Jahre nach Kapurs Oscar- und Golden Globe-prämierten Drama über den Aufstieg der jungen Prinzessin zur Macht, erzählt der Regisseur seine Geschichte weiter, und wieder steigt die australische Darstellerin Cate Blanchett in die prächtigen Kostüme der Monarchin.
Kapurs hintersinniger Historienfilm war der passende Abschluss beim dritten Internationalen "Eurasia"-Filmfestival das am Sonntag im türkischen Antalya zuende ging. Denn der Ansatz, in zwei Wettbewerben und vielen Nebenreihen Filme über die Verbindung von Europa und Asien zu zeigen, bot vor allem eine Plattform, auf der aktuelle kulturelle und politische Konflikte verhandelt wurden.
Das galt insbesondere für den Wettbewerb mit neuen türkischen Spiel- und Dokumentarfilmen. Spürbar nimmt sich der türkische Gegenwartsfilm neue Freiheiten, erkennbar wird das Kino zu einer Plattform, in der aktuelle gesellschaftliche Fragen verhandelt werden.
Zwei brisante, vielfach belastete Themen standen dieses Jahr im Zentrum. Gleich drei Filme nahmen dabei das einstige Tabuthema "Ehrenmorde" frontal ins Visier - als erste türkische Spielfilme überhaupt, die belegten, dass die Kritik an dieser abscheulichen archaischen Praxis in der Türkei eher noch lauter und schärfer ist, als hierzulande. Keiner würde in der Türkei derartige Taten als "kulturelle Praxis" verteidigen - es gibt sie, aber sie geschehen heimlich und im Verborgenen, wie die Taten der Mafia nur von Angst und Schweigen geschützt werden, nicht von Verständnis.
"Bliss" von Abdullah Oguz erzählt von der 17-jährigen Meryem. Nachdem sie Opfer einer Vergewaltigung wurde, flieht sie aus ihrem ostanatolischen Dorf. In der Millionenstadt Istanbul will sie ein neues Leben beginnen. Doch sie wird von ihrem Cousin verfolgt und aufgespürt, der sie im Namen der Familienehre töten soll. In diesem Fall geht der Film gut aus; für die Wende sorgt hier ein Professor, der dem Bruder in vieler Hinsicht die Augen öffnet. Das allerdings ist gewiss auch die Wunschvorstellung eines Regisseurs aus der Intellektuellenmetropole Istanbul.
Auch Die Regisseurin Handan Ipekci konzentriert sich in "Hidden faces" zunächst auf die Begegnung von Opfer und Täter. Ausgerechnet nach Deutschland ist er geflohen, im festen Glauben, er habe seine Nichte ermordet. Doch irgendwann erfährt er, dass sie noch lebt. Er kehrt in die Türkei zurück, in der festen Absicht sein Werk zu vollenden.
Diese beiden erschreckenden Konfrontationen stellen manche tatsächlichen Verhältnisse noch schonend dar. Ohne Vorurteile zu bedienen, rücken beide Regisseure zunächst den Blick weg von der Tat darauf, dass Täter und Opfer meist beide Gefangene sozialer Zwangsverhältnisse sind. Sie stellen die Familienclans ins Zentrum, die Väter und Onkel, und ein ganzes soziales Geflecht aus feudalistischer Mentalität und überkommenen Ehrbegriffen, die hier eigentlich entscheiden.
Berührt wurde das Festival vergangene Woche auch durch den Terror der kurdischen PKK-Nationalisten. Vor diesem Hintergrund war eine Dokumentation noch brisanter, die auch ohne die Morde und die angeheizte Stimmung für Debatten gesorgt hätte: "38" von Cayan Demirel erzählt aus der Perspektive der Opfer von Vertreibungen und Massakern, die die türkische Armee im Jahr 1938 an Kurden verübte:
"Mein Film erzählt die Geschichte des Versuchs, mit Gewalt eine einheitliche Nation zu schaffen. Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat. Die Türkei hat dieses Erbe zurückgewiesen. Seit ihrer Entstehung versucht sie hingegen, den Staat zu einen, indem sie kleinere Völker gleichschaltet oder notfalls vernichtet - kulturell, oder auch ganz wörtlich.", " so der Regisseur über seinen Film.
In Bezug auf den aktuellen Konflikt vertrat der Istanbuler Produzent und Blogger Tunc Sahin eine entgegengesetzte Position, und ist damit repräsentativ für viele unter den linksliberalen, traditionell regierungskritischen Intellektuellen Istanbuls. Die Morde der PKK sind für Sahin mit der Historie nicht zu entschuldigen:
" "Mich stört die Terminologie westlicher Medien. Man romantisiert die PKK als Guerilla. Aber es ist eine terroristische Organisation."
Sahin verteidigt die Politik der Regierung Erdogan:
"Ich habe sie nicht gewählt. Aber die Regierung versucht, alles abzukühlen, und setzt auf Diplomatie. Aber wenn noch etwas passieren sollte, wäre eine Eskalation kaum noch zu stoppen."