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Kuriose Verwechslung
Der Integral-Asteroid

Seit fast 15 Jahren kreist der ESA-Satellit Integral auf einer lang gestreckten Bahn um die Erde. Integral beobachtet den Kosmos im Bereich der Röntgen- und Gammastrahlung - und gehört schon zu den Klassikern der Himmelsforschung. Integral könnte noch etliche Forschungsjahre vor sich haben. Doch weil irgendwann der Treibstoff an Bord verbraucht sein wird, manövriert die ESA ihn allmählich auf eine Bahn, auf der er 2029 sicher zum Absturz kommt.

Von Dirk Lorenzen | 21.04.2016
    Der Integral-Satellit im All (Zeichnung)
    Der Integral-Satellit im All (Zeichnung) (ESA)
    Nach einem Bahnmanöver im vergangenen Jahr hatte der Catalina Sky Survey, ein Suchprogramm nach erdnahen Asteroiden, den Satelliten als Lichtpunkt im All aufgespürt. Offenbar hatten nicht alle Astronomen ihre Datenbanken aktualisiert. Jedenfalls ergab ein Abgleich mit dem Katalog der 17 000 bekannten Satelliten und Raumfahrttrümmer keinen Treffer - es war noch die alte Integral-Bahn gespeichert.
    So bekam das Objekt, das die Erde auf einer Bahn umkreist, die bis fast in halbe Mondentfernung reicht, eine vorläufige Bezeichnung als ungeklärter Fall. So weit draußen wird der Weltraum selbst vom Militär nur noch sporadisch überwacht, so dass die Bahnänderung nicht sofort auffiel.
    Schließlich erkannte einer der beteiligten Astronomen, dass das unbekannte Objekt auf einer ähnlichen Bahn läuft, wie einst die inzwischen abgestürzte Trägerrakete von Integral. Nach einem Datenaustausch mit dem Europäischen Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt war klar, dass das unbekannte Objekt nicht ein Asteroid war, der wie ein Mond um die Erde kreiste, sondern der gute alte Integral-Satellit.