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Kurs auf Europa!

Ganz Polen schaut in diesem Jahr auf ein Datum- den 8. Juni. Das ist der Tag des großen EU-Referendums. Da entscheiden die Bürger, ob sie in die Europäische Union wollen. Wenn man den neuesten Meinungsumfragen Glauben schenkt, dann scheint eine Zustimmung von zwei Dritteln der Bevölkerung schon sicher.

    50 Prozent der Bevölkerung müssen am Referendum teilnehmen und zur Wahl gehen, damit das Referendum dann hinterher auch anerkannt werden kann. Und da die Beteiligung der Bevölkerung an Wahlen generell nicht so hoch ist, ist das eigentlich noch das Fragezeichen.

    Die Deutsche Claudia Müller blickt für die Europäische Kommission vom 29.Stock eines Warschauer Wolkenkratzers auf die Stimmung in Polen herab. Als Mitglied der sogenannten Delegation hat die 30jährige die Aufgabe, die Stimmung im Land zu erforschen und antieuropäischen Tendenzen entgegenzusteuern: Indem sie beispielsweise die Aktivitäten der polnischen Robert-Schuman-Stiftung finanziell unterstützt.

    Die polnisch-europäischen Treffen organisieren wir jetzt schon seit zehn Jahren. Das ist eine große Parade, eine pro-europäische Parade. Und ohne Parteigrenzen zu kennen, sprechen sich da auch Politiker für Europa aus.

    Anna Gsloska ist Mitte 20 und arbeitet seit ihrem Studienabschluss hauptberuflich für die Organisation, die regierungsunabhängig ist und vor 12 Jahren vom früheren Ministerpräsidenten Mazowiecki mitbegründet wurde. Die Räumlichkeiten sind wenig repräsentativ, alles Geld geht in die Arbeit. Freiwillige aus ganz Europa unterstützen die Robert-Schuman-Stiftung. Mit dabei ist auch Moritz Hauff aus Celle, der sein Freiwilliges Soziales Jahr in Warschau verbringt.

    Meine Hauptaufgabe besteht darin, dass ich durch Polen herumreise, auch durch kleinere Dörfer, um über die EU zu informieren. Es geht weniger um Werbung als vielmehr um Informationen, wobei es letztlich vielleicht auf das Gleiche herauskommt, weil die Angst vor der EU hauptsächlich daher rührt, dass man zuwenig von der EU weiß.

    Vor allem die Landwirte haben nach dem endlosen Streit um Agrarsubventionen Angst. Harte Arbeit für Moritz Hauff, der bei diesen Terminen nicht nur seine Polnischkenntnisse perfektioniert , sondern auch schon mal spezielle Erfahrungen gemacht hat:

    Da saß dann eine Frau drin, die war so Mitte 50. Und die fing dann nachher an, mich persönlich für alle Missstände in Polen verantwortlich zu machen. Und die fing dann auch damit an, dass Deutschland und der ganze Westen Polen nur ausbeuten will. Das war schon immer so, und die EU will Polen auch ausbeuten. Aber das ist bisher nur einmal vorgekommen in dem ganzen halben Jahr.

    Links zum Thema:

    Robert-Schuman-Stiftung