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Kurz vor dem Kollaps

Nichts geht mehr in Lagos, der Wirtschaftsmetropole in Afrikas bevölkerungsreichstem Staat Nigeria, mit mehr als 15 Millionen Einwohner. Aus dem einstigen "Centre of Excellence", wie die Nummernschilder verkünden, ist das "Centre of Excrements", eine Kloakenstadt geworden. Im Jahr 2015 sollen sich hier nach UN-Berechnungen 25 Millionen Menschen drängen. Dann wird Lagos die zweit- oder drittgrößte Stadt der Welt sein.

Von Ludger Schadomsky | 28.06.2005
    Nichts geht mehr. In der Nacht hat es wieder stundenlang geregnet. Die Regenzeit ist ungewöhnlich früh nach Lagos gekommen. Jetzt steht in den Straßen die Brühe kniehoch. Die Kanäle, verstopft mit Motorblöcken und Altreifen, können die Wassermengen nicht fassen. Jetzt benötigt man mit dem Auto für eine Strecke von fünf Kilometern drei Stunden. Legendär der Fall des deutschen Managers, der die 6000 Kilometer von Deutschland nach Lagos in sechs Stunden fliegt, um dort fünf Stunden im Stau zu stehen. Wer sich traut, sattelt jetzt auf ein Okada um: Jene frisierten Mopedtaxis, denen die Besitzer die Lenkstangen kürzen, damit sie gazellengleich an den hupenden, verkeilten Autos vorbei wedeln können.

    Jetzt herrscht jener Zustand, den die Menschen in Lagos Go-Slow nennen, und den Nigerias verstorbene Afrobeat-Legende Féla Kúti einmal so besungen hat:

    "Vor Dir ein LKW
    Hinter Dir ein Truck
    Rechts neben Dir ein Motorrad
    Über Dir ein Hubschrauber
    Du bist eingesperrt in deiner Zelle. "
    Wenn selbst auf den fünfspurigen Stadtautobahnen nichts mehr geht, dann schlägt die Stunde der fliegenden Händler. Kuckucksuhren, Fußmatten, Kleiderbügel, Duftbäumchen, Soft Drinks, Butterkekse, Feuerlöscher, Nagelfeilen, Boxershorts, Teddybären - nichts, was es nicht gibt im Stau von Lagos. Am Abend, auf dem Rückweg, wenn die 15-Millionen-Stadt in tiefer Dunkelheit liegt, weil die Straßenlaternen kaputt sind, dann lauern auf der Hochbrücke über der Lagune, dort, wo es kein Entkommen gibt, die Area Boys, die Straßenräuber.

    Willkommen in Lagos, der dampfenden Wirtschaftsmetropole in Afrikas bevölkerungsreichstem Staat Nigeria. Im Jahr 2015 sollen sich hier nach UN-Berechnungen 25 Millionen Menschen drängen. Dann wird man die zweit- oder drittgrößte Stadt der Welt sein. Wer soll diesen Moloch dann regieren, der schon jetzt die Chaostheorie jeden Tag aufs Neue testet?

    Das Leben sei "arm, ekelhaft, pervertiert und kurz", hat der amerikanische Schriftsteller Robert Kaplan einmal über Lagos geschrieben. Die nigerianische Tageszeitung The Guardian buchstabiert Lagos so: L wie Lawlessness, A wie Armed robbery, G wie Gridlock, O wie Overpopulation und S wie Stench – frei übersetzt: Anarchie, Bewaffnete Überfälle, Verkehrsinfarkt, Überbevölkerung, Gestank.

    Ist so etwas noch Stadt? Nicht vielmehr Anti-Stadt, Alptraum, Vorhölle? Wo die Polizisten am Abend ihre Waffen den Gaunern vermieten, um das lächerliche Gehalt aufzubessern. Wo Leichen tagelang in der Hitze herumliegen, bevor sie jemand aufsammelt? No easy, sagen die Lagocians schulterzuckend. Wer wollte auch erklären, warum von drei millionenschweren Müllverbrennungsanlagen nicht eine einzige in Betrieb genommen worden ist. Oder warum im sechstgrößten Ölförderland die Menschen tagelang für Benzin anstehen? Da hilft nur noch Sarkasmus. Längst ist das Kürzel der ineffizienten Elektrizitätsgesellschaft NEPA in "Never Expect Power Always, Please light candle" umgetauft: "Es gibt sowieso keinen Strom, also zündet Kerzen an". Und Lagos ist nicht mehr "Centre of Excellence", wie die Nummernschilder der klapprigen Minibusse verkünden, sondern "Centre of Excrements": eine Kloakenstadt.

    Wollte man Lagos mit einem einzigen Geräusch beschreiben, dann müsste es das Bullern eines alten VW-Busses sein. Tausende dieser ausrangierten, orange getünchten Skelette tun auf den Schlaglochpisten Dienst, geben sich als "öffentliches Nahverkehrssystem" auf. Eingeschifft aus Hamburg oder Amsterdam, tragen die Wracks noch die Namenszüge ihrer Vorbesitzer: Deutsche Bundespost, Edeka, ein knallroter Feuerwehrwagen mit der deutschen Aufschrift: Notfallnummer 112.

    Busayo Kolawole ist einer der temperamentvollen Busfahrer, die aufmüpfige Fahrgäste schon mal ruck zuck zusammenstauchen. Dabei sieht er eigentlich ganz harmlos aus. Busayo ist 30 Jahre alt, verheiratet und Vater eines Jungen im Babyalter. Busayos Standplatz ist der Busbahnhof von Ojuelegba, einem der großen Terminals von Lagos. Hier wimmelt es von Area Boys, den gefürchteten Straßengaunern, die Schutzgeld erpressen von den Taxifahrern und Passagieren.

    "Ich fahre jetzt nach Oshodi, das ist meine Standardroute, Montag bis Samstag, viermal hin und viermal zurück. Die Straßen in Lagos sind wirklich eine Katastrophe. Sie werden es gleich selber sehen. Besonders auf dieser Route hier, da gibt es ständig Stau. Eigentlich sollte die Fahrt von Ojuelegba nach Oshodi zehn oder 15 Minuten dauern, aber wir werden wohl eine ganze Stunde brauchen. Die schlechten Straßen machen unsere Autos kaputt. Die Bremsscheiben, die sollten eigentlich fünf Monate halten. Aber nach drei Monaten sind sie hinüber, weil wir ständig durch Pfützen fahren müssen. Also, die Straßen hier, die zerstören uns alles."

    Die Stimmung im Bus ist angespannt. Schon wieder will die Regierung den Benzinpreis anheben – um fast 50 Prozent.

    "Es ist ja nicht nur das Fahrgeld, das demnächst teurer wird. Benzin ist doch das Herzblut einer Wirtschaft. Gehen die Benzinpreise hoch, dann wird alles teurer, denn schließlich müssen alle Waren von A nach B transportiert werden. Wenn die Gewerkschaften zum Streik aufrufen, dann bin ich dabei. Aber wenn die Regierung sagt, wir erhöhen, dann erhöhen die, und wir können nicht viel machen. "
    "Die", das sind die Politiker, die in Lagos ungefähr so beliebt sind wie die Area Boys, die Straßengauner.

    "Alle unsere politischen Führer sind unersättlich. Die denken nur an sich und an ihre Familie. Wir sind denen völlig egal. Wenn die auch mit dem Auto fahren würden wie Normalsterbliche, dann würden die sehen, wie es hier aussieht. Aber die reisen ja mit dem Flugzeug. Vielleicht haben sie sogar irgendwelche Berater, die ihnen sagen: Die und die Straßen müssen repariert werden. Aber die stecken sich das Geld lieber in die eigene Tasche. "

    Ankunft in Oshodi, Afrikas größtem Freiluftmarkt. Der conductor oder Schaffner hängt aus der Bustür und ruft das nächste Fahrziel aus. Hunderte solcher conductors buhlen in Oshodi um Fahrgäste, und manchmal, wenn die Gemüter überkochen, setzt es Hiebe. Zwischen den Bussen wuseln die fliegenden Händler und preisen mit dem typischen Zungeschnalzen ihre Waren an.

    Am besten schaut man sich Oshodi von oben an, von einem der Fußgängerübergänge. Aus der Vogelperspektive ist Oshodi ein Meer an Menschen, Köpfen. Hier trifft man einen Großteil der in Nigeria vertretenen 200 Volksgruppen, viele davon Arbeitsmigranten aus dem Rest Afrikas. Wie keine andere Stadt Westafrikas übt Lagos eine unwiderstehliche Sogwirkung aus: Früh siedelte die Volksgruppe der Yoruba auf der sumpfigen, Moskito verseuchten Insel im Golf von Benin. Mitte des 18.Jahrhunderts gaben portugiesische Händler Lagos seinen Namen, nach der Lagune, die die Stadt umschließt. 1851 landeten die Briten vor Lagos, und die Stadt wurde Hauptstadt der Kolonie Nigeria.

    In der Folgezeit drängen befreite Sklaven aus Sierra Leone und Brasilien, Arbeitsmigranten und Bürgerkriegsflüchtlinge in die Stadt. Der Ölboom der Siebziger führt zu einer rasanten Expansion der Stadt. Petrodollar finanzieren gigantische Infrastrukturprojekte, Lagos wird mit Beton überzogen. Der Abstieg beginnt Mitte der 80er Jahre mit dem von den westlichen Gläubigern verordneten Structural Adjustment Programme, kurz SAP. Lagos aufmüpfiger Barde Féla Kúti findet dafür schnell einen anderen Begriff: "Suck African People". Die Privatisierung staatlicher Dienstleistungen und die Reduzierung des Beamtenapparates lassen Arbeitslosigkeit und Lebenshaltungskosten in die Höhe schnellen. Innerhalb weniger Jahre verdoppelt sich die Zahl der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Auch auf das geistige Leben wirken sich die drakonischen Sparmaßnahmen verheerend aus. Jahman Anikulapo, Herausgeber des populären Wochenblatts Guardian, erinnert sich:

    "Viele waren deprimiert und verließen das Land. Das waren die gut Ausgebildeten: Universitätsprofessoren, Ärzte, Krankenschwestern, Künstler. Für sie wurde es hier zu eng. Sie sahen keine Möglichkeit mehr, ihren Horizont zu erweitern, kreativ zu sein. Weil unser gutes Material nun im Ausland war, hatten plötzlich die einfacheren Gemüter das Sagen. Damit ging alles bergab. Zum Beispiel unsere Schulen: Die guten Professoren waren fort, also sank der Standard. Das gleiche galt für die Künste, für das Theater. Die blieben, hatten kein Geld, denn die Kapitalflucht war enorm. Davon hat sich Lagos, und das ganze Land bis heute nicht erholt. "

    In diese schwierige Zeit fällt auch der Beschluss, mit Abuja eine neue Hauptstadt aus dem Boden zu stampfen. Sie sollte anders als die Yoruba-Stadt Lagos ethnisch gemischter und damit repräsentativer für das Vielvölkerland sein. Lagos stirbt den politischen Tod. Heute erwirtschaftet die Stadt zwar einen Großteil des nationalen Bruttoinlandsproduktes. Doch auf den Kosten, der Umweltbelastung und den zerstörten Straßen, bleibt man sitzen. Und so kommt es, dass heute der Staatssekretär im Planungsministerium von Lagos, Tola Animashaun, zwar vier Mobiltelefone auf seinem Schreibtisch, aber kein Geld in der Kasse hat.

    "Ich wünschte mir, die Zentralregierung würde uns nicht mehr melken. Das meiste Geld, was wir hier erwirtschaften, fließt nach Abuja. Wir erwirtschaften hier 80 Prozent des nationalen Mehrwertsteueraufkommens. Wenn uns die Zentralregierung nur einen Teil dessen lassen würde, dann könnten wir unsere Straßen in Stand setzen, unsere Polizei bezahlen, die Schulen. Statt dessen müssen wir bei der Regierung um Zuschüsse betteln."

    Überbevölkerung, chronische Arbeitslosigkeit, Explosion des informellen Sektors, Wohnungsnot, Verslumung - die Probleme von Lagos sind die der großen afrikanischen Städte - Kairo, Kinshasa, Nairobi. Solange die Landflucht ungebremst anhält, werden die Städte weiter wachsen - und damit die Zahl derer, die in der Schattenwirtschaft überleben. In der 15-Millionen-Stadt Lagos sind heute bereits 80 Prozent der Menschen im informellen Sektor beschäftigt.

    Unter den fly overs, den gigantischen Autobahnringen, haben sie sich eingerichtet: Gebrauchtwagenhändler und Rinderhirten, Betreiber von Garküchen, Freiprediger, Area Boys. Ausgerechnet die in Beton gegossenen Fortschrittsvisionen von einst gehören heute zu den am schlimmsten verstopften Nadelöhren. Die in erster Linie westlichen Entwicklungs-Paradigmen gehorchende Städteplanung ist gescheitert. Heute stellt sich im postkolonialen Lagos die bei der Unabhängigkeit so vehement eingeforderte Modernität zwar als afrikanische Modernität dar, doch es wäre blauäugig, angesichts der Verelendung der Menschen die neuen Verhältnisse zu feiern.
    Den städtebaulichen Diskurs in Lagos anzukurbeln und damit das Über-Leben in der Millionenstadt wieder in ein Leben zu überführen: Das ist das selbst erklärte Ziel von Koku Konu und seiner Kreativagentur CIA - Creative Intelligence Agency. Westlichen Konzepten von Städteplanung will der in Großbritannien ausgebildete Architekt Konu einheimische, sprich: afrikanische Modelle gegenüberstellen. Dabei scheut er auch Tabubrüche nicht, so etwa mit einem Township-Pissoir, das, wie er lakonisch bemerkt, lokalen Uriniergewohnheiten angepasst sei. Bei den unterbezahlten und demoralisierten Beamten im Bauamt stößt Konu mit Projekten wie dem Lagos-WC freilich auf komplettes Unverständnis.

    "Bei uns gibt es keine Ideenkultur. Selbst in der lokalen Sprache hat das Konzept der "Idee" keinen großen Stellenwert. Und selbst wenn es Ideen gäbe: die Leute sind einfach nicht daran interessiert, sie umzusetzen. Was die Leute hier umtreibt ist Status. Wie sehen mich die anderen? Das ist ein ganz grundlegender Zug unserer Gesellschaft. Wenn Du originelle Ideen hast, dann finden Dich die Leute verrückt, anormal. Der Kerl hat zu viel Geld, heißt es dann."

    Chinua Achebe, der große alte Mann der nigerianischen Literatur, hat einmal gesagt, das Leben in Lagos sei getränkt von "anxiety" – von Sorge also. Da hat der einfache Mann Sorge, keinen Arbeitsplatz zu bekommen, und der Arbeitsplatzbesitzer hat Sorge, er könne eben jenen an den Nebenbuhler verlieren. Auf diese in der Lagos-Seele tief verwurzelte Sorge und die tiefe Politikverdrossenheit zielen die so genannten charismatischen Kirchen, die in den vergangenen Jahren in und um Lagos aus dem Boden geschossen sind.


    Sonntag morgen, 9.00 Uhr. In Canaanland, einer Art religiösem Disneyland eine Autostunde westlich von Lagos, haben sich an diesem Morgen 50.000 Gläubige in der Winners’ Chapel versammelt. Die Siegerkirche ist Afrikas größter Sakralbau. Gleich nebenan stehen eine Universität, Schulen, Banken, eine Tankstelle, ein Restaurant und ein Andenkenladen. Jeden Monat wachsen hier Gebäude im Wert von einer Million Dollar aus dem Boden – ein Paralleluniversum in einem verrottenden Staat, wo die Unis bestreikt werden und die Tankstellen kein Benzin haben. Hausherr von Canaanland ist Bischop David Oyedepo, und weil Statussymbole alles sind in Lagos, gönnt sich der kleingewachsene Bischof einen Trupp Leibwächter und eine verspiegelte Limousine, die ihn zum Gotteshaus fährt.

    Nach dem dreistündigen Gottesdienst bittet der Bischof zur Audienz. Wie schon bei früheren Anlässen, behauptet der selbsternannte Bischof, neben Erfolglosigkeit auch schwere Krankheiten heilen zu können – darunter die in Nigeria grassierende Aids-Epidemie.

    "Gott heilt die Menschen und bedient sich dazu anderer Menschen. Ja, wir sehen unglaubliche Wunder hier. HIV, Sichelzellenanämie, Hepatitis - was Sie wollen. Jeden Sonntag legen hier Menschen Zeugnis ab: Sie sind geheilt von Krebs, die Blinden können wieder sehen und die Tauben hören. Hier geschehen alle möglichen Wunder, die Gott an den Menschen wirkt. Wir haben sie dokumentiert – es sind viele."

    Weil sie von ihrer korrupten Elite nichts zu erwarten haben, laufen die Nigerianer, geknechtet von Jahrzehnte währender Militärherrschaft, scharenweise selbsternannten Bischöfen und anderen Scharlatanen in die Arme. Das Geschäft mit der Religion ist heute Nigerias größte Wachstumsindustrie.

    Lagos, der 15-Millionen-Moloch in Afrikas bevölkerungsreichstem Staat, steht vor dem Kollaps – wenn er ihn nicht schon hinter sich hat. Dabei gibt es durchaus Lösungsansätze: Ein öffentliches Bussystem, das die privaten, verkehrsuntauglichen Kleinbusse ersetzt. Fähren, die die Viertel der Lagunenstadt miteinander verbinden und die Straßen entlasten. Schließlich eine Rückgewinnung öffentlicher Plätze für die Bewohner Lagos’. Doch religiöse Gleichschaltung sowie ein mangelndes Verantwortungsbewusstsein des Individuums im anonymen Schmelztiegel Lagos verhindern nachhaltige Lösungen. Der Architekt und Städteplaner Koku Konu appelliert an seine Mitbürger, ihr Geschick endlich in die eigenen Hände zu nehmen.

    "Wir leben gerade auf Pump, weil wir Öldollar haben. Auch unsere neue Demokratie kauft uns noch etwas Zeit. Die Leute hier sind sehr abergläubisch. Sie warten auf die Erlösung, statt selbst Pläne für ein besseres Morgen zu machen. Statt zuzugeben, dass uns das Wasser bis zum Hals steht, warten wir bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Jetzt wird alles besser, weil wir Demokratie haben, sagen sie, oder es wird alles besser, weil wir einen Yoruba-Mann an der Spitze haben. Aber das ist doch Selbstbetrug. Es wird Zeit, dass die Leute begreifen, dass jeder einzelne seinen Beitrag leisten muss. Wir haben keinen Nationalstolz, "warum sollte ich mir einen Kopf um Nigeria machen"? Also macht jeder, was er will. "

    "Jeder macht, was er will". Oder, treffender: Niemand tut irgendetwas. Es stimmt, dass Lagos das Geld fehlt, um eine konstruktive Städteplanung anzustoßen, die den absehbaren Kollaps in letzter Minute abwenden könnte. Doch mehr noch als an Geld mangelt es an politischem Willen. Und so flüchtet sich Staatssekretär Tola Animashaun in Zweckoptimismus:

    "Wir fangen bei Null an. Das Militärregime hat sich nicht gekümmert, deshalb haben wir heute in Lagos so ein Chaos. Doch ich bin optimistisch, dass es von nun an bergauf geht. Heute leben wir in einer Demokratie, jetzt gibt es Spielregeln, die zu befolgen sind. Wir alle hoffen, dass es hier bis zum Jahr 2015 so aussieht wie in Stuttgart oder Berlin. "