"Wenn Sie schon einen Termin haben wollen, da fängt das schon an. Dann wird schon gefragt, privat oder Kasse, und dann werden Sie bei privat gleich, und bei Kasse müssen Sie warten."
- "Bei meinem Orthopäden muss ich sechs Wochen mindestens warten und manchmal eben nur, um ein Rezept für die Krankengymnastik verschrieben zu bekommen, das finde ich, steht in keinem Verhältnis.
- "Und ich telefoniere und kriege es zugeschickt."
- "Also in der Beziehung hat er schon einen großen Vorteil."
"Ich bin hin, teilweise auch ohne Termin, unangemeldet, weil man nun mal irgendwas hatte, und dann wurde man eigentlich sofort vertröstet, von wegen jetzt momentan ist ganz schlecht, keine Sprechstunde, kommen Sie morgen wieder, kommen Sie um vier wieder. Und dann habe ich gesagt, ich bin privat versichert. Und dann war ich zehn Minuten später sofort dran, und das ist dann schon verwunderlich."
So erleben es viele Patienten jeden Tag.
Viele Ärzte geben es offen zu: Privat Versicherte genießen Vorteile. Dominik Plaßmann ist Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen in Bonn. Eine Stadt, in der viele Privatpatienten leben:
"Ich muss Gott sei Dank in meiner Situation überhaupt keinen Unterschied machen, aber ich weiß wohl von anderen, dass es oft nicht anders geht, dass man in anderen Regionen Deutschlands, wo ein sehr geringer Privatpatienten-Anteil ist, der eventuell diese Defizite im Kassenbereich stopfen könnte, dass man hier eben ganz bewusst, um seine Praxis zu erhalten und überhaupt noch einige Kassenpatienten zu behandeln, dass man bewusst Privatpatienten vorziehen muss."
Gründe für diese Fehlentwicklung sind schnell ausgemacht: Arzneimittelbudget und Honorarverordnung. Pro Kassenpatient und Quartal hat ein Arzt nur ein bestimmtes Budget zur Verfügung. Überschreitet er es, bleibt er auf den Mehrkosten sitzen. Dominik Plaßmann hat großes Verständnis, wenn Patienten verärgert reagieren. Sie zahlen so viel in die Versicherung ein und haben am Ende kaum etwas davon. Ein Beispiel:
"Wenn mir der Arzt dann sagt, er kriegt für die Einzelleistung, die er bei mir macht, zum Beispiel in meinem Gebiet für eine Magenspiegelung mit allem Drum und Dran nur 13,60 Euro, dann ist irgendwas verkehrt, dann kann jeder Mensch sich ausrechnen, der pro Monat viele Hundert Euro eingezahlt und eine Einzelleistung einmal vielleicht in Jahren abgerufen, 13,40 Euro rausbekommen für den Arzt, da stimmt was nicht."
Das Gesundheitssystem sei nämlich keineswegs unterfinanziert, meint der Bonner Arzt. Aber wo bleibt das viele Geld der Versicherten? Dominik Plaßmann:
"Die Gelder werden von über 200 Krankenkassen eingezogen und dann in den Topf reingeschmissen. Wir haben bei dieser Verwaltung und Verteilung der Gelder ein großes Problem. Das Zweite ist dann die Verteilungsebene auf ärztlicher Seite, die Kassenärzte in Deutschland sind in einer Selbstverwaltung organisiert, und diese Selbstverwaltung durch die kassenärztlichen Vereinigungen auf Länderebene schafft es eben nicht, ohne einen riesigen Wasserkopf die Gelder zu verteilen."
Die Kritik an den eigenen Standesvertretern verhallt. Die Ärzte in den Praxen und Krankenhäusern versuchen, das Beste daraus zu machen. Unterschiedliche Serviceleistungen für Kassen- und Privatpatienten gebe es schon, aber in der Behandlung schlage sich das nicht nieder, versichern die Mediziner. Die Erfahrungen der Patienten:
"Ich bin eine kleine Treppe runtergefallen, es war super-schmerzhaft. An der Ambulanz wurde ich dann erst einmal nach meiner Krankenkassen-Karte gefragt, die hatte ich auch dabei, und dann nach zehn Euro Kassengebühr, die ich leider auf die Schnelle nicht mitgenommen hatte, und in meinem Portemonnaie befanden sich nur noch sieben Euro. Scheckkarten nehmen sie nicht. Dann hat sie den Arzt gerufen, und der hat sofort gesagt, nein, machen wir nicht. Dann muss sie in die Stadt fahren, Geld holen."
"Dass die laufend die Medikamente ändern, jedes Mal wenn man wieder hinkommt, sagen die, ja, das gibt es nicht mehr, jetzt gibt es schon wieder anderes, das finde ich auch stark."
"Das Alter spielt noch eine Rolle. Wenn man mal über die 50 ist, ist man auch nicht mehr ganz so interessant, und von 60-Jährigen will ich gar nicht reden, die im Bekanntenkreis sind, wo gesagt wurde vom Arzt, sie sind austherapiert."
Aber es gibt auch die andere Sicht der Dinge: Privatpatienten werden auch wegen ihrer finanzstarken Kassen benutzt.
"Ich habe das Gefühl, dass man manchmal sogar besser behandelt wird, weil man nicht so gekrallt wird von den Ärzten, und ständig zu Terminen bestellt wird und so weiter."
Der Bonner Magen-Darm-Spezialist Dominik Plaßmann unterstützt die provokante These, Kassenpatienten hätten es im Praxisalltag zwar schwerer, aber sie seien letztlich besser dran als Privatpatienten. Auch er diagnostiziert bei den Privaten einen finanziellen Aderlass. Dominik Plaßmann:
"Diese Leute werden definitiv ausgeschlachtet, sie müssen hinhalten mit unsinnigen Untersuchungen, mit unsinnigem technischen Aufwand, mit Untersuchungswiederholungen, ohne dass ihre Versorgungsqualität vom medizinischen Standpunkt her verbessert wird."
Die Heilung des Gesundheitswesens könnte durch ein einheitliches Versicherungssystem erfolgen, sagen Experten. Die Patienten flüchten sich bis dahin in Fatalismus:
"Meistens holt man sich ja sowieso alles selber, weil man schon gar nicht zum Arzt geht, ja so ist das halt."
"Wenn es so bliebe, könnten wir schon dankbar sein, aber es wird wohl eher schlechter."
"Wir können ja zufrieden sein, wenn man gesund ist."
- "Bei meinem Orthopäden muss ich sechs Wochen mindestens warten und manchmal eben nur, um ein Rezept für die Krankengymnastik verschrieben zu bekommen, das finde ich, steht in keinem Verhältnis.
- "Und ich telefoniere und kriege es zugeschickt."
- "Also in der Beziehung hat er schon einen großen Vorteil."
"Ich bin hin, teilweise auch ohne Termin, unangemeldet, weil man nun mal irgendwas hatte, und dann wurde man eigentlich sofort vertröstet, von wegen jetzt momentan ist ganz schlecht, keine Sprechstunde, kommen Sie morgen wieder, kommen Sie um vier wieder. Und dann habe ich gesagt, ich bin privat versichert. Und dann war ich zehn Minuten später sofort dran, und das ist dann schon verwunderlich."
So erleben es viele Patienten jeden Tag.
Viele Ärzte geben es offen zu: Privat Versicherte genießen Vorteile. Dominik Plaßmann ist Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen in Bonn. Eine Stadt, in der viele Privatpatienten leben:
"Ich muss Gott sei Dank in meiner Situation überhaupt keinen Unterschied machen, aber ich weiß wohl von anderen, dass es oft nicht anders geht, dass man in anderen Regionen Deutschlands, wo ein sehr geringer Privatpatienten-Anteil ist, der eventuell diese Defizite im Kassenbereich stopfen könnte, dass man hier eben ganz bewusst, um seine Praxis zu erhalten und überhaupt noch einige Kassenpatienten zu behandeln, dass man bewusst Privatpatienten vorziehen muss."
Gründe für diese Fehlentwicklung sind schnell ausgemacht: Arzneimittelbudget und Honorarverordnung. Pro Kassenpatient und Quartal hat ein Arzt nur ein bestimmtes Budget zur Verfügung. Überschreitet er es, bleibt er auf den Mehrkosten sitzen. Dominik Plaßmann hat großes Verständnis, wenn Patienten verärgert reagieren. Sie zahlen so viel in die Versicherung ein und haben am Ende kaum etwas davon. Ein Beispiel:
"Wenn mir der Arzt dann sagt, er kriegt für die Einzelleistung, die er bei mir macht, zum Beispiel in meinem Gebiet für eine Magenspiegelung mit allem Drum und Dran nur 13,60 Euro, dann ist irgendwas verkehrt, dann kann jeder Mensch sich ausrechnen, der pro Monat viele Hundert Euro eingezahlt und eine Einzelleistung einmal vielleicht in Jahren abgerufen, 13,40 Euro rausbekommen für den Arzt, da stimmt was nicht."
Das Gesundheitssystem sei nämlich keineswegs unterfinanziert, meint der Bonner Arzt. Aber wo bleibt das viele Geld der Versicherten? Dominik Plaßmann:
"Die Gelder werden von über 200 Krankenkassen eingezogen und dann in den Topf reingeschmissen. Wir haben bei dieser Verwaltung und Verteilung der Gelder ein großes Problem. Das Zweite ist dann die Verteilungsebene auf ärztlicher Seite, die Kassenärzte in Deutschland sind in einer Selbstverwaltung organisiert, und diese Selbstverwaltung durch die kassenärztlichen Vereinigungen auf Länderebene schafft es eben nicht, ohne einen riesigen Wasserkopf die Gelder zu verteilen."
Die Kritik an den eigenen Standesvertretern verhallt. Die Ärzte in den Praxen und Krankenhäusern versuchen, das Beste daraus zu machen. Unterschiedliche Serviceleistungen für Kassen- und Privatpatienten gebe es schon, aber in der Behandlung schlage sich das nicht nieder, versichern die Mediziner. Die Erfahrungen der Patienten:
"Ich bin eine kleine Treppe runtergefallen, es war super-schmerzhaft. An der Ambulanz wurde ich dann erst einmal nach meiner Krankenkassen-Karte gefragt, die hatte ich auch dabei, und dann nach zehn Euro Kassengebühr, die ich leider auf die Schnelle nicht mitgenommen hatte, und in meinem Portemonnaie befanden sich nur noch sieben Euro. Scheckkarten nehmen sie nicht. Dann hat sie den Arzt gerufen, und der hat sofort gesagt, nein, machen wir nicht. Dann muss sie in die Stadt fahren, Geld holen."
"Dass die laufend die Medikamente ändern, jedes Mal wenn man wieder hinkommt, sagen die, ja, das gibt es nicht mehr, jetzt gibt es schon wieder anderes, das finde ich auch stark."
"Das Alter spielt noch eine Rolle. Wenn man mal über die 50 ist, ist man auch nicht mehr ganz so interessant, und von 60-Jährigen will ich gar nicht reden, die im Bekanntenkreis sind, wo gesagt wurde vom Arzt, sie sind austherapiert."
Aber es gibt auch die andere Sicht der Dinge: Privatpatienten werden auch wegen ihrer finanzstarken Kassen benutzt.
"Ich habe das Gefühl, dass man manchmal sogar besser behandelt wird, weil man nicht so gekrallt wird von den Ärzten, und ständig zu Terminen bestellt wird und so weiter."
Der Bonner Magen-Darm-Spezialist Dominik Plaßmann unterstützt die provokante These, Kassenpatienten hätten es im Praxisalltag zwar schwerer, aber sie seien letztlich besser dran als Privatpatienten. Auch er diagnostiziert bei den Privaten einen finanziellen Aderlass. Dominik Plaßmann:
"Diese Leute werden definitiv ausgeschlachtet, sie müssen hinhalten mit unsinnigen Untersuchungen, mit unsinnigem technischen Aufwand, mit Untersuchungswiederholungen, ohne dass ihre Versorgungsqualität vom medizinischen Standpunkt her verbessert wird."
Die Heilung des Gesundheitswesens könnte durch ein einheitliches Versicherungssystem erfolgen, sagen Experten. Die Patienten flüchten sich bis dahin in Fatalismus:
"Meistens holt man sich ja sowieso alles selber, weil man schon gar nicht zum Arzt geht, ja so ist das halt."
"Wenn es so bliebe, könnten wir schon dankbar sein, aber es wird wohl eher schlechter."
"Wir können ja zufrieden sein, wenn man gesund ist."