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Kurzschluss im Gehirn

In Deutschland leiden mehr als 650 000 Menschen an Epilepsie - dem Oberbegriff für eine vielfältige Erkrankungsgruppe.

    Epilepsie kann grob eingeteilt werden in Formen, die durch Hirntumore oder Kopfverletzungen ausgelöst werden - das trifft auf etwa die Hälfte der Epilepsiekranken zu. Die andere Hälfte ist auf erbliche, also genetische Faktoren zurück zu führen. Das bedeutet: auch bei entsprechenden Untersuchungen wie Kernspintomographie sind keine Veränderungen am Gehirn festzustellen. Für diese Gruppe der erblich bedingten Epilepsien haben Forscher der Universitäten Bonn, Ulm und Aachen jetzt ein Gen identifiziert, das die Erkrankung auslöst. Dr. Armin Heils von der Klinik für Epileptologie der Universität Bonn.

    Entdeckt haben die Forscher das Gen, nachdem sie 46 Familien untersucht hatten , bei denen Epilepsie gehäuft auftrat. Bei drei dieser Familien konnten sie eindeutige Mutationen, also Veränderungen im Bereich der Genstruktur feststellen.

    Es ist davon auszugehen, dass neben dem jetzt gefundenen Gen noch weitere Gene für die Epilepsieerkrankungen verantwortlich sind. Und nicht nur das. Epilepsie scheint durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren ausgelöst zu werden. Denn Untersuchungen haben gezeigt, dass der Träger des jetzt isolierten Gens nicht zwangsläufig an Epilepsie erkranken muss.

    Patienten können sich jetzt also auf ihr Epilepsierisiko testen lassen und mit entsprechender Lebensführung dem Auftreten der Erkrankung vorbeugen. Auch was die Behandlung angeht führt die Entdeckung des Gen einen Schritt weiter. Bislang schon konnte die erblich bedingte Epilepsie mit einer Reihe von Medikamenten gut eingestellt werden. Dies gilt zwar für vier von fünf Patienten - aber eben nicht für alle.

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