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L'Héritage de Monteverdi (VI): Il Canzioniere

"Il Canzioniere" heißt die aktuelle CD des Ensembles La Fenice. Sie erschien als nunmehr sechste Aufnahme im Rahmen Reihe "L'Héritage de Monteverdi" bei Ricercar. * Musikbeispiel: Jacopo Peri - 'In qual parte de ciel' aus: "Le varie musiche" Jacopo Peri war der Komponist des Petrarca-Sonetts "In qual parte de ciel". Sie hörten Maria Cristina Kiehr als Solistin. Es spielten Christina Pluhar, Harfe, Jean Marc Aymes , Cembalo und Imke David, Viola da Gamba. Das war ein Ausschnitt aus der neuen CD mit dem Titel "Il Canzioniere" mit dem Ensemble La Fenice unter der Leitung von Jean Tubery.

Sabine Benger |
    Nunmehr die sechste CD legten damit die Musiker im Rahmen der Reihe "L'Héritage de Monteverdi" bei dem Label Ricercar vor. Aus der ursprünglichen Verehrung des Zinkenisten Jean Tubery für die italienische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts ist ein markanter Schwerpunkt der Ensemblearbeit geworden. Seit seiner Gründung pflegt La Fenice den musikalischen Nachlass der Monteverdi-Zeit. Es geht folglich um die Zeichen und Wege kompositorischen Neuerertums, angewendet auf eine ganz spezielle Ensemblekonstellation. Denn La Fenice ist im Kern ein reines Instrumentalensemble, dem Jean Tubery mit seinem Instrument, dem Zink, deutliche Akzente verleiht. Die gezielte Pflege und Erweiterung des Repertoires für und mit Zink hat er sich zur Aufgabe gemacht und führt somit weiter, was sein Lehrer Bruce Dickey so erfolgreich begonnen hat. Das Interesse Jean Tuberys gilt darüber hinaus vor allem der Funktionalität von Musik, deren Kontext. Er hat sich einen Namen mit sorgfältig zusammengestellten, thematischen Programmen gemacht. Die neue CD mit dem Titel "Il Canzioniere" nimmt auf die gleichnamige Lyriksammlung von Petrarca Bezug und setzt sie in das Verhältnis zum neuen Musikgeschmack um 1600. Ganz dem Stile recitativo - dem solistischen, instrumental begleiteten Sprechgesang, Wegbereiter für die Entstehung der Oper - ist das erste Stück "Io vidi in terra Angelici costumi" verpflichtet. Und nicht ganz zufällig dürfte gerade ein Werk von Marco da Gagliano die Auswahl an Petrarca Vertonungen eröffnen, denn Gagliano ging als einer der ersten Komponisten des Stile rappresentativo in die Musikgeschichte ein. * Musikbeispiel: Marco da Gagliano - 'Io vidi in terra Angelici costumi' aus: "Musiche à 1, 2, 3 ..." Das war das Petrarca Sonett "Io vidi in terra Angelici costumi" in einer Vertonung durch den Florentiner Komponisten Marco da Gagliano. Das Stück erschien 1615 in der Sammlung "Musiche à una, due e tre (...)" in Venedig im Druck. Es sang Stephan van Dyck, Tenor. Es spielten Christina Pluhar, Harfe und Imke David, Viola da Gamba. "Il Canzioniere" heißt die neue CD des Ensembles La Fenice unter der Leitung von Jean Tubery. Diesem Titel liegt die gleichlautende Lyriksammlung von Francesco Petrarca zugrunde. In 366 Gedichten allgegenwärtig, widmete sich Petrarca dem Thema der unerfüllten Liebe zu der Dame, die den Namen Laura erhalten sollte. Selbst mehr als 200 Jahre nach der Entstehung des Canzioniere, um 1600, war die Lyrik noch außerordentlich populär. Die formvollendeten Texte in vita e in morte di Madonna Laura wurden oft vertont und gedruckt. Diesem Umstand dürfte mancher Komponist die Überlieferung seiner Werke überhaupt verdanken. Camillo Lambardi gehört zu jenen fast vergessenen Komponisten aus der Zeit von Claudio Monteverdi. 1600 erschien Lambardis erstes Madrigalbuch in Neapel. Aus diesem stammt die Vertonung des Petrarca Textes "La bella donna s'è da noi partita". Lauras Tod und dessen quasi sakrale Verklärung ist hier maßgebliches Thema, die Hoffnung, dass sie in den Himmel aufsteige. * Musikbeispiel: Camillo Lambardi - La bella donna aus: Il primo libro di madrigali Die Neue Platte: Sie hörten das Madrigal "La bella donna" von Camillo Lambardi. Es spielten die Musiker von La Fenice. Die Solisten waren Maria Cristina Kiehr, Sopran und Stephan van Dyck, Tenor.

    Il Canzioniere: Die neue CD des Ensembles La Fenice ist mit Sicherheit ein Sammlerstück. Die Auswahl der Komponisten und vorgelegten Petrarca-Vertonungen, wenngleich von unterschiedlichem Qualitäts- respektive Bekanntheitsgrad, überzeugt schließlich durch die wohlüberlegte Zusammenstellung. Dank der phantasievollen Instrumentierung, nicht ein Stück gleicht in der Besetzung einem anderen, ist ein kontrastreiches Programm entstanden. Dazu tragen auch die sechs rein instrumental ausgeführten Stücke bei. La Fenice präsentiert sich hierbei einmal mehr als äußerst versiertes und engagiert musizierendes Ensemble. Und es muss nicht weiter vertieft werden, dass Jean Tubery als einer der führenden Zinkenisten in der Alte-Musik-Szene gilt. Mitunter will aber trotz aller Kunstfertigkeit der musikalische Funke nicht überspringen, so formvollendet erscheint nicht nur Petrarcas Lyrik, sondern auch La Fenices recht ätherische Interpretation. Von kühler Schönheit ist ihr Charme, selbst bei einem Madrigal wie "Hor che'l ciel e la terra" von Claudio Monteverdi, eines der stärksten Stücke der Madrigalliteratur überhaupt. Dies nun im Ausschnitt zum Abschluss unserer Sendung. Sie hören das Ensemble La Fenice in voller Besetzung. Die Solisten sind Maria Cristina Kiehr und Salomé Haller, Sopran; Pascal Bertin, Countertenor; Stephan van Dyck und Jan van Elsacker, Tenor sowie Stephan McLeod, Bass. * Musikbeispiel: Claudio Monteverdi - Hor che'l ciel e la terra aus: L'ottavo libro de madrigali