"la sacqueboute"
Nach Musik für Theorbe von Piccinini und zuletzt Kapsberger möchte ich Ihnen hier noch ein weiteres Instrument vorstellen, das seine Blütezeit an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert vor allem in Norditalien hatte, aber auch in Deutschland und Spanien sehr populär war: die Zugposaune, in alter Mensur auch Trombone, Sackbut oder Sacqueboute genannt. Das Doppelzugprinzip war Ende des 15. Jahrhunderts entwickelt worden und erfuhr seitdem nur wenige Veränderungen. Es existierten mehrere Größen, von der Sopran- bis zur Bass-Posaune, wobei die Tenorposaune am häufigsten als virtuoses Solo-Instrument über drei Oktaven und mehr eingesetzt wurde. Gespielt wurden die Posaunen bei fast allen musikalischen Anlässen, ob in Kirche, Theater oder Oper und natürlich auch beim Militär. Besondere Popularität hatte die Posaune in Venedig und Komponisten wie zum Beispiel Giovanni Gabrieli, Claudio Monteverdi, Giovanni Castello und Heinrich Schütz machten mit ihren Werken deutlich, welch atemberaubendes Niveau die Posaunentechnik erreicht hatte. Dabei konnten die Posaunen ganz verschiedenartigen musikalischen Anforderungen gerecht werden: sie konnten kraftvolle sowie ganz weiche Klänge produzieren, verfügten über eine große Spanne an Stimmtonhöhen und Klangfarben, die sich sowohl als Begleitung und Doppelung als auch als Ersatz der Stimme eigneten. Das Ensemble Les Saqueboutiers de Toulouse hat auf seiner CD ein Programm zusammengestellt, in dessen Mittelpunkt Werke aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, der repräsentativsten und reichsten Periode der Saqueboute-Technik stehen. Komponisten wie Scheidt, Falconiero, Merula oder Schein schrieben Stücke, die die Posaunisten bis an die Grenzen der Möglichkeit für dieses Instrument brachten, am originellsten hier Heinrich Schütz, der die Posaunen anstelle von Singstimmen einsetzte, wie in "Es steht Gott auf" aus den Symphoniae Sacrae. * Musikbeispiel: Heinrich Schütz - "Es steh Gott auf" (aus: Symphoniae Sacrae II) Bei dieser CD-Produktion mit Les Sacqueboutiers ist der Posaunist Michel Becquet zu Gast, der als einer der besten Vertreter der französischen Schule auf dem Gebiet der Blasinstrumente gilt. Becquet, Preisträger der aller entsprechenden internationalen Wettbewerbe, war schon mit 18 Jahren erster Solo-Posaunist im Orchestre de la Suisse Romande und später 14 Jahre lang Solist an der Pariser Oper. Seit 1990 ist er Leiter der "Abteilung Blechblasinstrumente" am Conservatoire National Supérieur de Musiqe in Lyon. Das Toulouser Ensemble alter Blechblasinstrumente Les Sacqueboutiers wurde 1974 von Jean-Pierre Canihac und Pierre Matthieu gegründet und zählte zu den ersten Formationen, die die Instrumente mit alter Mensur für sich neu entdeckten. Das Ensemble mit flexibler Zusammensetzung, das von Jean-Pierre Canihac und Daniel Lassalle geleitet wird, arbeitet mit den renommiertesten Ensembles Alter Musik zusammen und gastiert bei allen großen europäischen Festivals sowie in Südamerika. Das virtuose Können der Musiker und ihre beeindruckende, scheinbar mühelose Technik sucht Seinesgleichen. Hören Sie Les Sacqueboutiers zum Abschluss mit einer Ciaccona von Tarquinio Merula. * Musikbeispiel: Tarquinio Merula - "Ciaccona”