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Lachen macht gesund

Gesundheit. - "Always look on the bright side of life", sangen die Komödianten von Monty Python. Lachen macht die Unbill des Lebens nicht nur erträglicher, sondern kann sie gar vermeiden helfen, sagen Schweizer Forscher: Ihre Studien zeigen, dass Humor Schmerzen vergessen lässt.

01.08.2005
    Amüsant geht es zu, wenn die Versuchsteilnehmer von Professor Willibald Ruch wieder an einem Experiment teilnehmen. Ihre Aufgabe dabei ist wenig schweißtreibend, denn wenn sie Filme der britischen Komödiantentruppe Monty Python oder des Schweizer Komikers Emil anschauen, wird höchstens das Zwerchfell strapaziert. Denn der Psychologe von der Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Universität Zürich sucht nach messbaren Parametern bei seinen lachenden Probanden - mit Erfolg:

    "Wir konnten zeigen, dass die Personen, die während des lustigen Films mehr gelacht haben, unmittelbar danach, aber auch noch eine halbe Stunde später, leichte Schmerzen besser tolerieren konnten oder weniger Schmerz empfanden."

    Der Wermutstropfen kam für die Teilnehmer nach der kostenlosen Kinovorstellung: die völlig gesunden Probanden mussten sich standardisierten, aber harmlosen Schmerzreizen unterziehen. Im so genannten "Cold Pressure Test" mussten die Personen eine Hand in eiskaltes Wasser so lange eintauchen, bis sie es nicht mehr aushielten und sie wieder heraus zogen. Die Auswertung zeigte: Je mehr jemand sich über die Filme amüsiert hatte, desto länger ließ er anschließend seine Hand im kalten Becken. Warum aber die Temperaturtoleranz bei den Spaßvögeln höher liegt, ist noch unklar:

    "Man kann sich einige Mechanismen vorstellen: Es könnte einerseits die Ablenkung sein, vielleicht die Entspannung, es könnte eine Endorphinausschüttung sein. Aber eigentlich ist keine dieser drei Ursachen in getrennten Studien belegbar gewesen."

    Weder konnten die Wissenschaftler bei ihren Probanden signifikante Spiegel an Glückshormonen - den Endorphinen - messen, noch zeigten sich auffällige Unterschiede bei der An- oder Entspannung der Muskeln. In einem Vergleichsversuch, bei dem nicht lustige, sondern dramatische, traurige Filme gezeigt wurden, stieg die Schmerztoleranz verblüffenderweise ebenfalls an. Ein Indiz, dass Unterhaltung auf das Schmerzempfinden wirkt. Allerdings zeigte sich der Effekt hier nur direkt nach dem Film.

    "Eine halbe Stunde später sind keine Effekte mehr für die traurigen Filme zu beobachten, wohl aber für den lustigen Film. Das heißt, das, was da angestoßen wird, entwickelt sich erst im Laufe der Zeit. Paradox dabei ist, dass jemand, dessen Heiterkeit nach einer halben Stunde wieder abgesunken war, dennoch zu diesem Zeitpunkt eine höhere Schmerztoleranz als zum Ende des Films besitzt."

    Möglicherweise, so hoffen die Züricher Forscher, könnte der absichtliche Einsatz von Humor dazu genutzt werden, bei Schmerzpatienten den Bedarf an Medikamenten zu vermindern.

    "Das wäre eine Studie, die wir schon lange machen wollten. Da warte ich auf Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Krankenhäusern. Vielleicht benutzen die Patienten, die im Krankenhaus Spaß erleben, seltener ihre Pumpen für Schmerzmittel."

    [Quelle: Grit Kienzlen]