Einzig wohl diese verunfallte Heizstrebe, die da rumsteht und der vorn die Rollen fehlen, einzig sie verheißt noch ein bisschen Wärme. Aber was nützt die schon. Ohnehin chilled man hier wohl von einem Leben aus, dem diese Wärme längst abhandengekommen ist: in dieser Freiluftlounge mit ein paar Schalenwippern im Sand und mit Leuchtstreifen um den kleinen Rundpool, in den sich der eine oder andere mit quietschbunten Badehosen dann und wann gleiten lässt.
Überhaupt ist das Personal hier eher schrill, die Männer dabei lächerlich bis peinlich, im Tennishöschen, im Bademantel, die Frauen aufgedonnert, die Haare hochgetakelt, auf High Heels. Tja, sie wollen ja schließlich ja noch was, sie wollen Platonow, alle wollen sie irgendwie Platonow, wobei kein Mensch weiß, warum sie ausgerechnet von dem etwas wollen, am allerwenigsten er selbst.
"Und wie leben Sie? Was machen Sie? Naja seid damals ist natürlich eine ganze Zeit vergangen, als sie mich noch für Francis Bacon hielten und ich in mir noch einen speziellen Minister sah für irgendwelche besonderen Angelegenheiten. Ich bin Dorfschullehrer."
Eigentlich sie sind alle hier so abgewrackt und abgeklärt und illusionslos wie Platonow selbst, der gleich zu Anfang denn auch in einer der Jugendstillogen der Münchner Kammerspiele sitzt und die anderen beobachtet. Bei Tschechow ist dieser Platonow der Einzige, der der Erbärmlichkeit mit aller Härte auf den Grund sieht, der eigenen wie auch der der anderen. Doch während Platonow sonst noch eine Art Restcharme gelassen wird, der all die Projektionen, gerade auch die der Frauen, zumindest ansatzweise verständlich macht, ist dieser Münchner Platonow in Gestalt von Thomas Schmauser dann doch eine Art Anti-Entwurf, der sich vor all diesen Anforderungen, die ihm da nicht nur von der eigenen Ehefrau, sondern gleich noch von drei weiteren Frauen entgegenschwappen, wegdruckst.
Sein angeweichter Körper will vielleicht noch, aber er will nicht, er kotzt dann schon auch mal, er, der ständig Alkohol in sich hineinschüttet, er windet sich weg, suhlt sich in dem Ekel, der sich - wie es scheint - dorthin gesetzt hat, wo andere das Gefühl haben. Doch auch alle anderen sind bei Stefan Pucher ziemlich fern von dem, was man Gefühl nennen könnte, vielleicht, dass es noch eine Ahnung gibt von ihm, oder eine Sehnsucht danach.
"Wenn ich jetzt aus allem, was ich gesagt habe, das Fazit ziehen soll, kommen wir zu dem Ergebnis, dass es zu unserer Zeit Menschen gab, die geliebt haben. Und Menschen, die gehasst haben."
"Na wunderbar und in unserer Zeit gibt es die nicht?"
"Ich glaube nicht. Gerade das Fehlen dieser Menschen ist die Krankheit dieser Zeit."
Dass Tschechows Zeitdiagnose gerade so gut auch auf unsere Gegenwart anwendbar ist, dass macht Stefan Pucher vor allem auch ästhetisch deutlich. Während die hier zur Schau getragene Mode einem poppig-bizarren Designerhirn entsprungen scheint, die Songs, zu denen sich die Figuren dann und wann hinreisen lassen ebenfalls diesem Pop-Kanon entnommen sind, kommt das Personal zur Beach-Lounge immer mal wieder auch mit der U-Bahn gefahren.
Die wird dann geschickt im Bühnenhintergrund projiziert, die Figuren steigen gleichsam zweidimensional aus, um dann gleich darauf dreidimensional hinter jener Säule hervorzukommen, hinter der sie gerade verschwunden sind. Wie hier mit leichter Ironie so nutzt Stefan Pucher auch sonst souverän die Videotechnik installativ, indem er sie zur Projektion von Filmszenerien als Bühnenbilder ebenso verwendet, wie für traumsuggestive Einspielungen oder auch zur Verdoppelung seiner Figuren etwa in besonders intimen Momenten.
Dabei hat Pucher das ziemlich ausufernde Jugendstück von Anton Tschechow drastisch gekürzt, ein Stück, in dem eigentlich schon alles von dem Tschechow enthalten ist, den man kennt, nur dass es noch dramaturgisch unbehauen scheint, manchmal auch unbeholfen. Aber gerade das ist es, was Pucher zu reizen scheint, dabei hat er das wuchernde Fleisch einfach heruntergekratzt und das Skelett freigelegt: Tschechow pur sozusagen, krude, ohne Weltschmerzelegie, die einem diese Figuren bei aller Schönheit ja auch immer ein wenig entfernt. Ohne dieses: Damals war's. Diese hier sind heute, auch wenn man mit ihnen nicht so selig mitfühlen kann. Diese hier sind wie Abziehbilder unserer selbst, weswegen sie uns auch von der Bühne immer wieder direkt ansprechen: Diese aufgetakelten Lachnummern sind wir, nur dass wir das nur schwerlich wahrhaben wollen. Prost Tschechow. Prost Pucher.
Überhaupt ist das Personal hier eher schrill, die Männer dabei lächerlich bis peinlich, im Tennishöschen, im Bademantel, die Frauen aufgedonnert, die Haare hochgetakelt, auf High Heels. Tja, sie wollen ja schließlich ja noch was, sie wollen Platonow, alle wollen sie irgendwie Platonow, wobei kein Mensch weiß, warum sie ausgerechnet von dem etwas wollen, am allerwenigsten er selbst.
"Und wie leben Sie? Was machen Sie? Naja seid damals ist natürlich eine ganze Zeit vergangen, als sie mich noch für Francis Bacon hielten und ich in mir noch einen speziellen Minister sah für irgendwelche besonderen Angelegenheiten. Ich bin Dorfschullehrer."
Eigentlich sie sind alle hier so abgewrackt und abgeklärt und illusionslos wie Platonow selbst, der gleich zu Anfang denn auch in einer der Jugendstillogen der Münchner Kammerspiele sitzt und die anderen beobachtet. Bei Tschechow ist dieser Platonow der Einzige, der der Erbärmlichkeit mit aller Härte auf den Grund sieht, der eigenen wie auch der der anderen. Doch während Platonow sonst noch eine Art Restcharme gelassen wird, der all die Projektionen, gerade auch die der Frauen, zumindest ansatzweise verständlich macht, ist dieser Münchner Platonow in Gestalt von Thomas Schmauser dann doch eine Art Anti-Entwurf, der sich vor all diesen Anforderungen, die ihm da nicht nur von der eigenen Ehefrau, sondern gleich noch von drei weiteren Frauen entgegenschwappen, wegdruckst.
Sein angeweichter Körper will vielleicht noch, aber er will nicht, er kotzt dann schon auch mal, er, der ständig Alkohol in sich hineinschüttet, er windet sich weg, suhlt sich in dem Ekel, der sich - wie es scheint - dorthin gesetzt hat, wo andere das Gefühl haben. Doch auch alle anderen sind bei Stefan Pucher ziemlich fern von dem, was man Gefühl nennen könnte, vielleicht, dass es noch eine Ahnung gibt von ihm, oder eine Sehnsucht danach.
"Wenn ich jetzt aus allem, was ich gesagt habe, das Fazit ziehen soll, kommen wir zu dem Ergebnis, dass es zu unserer Zeit Menschen gab, die geliebt haben. Und Menschen, die gehasst haben."
"Na wunderbar und in unserer Zeit gibt es die nicht?"
"Ich glaube nicht. Gerade das Fehlen dieser Menschen ist die Krankheit dieser Zeit."
Dass Tschechows Zeitdiagnose gerade so gut auch auf unsere Gegenwart anwendbar ist, dass macht Stefan Pucher vor allem auch ästhetisch deutlich. Während die hier zur Schau getragene Mode einem poppig-bizarren Designerhirn entsprungen scheint, die Songs, zu denen sich die Figuren dann und wann hinreisen lassen ebenfalls diesem Pop-Kanon entnommen sind, kommt das Personal zur Beach-Lounge immer mal wieder auch mit der U-Bahn gefahren.
Die wird dann geschickt im Bühnenhintergrund projiziert, die Figuren steigen gleichsam zweidimensional aus, um dann gleich darauf dreidimensional hinter jener Säule hervorzukommen, hinter der sie gerade verschwunden sind. Wie hier mit leichter Ironie so nutzt Stefan Pucher auch sonst souverän die Videotechnik installativ, indem er sie zur Projektion von Filmszenerien als Bühnenbilder ebenso verwendet, wie für traumsuggestive Einspielungen oder auch zur Verdoppelung seiner Figuren etwa in besonders intimen Momenten.
Dabei hat Pucher das ziemlich ausufernde Jugendstück von Anton Tschechow drastisch gekürzt, ein Stück, in dem eigentlich schon alles von dem Tschechow enthalten ist, den man kennt, nur dass es noch dramaturgisch unbehauen scheint, manchmal auch unbeholfen. Aber gerade das ist es, was Pucher zu reizen scheint, dabei hat er das wuchernde Fleisch einfach heruntergekratzt und das Skelett freigelegt: Tschechow pur sozusagen, krude, ohne Weltschmerzelegie, die einem diese Figuren bei aller Schönheit ja auch immer ein wenig entfernt. Ohne dieses: Damals war's. Diese hier sind heute, auch wenn man mit ihnen nicht so selig mitfühlen kann. Diese hier sind wie Abziehbilder unserer selbst, weswegen sie uns auch von der Bühne immer wieder direkt ansprechen: Diese aufgetakelten Lachnummern sind wir, nur dass wir das nur schwerlich wahrhaben wollen. Prost Tschechow. Prost Pucher.