Manfred Kloiber: Herr Schönherr, waren Sie eigentlich für diese Interviews auch selbst in Sachen Partnersuche unterwegs?
Maximilian Schönherr: Ja, das ist natürlich ein heikles Thema. Man muss das mit seiner Familie abklären. Aber ich war unterwegs und ich hab die über 180 Fragen ausgefüllt – also möglichst ehrlich. Also das heißt, möglichst schnell, um dann an Partnerangebote heran zu kommen. Und ich bekam dann Frauen plus/minus fünf Jahre von meinem eigenen Alter angeboten, die hier in der Gegend leben. Ich glaube im Umkreis von 50, 60 Kilometern. Über 140 Frauen bekam ich angeboten. Und der einen habe ich dann tatsächlich ein Lächeln geschickt. Da drückt man einfachen einen Knopf und ich weiß nicht, wie das Lächeln dann bei ihr ankommt.
Kloiber: Sie haben gesagt, über 180 Fragen. Ganz schön viele, nicht?
Schönherr: Also diese Dienste versuchen sich gegenseitig zu toppen. Dadurch, dass sie immer ausgeklügeltere psychologische Tests machen.
Kloiber: Was sind denn das für Fragen?
Schönherr: Ja, das sind Fragen, wie zum Beispiel: Wie reagieren Sie, wenn Sie selber auf der Bananenschale auf der Straße ausrutschen? Sagen Sie dann, verdammt diese Banane! Oder tragen sie die ganz ruhig zum Mülleimer oder beschimpfen Sie den nächsten, der ihnen aufhelfen will?
Kloiber: ignighter.com sieht sich als Nischenanwendung im Internet, hat aber trotzdem 40.000 Mitglieder. Wo zieht man da eigentlich die Grenze?
Schönherr: Also das Internet ist ja darin besonders stark, wenn spezielle Interessensgruppen zu Wort kommen. Und genau das ist hier der Fall. Früher hieß das spezial interesst group. Dort konnte man also diskutieren über Platinen löten und über daten und flirten und so weiter. Hier kann man jetzt wirklich Portale für jeden finden. Also wenn jemand sich für Swingerclubs interessiert, Partnertausch, dann findet er das. Und wenn jemand sich für Ketten interessiert und Dominas, dann findet er das auch. Und wenn Leute einfach nur flirten wollen, weil sie den Seitensprung in ihrer Ehe nicht wagen wollen, aber trotzdem mal was anderes spüren, dann können sie darüber auch initiieren. Insofern sind es tatsächlich Nischendienste, aber im Internet fühlt sich alles an, als wär es kein Nischendienst, sondern als wäre man aufgehoben auf dieser Plattform und eigentlich mit seinesgleichen allein.
Kloiber: Bannerwerbung ist ja bekanntlich tot im Internet. Trotzdem sieht man überall Webbanner. Wäre das eine Finanzierungsmöglichkeit für diese Dienste?
Schönherr: Ich hab mit allen möglichen Leuten drüber gesprochen. Die Bannerwerbung ist tatsächlich so tot, dass man damit gerade mal die Serverkosten zahlen kann. Das heißt, selbst ganz große Nachrichtenportale finanzieren sich nicht mehr über diese Werbung. Diese Werbung wird wahrscheinlich auf Dauer auch verschwinden. Die großen Portale machen das einfach über die Vermittlungskosten. paarchip.de verlangt eben Geld, sobald ich mit der Person, mit der ich in Kontakt treten will, richtig in Kontakt treten will, nicht nur sie sehen und ihr ein Lächeln per Mausklick abschicken will. Und die kleineren, die richtigen Nischen wie ignighter.com zum Beispiel, die sind genau an der Stelle, wo im Moment auch Twitter ist und auch Facebook. Die haben, wenn’s um den Verkauf dieser Portale geht, einen enormen Wert, wo man nicht ganz genau weiß, wie man den halten soll und wie man die Sache finanzieren soll, denn wenn Facebook zum Beispiel ab morgen nur einen Cent pro Tag kosten würde, es würden nur noch die Hälfte der Leute hingehen. Und genauso ist es auch bei diesen Portalen. Das heißt, ignighter.com sucht im Moment nach Anwendungen, wie sie sich über die Sponsoringzeit des Anfangs hinaus finanzieren können.
Kloiber: Das sind dann die sogenannten Premiumdienste für die man dann Geld verlangen kann und gar nicht mehr ein werbefinanziertes Konzept.
Schönherr: Genau.
Kloiber: Was ich mich bei dieser ganzen Sache frage, ist: Gerade weil es ja soziale Netzwerke gibt, Twitter, Facebook und so weiter, das sind ja alles Netzwerke auch zum Kennenlernen von anderen Leuten. Macht des denn zumindest für die digital Natives, also die Leute, die mit diesen Netzwerken umgehen können, die da drin zu Hause sind, die damit aufgewachsen sind, macht es überhaupt Sinn, in diesem Kosmos für diese Leute jetzt eine Partnerbörse überhaupt noch anzubieten? Also wer sollte das nutzen?
Schönherr: Genau diese Frage hat mir Adam Sachs von ignighter eigentlich beantwortet. Der sagte, wenn man in einen geschützten Bereich herein will, dann sind diese Portale zu groß und zu offen auch. Ich kann natürlich in Facebook jemandem an seine private Pinnwand eine Nachricht hinschicken und trotzdem hat man das Gefühl, das ist eine Pinnwand. Und da haben auch andere etwas hingeschrieben und da geh ich vielleicht unter. Diese Intimität erzeugen offenbar nur diese Dienste. Und erstaunlich finde ich auch, dass alle Leute, mit denen ich drüber sprach, letzten Endes auf die Email, also das alte Kommunikationssystems des Internets zurückfallen, weil die Email einfach das Diskreteste ist. Und dann gehen die auch von diesen Diensten wieder weg.
Kloiber: Der Betreiber von ignighter sagt, es sei Intimität. Aber geht es nicht vielleicht auch vielmehr darum, dass bei den Partnerbörsen eben auch ganz klar ist, worum es überhaupt geht?
Schönherr: Ja, genau das ist klar. Während bei Facebook zum Beispiel natürlich die Stalker unterwegs sind, die einem nachstellen oder man immer sehr skeptisch ist, wenn man dann eine zu große Sympathieerklärung bekommt von jemandem, den man eigentlich gar nicht kennt.
Kloiber: Maximilian Schönherr über Partnervermittlung im Internet. Danke sehr.
Maximilian Schönherr: Ja, das ist natürlich ein heikles Thema. Man muss das mit seiner Familie abklären. Aber ich war unterwegs und ich hab die über 180 Fragen ausgefüllt – also möglichst ehrlich. Also das heißt, möglichst schnell, um dann an Partnerangebote heran zu kommen. Und ich bekam dann Frauen plus/minus fünf Jahre von meinem eigenen Alter angeboten, die hier in der Gegend leben. Ich glaube im Umkreis von 50, 60 Kilometern. Über 140 Frauen bekam ich angeboten. Und der einen habe ich dann tatsächlich ein Lächeln geschickt. Da drückt man einfachen einen Knopf und ich weiß nicht, wie das Lächeln dann bei ihr ankommt.
Kloiber: Sie haben gesagt, über 180 Fragen. Ganz schön viele, nicht?
Schönherr: Also diese Dienste versuchen sich gegenseitig zu toppen. Dadurch, dass sie immer ausgeklügeltere psychologische Tests machen.
Kloiber: Was sind denn das für Fragen?
Schönherr: Ja, das sind Fragen, wie zum Beispiel: Wie reagieren Sie, wenn Sie selber auf der Bananenschale auf der Straße ausrutschen? Sagen Sie dann, verdammt diese Banane! Oder tragen sie die ganz ruhig zum Mülleimer oder beschimpfen Sie den nächsten, der ihnen aufhelfen will?
Kloiber: ignighter.com sieht sich als Nischenanwendung im Internet, hat aber trotzdem 40.000 Mitglieder. Wo zieht man da eigentlich die Grenze?
Schönherr: Also das Internet ist ja darin besonders stark, wenn spezielle Interessensgruppen zu Wort kommen. Und genau das ist hier der Fall. Früher hieß das spezial interesst group. Dort konnte man also diskutieren über Platinen löten und über daten und flirten und so weiter. Hier kann man jetzt wirklich Portale für jeden finden. Also wenn jemand sich für Swingerclubs interessiert, Partnertausch, dann findet er das. Und wenn jemand sich für Ketten interessiert und Dominas, dann findet er das auch. Und wenn Leute einfach nur flirten wollen, weil sie den Seitensprung in ihrer Ehe nicht wagen wollen, aber trotzdem mal was anderes spüren, dann können sie darüber auch initiieren. Insofern sind es tatsächlich Nischendienste, aber im Internet fühlt sich alles an, als wär es kein Nischendienst, sondern als wäre man aufgehoben auf dieser Plattform und eigentlich mit seinesgleichen allein.
Kloiber: Bannerwerbung ist ja bekanntlich tot im Internet. Trotzdem sieht man überall Webbanner. Wäre das eine Finanzierungsmöglichkeit für diese Dienste?
Schönherr: Ich hab mit allen möglichen Leuten drüber gesprochen. Die Bannerwerbung ist tatsächlich so tot, dass man damit gerade mal die Serverkosten zahlen kann. Das heißt, selbst ganz große Nachrichtenportale finanzieren sich nicht mehr über diese Werbung. Diese Werbung wird wahrscheinlich auf Dauer auch verschwinden. Die großen Portale machen das einfach über die Vermittlungskosten. paarchip.de verlangt eben Geld, sobald ich mit der Person, mit der ich in Kontakt treten will, richtig in Kontakt treten will, nicht nur sie sehen und ihr ein Lächeln per Mausklick abschicken will. Und die kleineren, die richtigen Nischen wie ignighter.com zum Beispiel, die sind genau an der Stelle, wo im Moment auch Twitter ist und auch Facebook. Die haben, wenn’s um den Verkauf dieser Portale geht, einen enormen Wert, wo man nicht ganz genau weiß, wie man den halten soll und wie man die Sache finanzieren soll, denn wenn Facebook zum Beispiel ab morgen nur einen Cent pro Tag kosten würde, es würden nur noch die Hälfte der Leute hingehen. Und genauso ist es auch bei diesen Portalen. Das heißt, ignighter.com sucht im Moment nach Anwendungen, wie sie sich über die Sponsoringzeit des Anfangs hinaus finanzieren können.
Kloiber: Das sind dann die sogenannten Premiumdienste für die man dann Geld verlangen kann und gar nicht mehr ein werbefinanziertes Konzept.
Schönherr: Genau.
Kloiber: Was ich mich bei dieser ganzen Sache frage, ist: Gerade weil es ja soziale Netzwerke gibt, Twitter, Facebook und so weiter, das sind ja alles Netzwerke auch zum Kennenlernen von anderen Leuten. Macht des denn zumindest für die digital Natives, also die Leute, die mit diesen Netzwerken umgehen können, die da drin zu Hause sind, die damit aufgewachsen sind, macht es überhaupt Sinn, in diesem Kosmos für diese Leute jetzt eine Partnerbörse überhaupt noch anzubieten? Also wer sollte das nutzen?
Schönherr: Genau diese Frage hat mir Adam Sachs von ignighter eigentlich beantwortet. Der sagte, wenn man in einen geschützten Bereich herein will, dann sind diese Portale zu groß und zu offen auch. Ich kann natürlich in Facebook jemandem an seine private Pinnwand eine Nachricht hinschicken und trotzdem hat man das Gefühl, das ist eine Pinnwand. Und da haben auch andere etwas hingeschrieben und da geh ich vielleicht unter. Diese Intimität erzeugen offenbar nur diese Dienste. Und erstaunlich finde ich auch, dass alle Leute, mit denen ich drüber sprach, letzten Endes auf die Email, also das alte Kommunikationssystems des Internets zurückfallen, weil die Email einfach das Diskreteste ist. Und dann gehen die auch von diesen Diensten wieder weg.
Kloiber: Der Betreiber von ignighter sagt, es sei Intimität. Aber geht es nicht vielleicht auch vielmehr darum, dass bei den Partnerbörsen eben auch ganz klar ist, worum es überhaupt geht?
Schönherr: Ja, genau das ist klar. Während bei Facebook zum Beispiel natürlich die Stalker unterwegs sind, die einem nachstellen oder man immer sehr skeptisch ist, wenn man dann eine zu große Sympathieerklärung bekommt von jemandem, den man eigentlich gar nicht kennt.
Kloiber: Maximilian Schönherr über Partnervermittlung im Internet. Danke sehr.