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Längst kein Unikum mehr: UNICUM

Das Studentenmagazin UNICUM wird heute 25 Jahre alt. Pünktlich zum Ehrentag liegt an den deutschen Hochschulen die Jubiläumsausgabe aus - zu den Gratulanten gehören jede Menge bekannte Gesichter aus Wissenschaft und Politik. Grit Thümmel hat sich eine Geburtstagsausgabe angeschaut und sich gefragt, ob das Gratismagazin mittlerweile bei den Studenten zum etablierten Lesestoff gehört.

Von Grit Thümmel |
    Als Jurastudent Manfred Baldschus 1983 mit zwei Kommilitonen in einem Bochumer Wohnheim zusammen sitzt, haben sie eine Idee: sie wollen eine Zeitschrift für Studierende herausbringen - und zwar eine, die unabhängig von politischer Einstellung und Weltanschauung über studentische Themen berichtet.

    "Die Idee hing damals damit zusammen, dass an den Hochschulen ja eine Medienlandschaft vorzufinden war: schwarze Blätter von konservativen Organisationen, rote Blätter von linken Organisationen und wenn man sich ansonsten mal am Kiosk umgeschaut hat, fiel schon auf, dass es eigentlich so etwas wie ein Publikumszeitschrift für Studierende gar nicht gab. So sind wir auf die Idee gekommen."

    Kurz darauf erscheint in Nordrhein-Westfalen die Nullnummer - die erste Ausgabe von UNICUM. Mit einem bunten Themenmix rund um Studium, Berufseinstieg und Studentenleben wollen die Herausgeber überzeugen und setzen sich hohe Ziele: "UNICUM soll nicht unsere, sondern eure Zeitschrift sein", heißt es im Editorial. Und daran will man sich messen lassen. Wie kommt das Konzept bei den Studierenden also an? Wird auf dem Campus die Zeitschrift fleißig gelesen?

    "Es kommt stark auf die Artikel an - manches ist nicht so interessant, aber ich habe da schon einiges lustiges und interessantes gefunden.

    Ich hab schon mal reingeguckt, aber bei mir ist die gleich in die Tonne gewandert, also so toll find ich die nicht.

    Ich hab die tatsächlich nur für das Sudokurätsel, das ist auf der dritten Seite, das beantworte ich dann und dann bin ich auch fertig."

    Thematisch hat sich von der Nullnummer zur aktuellen Jubiläumsausgabe nicht viel verändert. Dazu gekommen ist ein breites Onlineangebot mit Jobbörse, Uniranking und UNICUM-Community. Welche Wünsche oder Erwartungen stellen die Studierenden an ein studentisches Magazin "für lau"?

    "Sie muss mir neue Informationen geben und nicht irgendwas abgekautes noch mal wiederholen.

    Mir geht generell, bei allen jugendkulturellen Zeitschriften, dieses Lifestylegehabe ein bisschen gegen den Strich, finde ich übertrieben. Und das ist definitiv etwas, womit man versucht etwas auszuschöpfen, was mittlerweile einfach nur noch nervt."

    Um näher an den studentischen Themen dran zu sein, legt der Verlag wert auf junge Mitarbeiter. Laut Geschäftsführer Baldschus liegt der Anteil der Praktikanten im Unternehmen bei rund 20 Prozent.

    "Ein ganz wichtiger Hebel, um unsere Zielgruppe, unsere Leserschaft ins Haus zu holen, und ich werbe sehr dafür bei uns Praktikant oder Volontär zu werden, und wir suchen junge, gute Leute, die zu uns kommen und uns weiter in die nächsten 25 Jahre bringen."

    Ob die Finanzierung der Gratiszeitung in den kommenden Jahren sicher ist, könnte in diesen Tagen angesichts der Finanzkrise und drohenden Rezession ein Thema werden.

    "Wir rechnen damit, dass die Entwicklung des Marktes nicht an uns vorbeigeht, aber wir haben bisher keine Anzeichen wie es sich entwickeln wird. Ich denke, dass im nächsten Jahr unsere Aufgabe darin besteht, die drohende Rezession abzufedern, das heißt für das regelmäßige Erscheinen unserer Zeitschriften zu sorgen, gleichzeitig aber das Internet in all seinen Möglichkeiten weiter voran zu treiben."

    Innovation muss auch sein, denn die Konkurrenz schläft nicht - die WAZ-Mediengruppe legt mit "Pflichtlektüre" ab dieser Woche eine Zeitschrift vor, die sich ebenfalls an das studentische Publikum richtet - der Unterschied: die Autoren sind Dortmunder Journalistikstudenten, die erste Erfahrungen im Blattmachen sammeln wollen. Das neue Konzept weckt bereits die Neugier der Zielgruppe:

    "Also die Zeitung aus Dortmund kenne ich jetzt nicht, aber es hört sich ganz gut an, wenn Studenten für Studenten was machen, weil die ja auch die gleichen Themengebiete haben wie die Leserschaft."