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Lärmtage in Lübeck

Auch Lärm ist eine Form der Umweltverschmutzung, Anwohner von Flughäfen, Eisenbahnstrecken oder lauter Straßen wissen, dass Lärm krank machen kann. Lärm muss nicht sein, es geht auch leise - unter diesem Motto organisierte die Stadt Lübeck an den vergangenen Tagen ein Projekt gegen den Lärm: Bürger sollten Klänge ihrer Stadt einfangen und praktisch erleben, wie sie Krach erleben und wie sie ihn vermeiden können.

Von Wolfgang Fabian |
    Ausschnitt Klanglandschaft

    Das war ein Ausschnitt aus einer Klangcollage, die Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt Lübeck anlässlich der Lärmtage hergestellt haben. Das Resümee nach 38 Minuten Klangcollage: Orte der Ruhe und Großstadtlärm liegen in Lübeck dicht beieinander.

    Fachleute sprechen beim Lärm vom unerwünschten Schall. Gemessen wird dieser in dB(A). Bei einem dauerhaften Lärmwert von über 65dB(A) spricht man von einer Gefahr für die Gesundheit oder einfach vom Lärmstress. Das Läuten von Kirchenglocken entspricht am Erdboden etwa 80 dB(A). Jeder sechste ist durch den Straßenverkehr einem so hohen Lärmpegel ausgesetzt, dass ein erhöhtes Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen wie den Herzinfarkt besteht. Das bedeutet Handlungsbedarf bei den Kommunen, sagt auch Manfred Hellberg, Leiter des Bereiches Umweltschutz in der Hansestadt Lübeck

    Wenn man von Bevölkerungsumfragen ausgeht ist Lärmbelästigung eindeutig die Umweltbelastung Nummer eins. Über 70 Prozent sagen, dass sie vom Lärm belästigt werden und von daher ist es auch für uns ein Schwerpunkt uns um dieses Thema zu kümmern.

    Die Hansestadt Lübeck ist wie alle anderen Kommunen zu einer weitgehenden Lärmminderungsplanung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz verpflichtet. Seit April 2000 gibt es das Projekt "PSST - es geht auch leiser ... Lärmminderungsplanung in Lübeck". Das erste Ergebnis der Arbeit war allerdings überraschend. Das Bewusstsein für Lärm und seine negativen Folgen fehlt selbst bei vielen Betroffenen. Claudia Bendtfeld, die Geschäftsführerin des Projektbeitrates...

    Die Idee war eigentlich einmal diesen Informationsbedarf zu müssen von der Bevölkerung, um sie mitdiskutieren zu lassen. Und dafür müssen wir sie auch fachlich fit machen, damit sie dass auch mit tragen können. Und da Lärm ein sehr abstraktes Thema ist, haben wir versucht durch viele Beispiele und Hörerfahrungen die Leute dafür zu begeistern oder ranzuführen an diese Thematik.

    Geboren waren die ersten Lärmtage in Lübeck. In einer breitangelegten Ausstellung im Lübecker Rathaus wurden in den letzten Tagen vielfältige Informationen zum Thema Lärm angeboten. Neben praktischen Lärmmessungen und Vorträgen hatte das Programm der Lärmtage einige Kuriositäten zu bieten. Dazu gehörten eine Predigt zu spirituellen Erfahrungen mit dem Thema Lärm, ein Klanghappening auf dem Markt, bei dem mit Alltagsgegenständen musiziert wurde und einem Schreiwettbewerb, bei dem gewann, wer am Lautesten "laut ist out" rufen konnte. Insgesamt waren 30 Gruppen waren an der Organisation der gesamten Lärmtage beteiligt. Eine besondere Zielgruppe des Projektes sind Kinder und Jugendliche, Manfred Hellberg erklärt warum...

    Gerade in dem Bereich ist es natürlich so, dass Lärm auch bei Jugendlichen stört aber sehr viel Lärm auch von Jugendlichen verursacht wird

    Ein Ziel der Lärmtage war deshalb auch eine Sensibilisierung gerade dieser Gruppe. In einem Schülerwettbewerb sollte das Thema bearbeitet werden. Eine ganze Menge Ideen sind dabei zusammengekommen. Unter anderem Fotokollagen, bei denen übrigens auffallen häufig Handys zu sehen waren, ein selbstgebastelter Flughafen, ein Geräuscheratespiel und ein Hörspiel. Das Lärm für Jugendliche durchaus ein Thema ist zeigt diese Erfahrung

    "Und wenn die Polizeigerufen wird, wenn irgendwelche Nachbarn sich beschweren. Das da irgendwelche die Musik zum Beispiel nicht gut finden und wenn da einer die ganze Nacht durch irgendeine Musik hört, die ich nicht mag, laut hört, dann würde ich mich auch beschweren "

    Gerade der laute Fernseher oder die Party im Nachbarhaus, wird neben dem Straßenverkehr als sehr belastend empfunden. Wer also Lärm mindern will kommt an Bewusstseinsbildung bei den Einzelnen nicht vorbei. Dafür waren die Lärmtage in Lübeck ein gutes Beispiel. Für den einen ist die aufgedrehte Stereoanlage Genuss für den anderen ist das eben schon Lärm.