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Lage der Welt im Jahr 2009

Mit einer intelligenten Politik gegen ein destabilisiertes Klima wollen die Autoren des "Worldwatch"-Berichts gegen die Überhitzung unseres Planeten angehen. Der Bericht zeigt, wie wirksamer Klimaschutz aus der Krise herausführen könne und wie Konjunkturprogramme für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft genutzt werden sollten.

Von Verena Kemna |
    Der Untertitel der deutschen Ausgabe lautet: Ein Planet vor der Überhitzung. Was die Autoren auf den etwas über dreihundert Seiten präsentieren, das sind eben intelligente Maßnahmen, um den Klimawandel in den nächsten Jahren, möglichst positiv zu beeinflussen. Dabei gehen die verschiedenen Autoren, die Klima-Energie- und Wirtschaftsexperten grundsätzlich davon aus, dass ein ökologischer Umbau der Gesellschaft langfristig Wettbewerbsvorteile mit sich bringt. Trotz hoher Energie- und CO2 Preise könnten Arbeitsplätze geschaffen werden. Klimaschutz kann aus der Krise führen, so lautet die Botschaft der etwa 40 Autoren. Klaus Milke ist Vorstandsvorsitzender von "Germanwatch" und Mitherausgeber dieser deutschen Ausgabe. Der so genannte Super Smart Grid ein Netzwerk zur Energieversorgung, ausschließlich aus Erneuerbaren Energien gilt als Zukunftsmodell mit viel Potential:

    "Das heißt ganz viel erneuerbaren Potentiale rund um Europa zu verbinden durch Netze nach Zentraleuropa hin, wo sowohl die Schwachen, die armen Länder um Europa herum profitieren können. Wo aber vor allem die Energieversorgung der Europäer ganz anders gesichert werden kann, nicht mehr so von politischen Entscheidungen abhängig ist, wie das heute bei Gas und Öl der Fall ist. Wo in vielerlei Hinsicht eine 'win-win-Situation' zu ermitteln ist."

    Mehr als nur Gedankenspielerei, sagt Klaus Milke. Große Investoren würden sich bereits mit solchen Visionen für Europa auseinandersetzen. Was die Wissenschaftler den Super Smart Grid nennen, könnte Vorbild für China oder die USA werden. Die Botschaft auf über 300 Seiten lautet: Raus aus den fossilen Energien hin zu einem intelligenten Mix aus Erneuerbaren Energien. Einhundert Prozent bis 2080 sind möglich, meint auch Klaus Milke von "Germanwatch":

    "Die Technologien sind alle da, das wird auch in dem Buch dargestellt. Alle sind vorhanden, die können noch raffinierter, noch effektiver weiter entwickelt werden, aber es ist nicht so als wenn wir jetzt erst erfinden müssten. Die Erfindungen sind gemacht. Sillicon Valley setzt sich heute mit Erneuerbaren Energien auseinander und nicht mehr so mit der Computertechnologie. Mehr solche Sillicon Valleys brauchen wir in anderen Teilen der Welt und natürlich auch in Europa."

    In anderen Beiträgen geht es zum Beispiel um Gebäudesanierung. Gebäude lassen sich durch günstige Kredite für Hausbesitzer und Energiesparfonds effektiv sanieren. Dadurch gibt es mehr Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft und Energie wird dort eingespart wo fast die Hälfte der CO2-Emissionen entstehen. Ein anderes Beispiel, der Verkehrssektor. Dort wachsen die CO2-Emissionen am schnellsten. So lautet die Forderung der "Worldwatch"-Autoren: Mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und eine staatliche Förderung von CO2-freien Antriebssystemen, vor allem von Elektroautos. Jeder muss sein Fahrzeug jederzeit aufladen können, unmöglich ohne eine gute Infrastruktur. Die Autoren plädieren für ein groß angelegtes Joint Venture für Klima- und Energiesicherheit zwischen Industrie- und Schwellenländern. Die Klimaerwärmung dürfe 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter nicht überschreiten, so das Fazit der Autoren:

    "Das wird hier ausführlich dargestellt und macht natürlich der Politik eine Menge Probleme weil sie versucht hat, sich auf zwei Grad einzurichten und jetzt auf einmal korrigieren muss. Die kleinen Inselstaaten bei den Klimaverhandlungen pochen jetzt schon auf die 1,5 Grad, was heißt, dass die Schwellenländer heute und jetzt eigentlich schon voll auf die Bremse treten müssen und sich nicht noch weiter nach oben entwickeln dürfen mit noch mehr Emissionen. Für uns Industrieländer heißt das noch sehr viel mehr gegenüber den schon ambitionierten Zielen."

    Die Potentiale, um der drohenden Klimakrise entgegen zu treten, seien da, doch der so genannte "New Green Deal" kann nur gelingen, wenn die Maßnahmen auch politisch gewollt sind. Klaus Milke von "Germanwatch" hofft auf die nächste UN-Klimakonferenz am Jahresende in Kopenhagen. Auch die USA spielen im Klimaschutz endlich wieder eine wichtige Rolle:

    "Da haben wir hohe Hoffnung, dass die Kräfte in den USA, die im Moment sehr positiv eingestellt sind, dass die gegen die Negativstimmung angehen können und was wir als Europäer dazu tun können, das sollten wir auch tun. Wir dürfen uns jetzt nicht hinstellen und sagen, die USA müssen es jetzt richten. Wir müssen selber die Vorreiterrolle einnehmen, sonst können wir auch die Schwellenländer nicht mitnehmen."