Archiv


Lala macht kostenlos Musik

Seit dieser Woche gibt es in den USA eine neue Musikplattform, die auf den Namen "Lala" hört. Lala.com tritt an, um iTunes und Amazon Konkurrenz zu machen. Das Konzept ist indes völlig neuartig und zum Start diese Woche gab es entsprechende Vorschusslorbeeren.

Marcus Schuler im Gespräch mit Manfred Kloiber |
    Manfred Kloiber: Marcus Schuler, was ist das angeblich so Neue und Spektakuläre an Lala.com?

    Marcus Schuler: Drei Dinge sind es die Lala von anderen Musikplattformen, aber vor allem vom Marktführer iTunes unterscheiden. Erstens: Lala will ein soziales Netzwerk sein, ich kann sehen, welche Musik meine Freunde gerade hören, mich mit ihnen austauschen und ihnen Songs schenken. Lala ist ein Dienst, der im Web funktioniert, das heißt, man benötigt keine extra Software, so wie bei iTunes, dessen Apple-Software man auf dem eigenen Rechner installieren muss. Zweitens: Lala ist komplett DRM-frei. Das heißt, die Musikstücke im MP3-Format sind nicht mit einem Kopierschutz versehen, man kann sie auf jedem Endgerät abspeichern. Das allein ist noch nichts Besonderes. Dem kalifornischen Start-Up ist es aber gelungen, gleich mit allen vier großen Musikverlagen entsprechende Verträge abzuschließen. Drittens: Lala streamt Musik, das heißt, man kann sich online, neben dem Arbeiten am PC beispielsweise, Musik anhören. Lala.com versucht jedoch, genau die Merkmale aller bisher auf dem Markt agierenden Dienste zu verbinden. Man kann also nicht nur gestreamte Musik anhören und einzelne Songs oder Alben herunterladen, sondern es ist auch möglich, seine eigene Musik, die man auf dem eigenen Rechner zuhause hat, bei dem Dienst abzuspeichern. Und die kann man sich dann, zusammen mit der bei Lala gekauften Musik, im Streaming-Verfahren anhören. Das Ganze natürlich in einem geschützten Verzeichnis, auf das andere Benutzer keinen Zugriff haben.

    Kloiber: Und wenn man raubkopierte Musik auf der eigenen Festplatte hat und die bei Lala hoch lädt, steht man womöglich mit einem Bein im Gefängnis?

    Schuler: Sie sprechen da einen heiklen Punkt an. Ein paar Leute haben das in der Tat getestet. Bislang sei - angeblich - nichts passiert, auch solcherlei kopierte Songs hat Lala offenbar automatisch erkannt, akzeptiert und mit Cover und Titelinformation versehen und übernommen. Der Chef von Lala, Geoff Ralston hat dazu diese Woche in einem Interview gesagt, dass genau dieser Umstand ein schwieriger Punkt in den Verhandlungen mit den Plattenverlagen gewesen sei. Sie hätten aber am Ende dann doch zugestimmt. Denn: wer schon einen Song zuhause habe, gleich ob legal oder illegal, werde diesen ohnehin nicht mehr kaufen.

    Kloiber: Mit der Möglichkeit, die heimische Musik-Bibliothek auch online abzulegen, setzt der Dienst damit auch auf das so genannte Cloud Computing?

    Schuler: Ja, diesen Begriff hört man immer häufiger. Gerade Geräte wie das iPhone, die ja nicht nur Telefon, sondern auch Musik- und Videoabspieler sind, tragen zu diesem Trend bei. Wenn man zuhause mehrere digitale Endgeräte wie einen Arbeitsplatz-Computer hat, vielleicht noch ein Notebook und dann ein iPhone oder anderes Handheld, dann ist das andauernde Synchronisieren, das Miteinander-Abgleichen der Daten all dieser Geräte mit der Zeit nervig. Das ist auch der Grund, weshalb viele andere Dienste, Google zum Beispiel aber auch Microsoft, auf das Cloud Computing setzen. Das heißt, das zentrale Speichern von Daten irgendwo im Internet. Zugleich birgt das Cloud Computing aber auch erhebliche Risiken. Denn: Einen 100prozentigen Schutz sensibler Daten gibt es nicht.

    Kloiber: Lala ist zunächst nur in den USA gestartet, plant aber bei entsprechendem Erfolg die Expansion nach Europa. Wie sieht das Preismodell aus?

    Schuler: Der Dienst will immer günstiger sein als seine Konkurrenten. Das heißt: Das Herunterladen eines Songs kostet umgerechnet 70 Euro-Cent. Für ein ganzes Album bezahlt man umgerechnet 5,93 Euro. Lala hat nach eigenen Angaben mehr als sechs Millionen Songs in seinem Repertoire. Und jedes einzelne dieser Musikstücke kann man sich im Streaming-Verfahren, man muss dazu also eine Internetverbindung haben, kostenlos in hoher MP3-Qualität anhören. Erst wenn man ein Musikstück ein zweites Mal anhören möchte, kostet das umgerechnet knapp acht Cent. Will man genau diesen dann Song herunterladen, werden diese acht Cent abgezogen. Das Preismodell scheint mir attraktiv, ob sich der Dienst tatsächlich wird durchsetzen können, darauf darf man die nächsten Monaten gespannt sein. Vor allem das Ablegen eigner Musik bei dem Dienst dürfte so manchem Benutzer Bauchschmerzen bereiten.