Seynsche: Herr Pusch, wie hat sich das Leben der Menschen dort geändert.
Pusch: Ja, in der Tat hat sich da sehr vieles verändert. Sie können sich vorstellen, die Militärpräsenz ist natürlich sehr hoch. Die Kontrollen sind sehr verstärkt worden und man muss einfach mehr Zeit einplanen, um von A nach B zu kommen und sollte vielleicht auch, sagen wir mal, Massenaufläufe und Demonstrationen und weiteres meiden. Kairo bietet momentan ein komplett anderes Bild als früher. Das liegt vor allen Dingen daran, dass es natürlich auch Ausgangssperren gibt, die meisten Leute haben, sagen wir mal, nach Dämmerungseinbruch sehr wenig Lust, die Straßen von Kairo zu betreten. Zudem sieht man auch, dass die Touristen weggeblieben sind und zwar immer noch sehr effektiv. Die Leute haben anscheinend tatsächlich Angst. Die Reiseveranstalter unternehmen nichts, um die Touristen nach Ägypten zu bringen. Und das verschlimmert die Lage, weil die Finanzen natürlich fehlen, davon lebt Ägypten.
Seynsche: Eine der schillerndsten Figuren der Forschung in Ägypten ist ja Zahi Hawass gewesen, der ist jetzt ganz vor kurzem zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt worden. Hat Sie das überrascht?
Pusch: Gut, der es wirklich eine schillernde Persönlichkeit. Er vereint eigentlich alles, was man als extrem darbieten kann. Auf der einen Seite ist es natürlich, wie gesagt, sein persönlicher Charakter, der von manchen geliebt, von manchen gehasst wird. Es gibt leider nichts dazwischen, weil er eben extrem ist. Auf der anderen Seite muss man sagen, die Arbeit, die er tut, ist vorzüglich. Also, ich habe noch nie ein Büro gesehen, oder ein Office oder ein Department in diesen Bereichen Arabiens, das so dermaßen gut funktioniert und wirklich läuft wie ein Uhrwerk. Ich habe mehrere Gespräche mit ihm gehabt, ich erlebte, wie er teilweise simultan vier bis fünf Meetings zur gleichen Zeit in seinem Büro abhält. Es ist unglaublich, was dieser Mann für einen effektiven Durchsatz hat, und das braucht Ägypten, das braucht die arabische Welt. Deswegen, wie gesagt, es ist schade. Sie haben vielleicht gehört in den Medien, dass es tatsächlich der Fall ist, dass die Plünderungen wieder zugenommen haben, weil man wusste, Zahi Hawass war kurz Zeit weg, als er wieder zurück in Amt und Würden war, ist es tatsächlich so gewesen, dass diese Plünderungen wieder abgenommen haben, viele haben Angst vor ihm. Und in dem Bereich ist es gut, so eine starke Persönlichkeit an dieser Stelle zu haben.
Seynsche: Wenn Sie sagen, die Plünderungen haben zugenommen, dann könnte man davon ausgehen, dass sie jetzt auch wieder zunehmen, oder?
Pusch: Das steht zu befürchten ja, in der Tat, eigentlich kein gutes Zeichen. Ich habe noch heute Nacht mit Kollegen in Kairo telefoniert, deren newspaper sind irgendwie so etwas, was man im Internet herauspicken kann, Nachrichten aus Kairo über diese Nachricht, die sind nicht unbedingt immer hundertprozentig korrekt. Es sieht so aus, dass ich eigentlich eher eine Entwarnung von meiner Seite aus vermittelt werden kann. Diese Geschichte wird wahrscheinlich abgewälzt werden, ich denke nicht, dass Zahi Hawass seiner Ämter enthoben wird und auch nicht diese Strafe antreten musst.
Seynsche: Vielleicht kann man noch einmal auf ihre konkrete Arbeit zurückkommen. Wie sieht es aus, Sie hatten gesagt, es dauert länger, weil man im Zweifelsfall mit öffentlichen Sperren rechnen muss. Aber wie stellt sich ihre Arbeit jetzt da? Brauchen Sie mehr Sicherheitsleute, haben Sie Sorge um ihre Funde, haben Sie Sorge um ihre Dinge, die Sie untersuchen?
Bush: In der Tat, es ist sehr, sehr vielschichtig. Das beginnt wirklich schon mit dem Anliefern unserer Chemikalien, unserer Enzyme, also alles dessen, was wir im Labor brauchen, damit fangen die Probleme einmal schon an. Wir haben Probleme mit dem Zoll in in Kairo, die Ware muss, wie gesagt, geprüft werden. Dadurch, dass der ganze Apparat momentan, sagen wir mal, administrative Apparat nicht mehr so gut fusioniert, wie er einmal vor dem Januar 2011 funktioniert hat, dass er nicht mehr so gut funktioniert ist ein Problem. Die Sachen erreichen uns teilweise so, dass sie eigentlich wegwerfen können, weil die auf Eis gelagert werden müssen und natürlich schon längst aufgetaut sind, wenn sie bei uns im Labor ankommen. Zudem ist es wirklich so, dass wir natürlich auch selber Zugangssperren haben zu bestimmten Proben. Wir können nicht mehr so agieren mit dem Vertrauensbonus, den wir haben, dass wir diese Funde, die Mumien, betrachten können, vielleicht radiologisch untersuchen können, also mit Röntgengeräten, bestimmte interessante Befunde noch einmal nachtesten, das ist alles sperrig. Dabei brauchen Sie momentan Extragenehmigungen, das ist also ein Riesenapparat und wir wissen immer nie, wo die Papiere bleiben. Das heißt, früher wussten, auf welchem Schreibtisch sie landen, momentan ist das alles im Umbruch und es gibt so einen kleinen Grabenkrieg, oder mehrere Grabenkriege, die uns diese Arbeit erschweren, da tatsächlich das große Übergeordnete fehlt. Die politische Struktur ist einigermaßen da, die Militärregierung arbeitet sehr anständig, es ist immer wieder fluktuativ so, dass die Bevölkerung mal mehr oder mal weniger hinter der Militärregierung steht, dann gibt es wieder Demonstrationen, wenn es nicht so ist aufgrund dieser Situation und aufgrund von, ja, dieser ungelösten Geschichte mit Mubarak, was mit ihm passiert, aber ansonsten denke ich, müssen wir einfach mehr Zeit einplanen für unsere Analysen und teilweise ist es auch so, dass das Internet häufiger mal nicht funktioniert, und dann auch kein Kontakt zu bekommen ist.
Seynsche: Sie waren in diesem Jahr schon dreimal in Ägypten, können Sie sagen: Es wird langsam besser, oder wird es langsam schlechter, oder verändert sich überhaupt gar nicht, diese Zustände?
Pusch.: Die Problematik liegt, glaube ich, in diesem abgebrochenen Touristikverkehr. Ich denke mal, wenn man Kairo sich anschaut im Jahr 2011 und Vergleich mit 2010 und früher, dann ist das eine irgendwie verlassene, verlorene Stadt. Die Taxifahrer haben nichts zu tun, fahren teilweise auch schon gar nicht mehr, das ist eine sehr, sehr beliebte Haupteinnahmequelle für sehr, sehr viele Arme in der Bevölkerung Ägyptens und Kairos. Die haben keinen Menschen zu transportieren, und wir müssen erst einmal wieder die Hotels vollbekommen, damit wieder irgendwie ein geregelter Input irgendwie finanzieller Art gewährleistet wird. So ist natürlich der Unwille und der Frust da groß in der normalen Bevölkerung, weil sie verdienen nichts mehr, natürlich nimmt die Kriminalität im gleichen Maße zu. Und deswegen, wie gesagt, viele Leute und vor allem auch Frauen sehen Sie nachts nicht mehr auf der Straße, obwohl die Ausgangssperre erst ab 2:00 Uhr nachts eintritt. Und das ist sehr, sehr schade.
Pusch: Ja, in der Tat hat sich da sehr vieles verändert. Sie können sich vorstellen, die Militärpräsenz ist natürlich sehr hoch. Die Kontrollen sind sehr verstärkt worden und man muss einfach mehr Zeit einplanen, um von A nach B zu kommen und sollte vielleicht auch, sagen wir mal, Massenaufläufe und Demonstrationen und weiteres meiden. Kairo bietet momentan ein komplett anderes Bild als früher. Das liegt vor allen Dingen daran, dass es natürlich auch Ausgangssperren gibt, die meisten Leute haben, sagen wir mal, nach Dämmerungseinbruch sehr wenig Lust, die Straßen von Kairo zu betreten. Zudem sieht man auch, dass die Touristen weggeblieben sind und zwar immer noch sehr effektiv. Die Leute haben anscheinend tatsächlich Angst. Die Reiseveranstalter unternehmen nichts, um die Touristen nach Ägypten zu bringen. Und das verschlimmert die Lage, weil die Finanzen natürlich fehlen, davon lebt Ägypten.
Seynsche: Eine der schillerndsten Figuren der Forschung in Ägypten ist ja Zahi Hawass gewesen, der ist jetzt ganz vor kurzem zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt worden. Hat Sie das überrascht?
Pusch: Gut, der es wirklich eine schillernde Persönlichkeit. Er vereint eigentlich alles, was man als extrem darbieten kann. Auf der einen Seite ist es natürlich, wie gesagt, sein persönlicher Charakter, der von manchen geliebt, von manchen gehasst wird. Es gibt leider nichts dazwischen, weil er eben extrem ist. Auf der anderen Seite muss man sagen, die Arbeit, die er tut, ist vorzüglich. Also, ich habe noch nie ein Büro gesehen, oder ein Office oder ein Department in diesen Bereichen Arabiens, das so dermaßen gut funktioniert und wirklich läuft wie ein Uhrwerk. Ich habe mehrere Gespräche mit ihm gehabt, ich erlebte, wie er teilweise simultan vier bis fünf Meetings zur gleichen Zeit in seinem Büro abhält. Es ist unglaublich, was dieser Mann für einen effektiven Durchsatz hat, und das braucht Ägypten, das braucht die arabische Welt. Deswegen, wie gesagt, es ist schade. Sie haben vielleicht gehört in den Medien, dass es tatsächlich der Fall ist, dass die Plünderungen wieder zugenommen haben, weil man wusste, Zahi Hawass war kurz Zeit weg, als er wieder zurück in Amt und Würden war, ist es tatsächlich so gewesen, dass diese Plünderungen wieder abgenommen haben, viele haben Angst vor ihm. Und in dem Bereich ist es gut, so eine starke Persönlichkeit an dieser Stelle zu haben.
Seynsche: Wenn Sie sagen, die Plünderungen haben zugenommen, dann könnte man davon ausgehen, dass sie jetzt auch wieder zunehmen, oder?
Pusch: Das steht zu befürchten ja, in der Tat, eigentlich kein gutes Zeichen. Ich habe noch heute Nacht mit Kollegen in Kairo telefoniert, deren newspaper sind irgendwie so etwas, was man im Internet herauspicken kann, Nachrichten aus Kairo über diese Nachricht, die sind nicht unbedingt immer hundertprozentig korrekt. Es sieht so aus, dass ich eigentlich eher eine Entwarnung von meiner Seite aus vermittelt werden kann. Diese Geschichte wird wahrscheinlich abgewälzt werden, ich denke nicht, dass Zahi Hawass seiner Ämter enthoben wird und auch nicht diese Strafe antreten musst.
Seynsche: Vielleicht kann man noch einmal auf ihre konkrete Arbeit zurückkommen. Wie sieht es aus, Sie hatten gesagt, es dauert länger, weil man im Zweifelsfall mit öffentlichen Sperren rechnen muss. Aber wie stellt sich ihre Arbeit jetzt da? Brauchen Sie mehr Sicherheitsleute, haben Sie Sorge um ihre Funde, haben Sie Sorge um ihre Dinge, die Sie untersuchen?
Bush: In der Tat, es ist sehr, sehr vielschichtig. Das beginnt wirklich schon mit dem Anliefern unserer Chemikalien, unserer Enzyme, also alles dessen, was wir im Labor brauchen, damit fangen die Probleme einmal schon an. Wir haben Probleme mit dem Zoll in in Kairo, die Ware muss, wie gesagt, geprüft werden. Dadurch, dass der ganze Apparat momentan, sagen wir mal, administrative Apparat nicht mehr so gut fusioniert, wie er einmal vor dem Januar 2011 funktioniert hat, dass er nicht mehr so gut funktioniert ist ein Problem. Die Sachen erreichen uns teilweise so, dass sie eigentlich wegwerfen können, weil die auf Eis gelagert werden müssen und natürlich schon längst aufgetaut sind, wenn sie bei uns im Labor ankommen. Zudem ist es wirklich so, dass wir natürlich auch selber Zugangssperren haben zu bestimmten Proben. Wir können nicht mehr so agieren mit dem Vertrauensbonus, den wir haben, dass wir diese Funde, die Mumien, betrachten können, vielleicht radiologisch untersuchen können, also mit Röntgengeräten, bestimmte interessante Befunde noch einmal nachtesten, das ist alles sperrig. Dabei brauchen Sie momentan Extragenehmigungen, das ist also ein Riesenapparat und wir wissen immer nie, wo die Papiere bleiben. Das heißt, früher wussten, auf welchem Schreibtisch sie landen, momentan ist das alles im Umbruch und es gibt so einen kleinen Grabenkrieg, oder mehrere Grabenkriege, die uns diese Arbeit erschweren, da tatsächlich das große Übergeordnete fehlt. Die politische Struktur ist einigermaßen da, die Militärregierung arbeitet sehr anständig, es ist immer wieder fluktuativ so, dass die Bevölkerung mal mehr oder mal weniger hinter der Militärregierung steht, dann gibt es wieder Demonstrationen, wenn es nicht so ist aufgrund dieser Situation und aufgrund von, ja, dieser ungelösten Geschichte mit Mubarak, was mit ihm passiert, aber ansonsten denke ich, müssen wir einfach mehr Zeit einplanen für unsere Analysen und teilweise ist es auch so, dass das Internet häufiger mal nicht funktioniert, und dann auch kein Kontakt zu bekommen ist.
Seynsche: Sie waren in diesem Jahr schon dreimal in Ägypten, können Sie sagen: Es wird langsam besser, oder wird es langsam schlechter, oder verändert sich überhaupt gar nicht, diese Zustände?
Pusch.: Die Problematik liegt, glaube ich, in diesem abgebrochenen Touristikverkehr. Ich denke mal, wenn man Kairo sich anschaut im Jahr 2011 und Vergleich mit 2010 und früher, dann ist das eine irgendwie verlassene, verlorene Stadt. Die Taxifahrer haben nichts zu tun, fahren teilweise auch schon gar nicht mehr, das ist eine sehr, sehr beliebte Haupteinnahmequelle für sehr, sehr viele Arme in der Bevölkerung Ägyptens und Kairos. Die haben keinen Menschen zu transportieren, und wir müssen erst einmal wieder die Hotels vollbekommen, damit wieder irgendwie ein geregelter Input irgendwie finanzieller Art gewährleistet wird. So ist natürlich der Unwille und der Frust da groß in der normalen Bevölkerung, weil sie verdienen nichts mehr, natürlich nimmt die Kriminalität im gleichen Maße zu. Und deswegen, wie gesagt, viele Leute und vor allem auch Frauen sehen Sie nachts nicht mehr auf der Straße, obwohl die Ausgangssperre erst ab 2:00 Uhr nachts eintritt. Und das ist sehr, sehr schade.