Wir sind 1948 dorthin gezogen, nachdem mein Vater das Land gekauft hatte. Zuletzt hatten wir 35 Kühe. Wir hatten auch Kaffee- und Teepflanzen, die uns etwas Geld eingebracht haben, sowie Bananen. Das aus ihnen gebraute Bier konnten wir ebenfalls verkaufen.
Alles das hat Anna Nandyose jetzt nicht mehr. Die 74 Jahre alte, hagere Frau mit den kurzen grauen Haaren weiß seit fast drei Jahren nicht mehr, wie sie ihre Familie versorgen soll. Unter anderem ist sie verantwortlich für 19 Enkelkinder, deren Eltern zumeist an Aids gestorben sind.
Mitte August 2001 eröffnete der örtliche Regierungsvertreter Anna Nandyose, dass ihr Land jetzt zur Kaweri-Kaffeeplantage gehöre. Der in Hamburg ansässige Kaffeegroßhändler Neumann habe das im Zentrum Ugandas gelegene Land gepachtet. Da Anna Nandyose keine Besitzurkunde vorweisen konnte, musste sie das von ihrem Vater geerbte Land verlassen.
Auch der Lehrer Peter Kayiira verlor an jenem Tag sein Haus:
Sie wollten mich erschießen, deshalb bin ich abgehauen. Dann wollten sie meine Frau verhaften und sie lief ebenfalls davon. Nur unsere damals 12-jährige Tochter blieb zurück. Die ist dann zu ihren Großeltern geflohen. Die Soldaten zerstörten dann die Häuser und plünderten den gesamten Besitz.
Insgesamt 400 Familien mit über 2000 Menschen hätten sich einer Sammelklage gegen die Vertreibung angeschlossen, berichtet Kayiira. Doch der Prozess in Uganda sei in den letzten zwei Jahren kaum voran gekommen.
Die Neumann-Gruppe, einer der weltgrößten Kaffee-Händler, beantwortet Fragen nur schriftlich. Das Unternehmen schreibt, es verurteile das Vorgehen der Armee, trage dafür aber keine Verantwortung. Neumann habe den Vertriebenen damals sogar Decken und Verpflegung gespendet. Die Gewalt habe aber nur wenige getroffen. Die meisten früheren Bewohner des Plantagengeländes hätten gewusst, dass sie auf fremdem Eigentum lebten. Sie hätten einer Umsiedlung zugestimmt und neues Land erhalten.
Die Neumann-Plantage ist Ugandas erste große Kaffee-Farm und soll dem Kaffee-Anbau in dem ostafrikanischen Land neuen Schub verleihen. Es flossen sogar Entwicklungshilfe-Gelder aus Europa und den USA, damit Neumann sein Wissen auch den Kleinbauern der Umgebung vermitteln kann.
Die Menschenrechtsorganisation FIAN sieht diese positiven Ziele in Gefahr. Die Vereinigung setzt sich weltweit für soziale Rechte ein, zum Beispiel das Recht auf Nahrung. Gudrun Falk war zuletzt im April in Uganda. Sie bestätigt, dass sehr viel mehr Menschen als nur ein paar einzelne Familien in beengten Verhältnissen am Rande der Plantage leben:
Darüberhinaus habe ich mit einem Wissenschaftler in Kampala gesprochen, der eine wissenschaftliche Studie dazu durchgeführt hat, zu den Auswirkungen von ausländischen Investitionsprojekten in Uganda, der genau das bestätigt, was die Vertriebenen mir erzählt haben. Er spricht von knapp 400 Familien, die dort gelebt haben, über 2000 Menschen, von denen nur knapp zwei Prozent entschädigt wurden, aber nicht angemessen. Der Rest ist in keiner Weise entschädigt worden von der Regierung oder von dem vorherigen Landbesitzer.
Peter Kayiira weist die Darstellung der Neumann-Gruppe ebenfalls zurück. Die angeblichen Zustimmungen zur Umsiedlung seien mit Gewalt erpresst worden. Der Lehrer und die Bäuerin wollen in Hamburg jetzt direkt mit Unternehmenschef Michael Neumann sprechen:
Wir wollen ihm sagen, dass unser Land mit Gewalt genommen wurde. Wir wollen mit ihm reden, weil er Einfluss hat in Uganda und dort sagen kann: Diese Leute beklagen sich über mich, gebt ihnen Wiedergutmachung.
Bisher hat die Neumann-Gruppe direkte Gespräche mit FIAN allerdings abgelehnt. Die Organisation solle sich erst von anonymen Morddrohungen gegen die Plantagenleitung distanzieren und Arbeiter sowie Anwohner nicht länger mit falschen Behauptungen verunsichern. Diese Vorwürfe kann Gudrun Falk nicht verstehen. FIAN arbeite grundsätzlich weit entfernt von jeder Gewalt und müsse sich deshalb auch von nichts distanzieren.
Alles das hat Anna Nandyose jetzt nicht mehr. Die 74 Jahre alte, hagere Frau mit den kurzen grauen Haaren weiß seit fast drei Jahren nicht mehr, wie sie ihre Familie versorgen soll. Unter anderem ist sie verantwortlich für 19 Enkelkinder, deren Eltern zumeist an Aids gestorben sind.
Mitte August 2001 eröffnete der örtliche Regierungsvertreter Anna Nandyose, dass ihr Land jetzt zur Kaweri-Kaffeeplantage gehöre. Der in Hamburg ansässige Kaffeegroßhändler Neumann habe das im Zentrum Ugandas gelegene Land gepachtet. Da Anna Nandyose keine Besitzurkunde vorweisen konnte, musste sie das von ihrem Vater geerbte Land verlassen.
Auch der Lehrer Peter Kayiira verlor an jenem Tag sein Haus:
Sie wollten mich erschießen, deshalb bin ich abgehauen. Dann wollten sie meine Frau verhaften und sie lief ebenfalls davon. Nur unsere damals 12-jährige Tochter blieb zurück. Die ist dann zu ihren Großeltern geflohen. Die Soldaten zerstörten dann die Häuser und plünderten den gesamten Besitz.
Insgesamt 400 Familien mit über 2000 Menschen hätten sich einer Sammelklage gegen die Vertreibung angeschlossen, berichtet Kayiira. Doch der Prozess in Uganda sei in den letzten zwei Jahren kaum voran gekommen.
Die Neumann-Gruppe, einer der weltgrößten Kaffee-Händler, beantwortet Fragen nur schriftlich. Das Unternehmen schreibt, es verurteile das Vorgehen der Armee, trage dafür aber keine Verantwortung. Neumann habe den Vertriebenen damals sogar Decken und Verpflegung gespendet. Die Gewalt habe aber nur wenige getroffen. Die meisten früheren Bewohner des Plantagengeländes hätten gewusst, dass sie auf fremdem Eigentum lebten. Sie hätten einer Umsiedlung zugestimmt und neues Land erhalten.
Die Neumann-Plantage ist Ugandas erste große Kaffee-Farm und soll dem Kaffee-Anbau in dem ostafrikanischen Land neuen Schub verleihen. Es flossen sogar Entwicklungshilfe-Gelder aus Europa und den USA, damit Neumann sein Wissen auch den Kleinbauern der Umgebung vermitteln kann.
Die Menschenrechtsorganisation FIAN sieht diese positiven Ziele in Gefahr. Die Vereinigung setzt sich weltweit für soziale Rechte ein, zum Beispiel das Recht auf Nahrung. Gudrun Falk war zuletzt im April in Uganda. Sie bestätigt, dass sehr viel mehr Menschen als nur ein paar einzelne Familien in beengten Verhältnissen am Rande der Plantage leben:
Darüberhinaus habe ich mit einem Wissenschaftler in Kampala gesprochen, der eine wissenschaftliche Studie dazu durchgeführt hat, zu den Auswirkungen von ausländischen Investitionsprojekten in Uganda, der genau das bestätigt, was die Vertriebenen mir erzählt haben. Er spricht von knapp 400 Familien, die dort gelebt haben, über 2000 Menschen, von denen nur knapp zwei Prozent entschädigt wurden, aber nicht angemessen. Der Rest ist in keiner Weise entschädigt worden von der Regierung oder von dem vorherigen Landbesitzer.
Peter Kayiira weist die Darstellung der Neumann-Gruppe ebenfalls zurück. Die angeblichen Zustimmungen zur Umsiedlung seien mit Gewalt erpresst worden. Der Lehrer und die Bäuerin wollen in Hamburg jetzt direkt mit Unternehmenschef Michael Neumann sprechen:
Wir wollen ihm sagen, dass unser Land mit Gewalt genommen wurde. Wir wollen mit ihm reden, weil er Einfluss hat in Uganda und dort sagen kann: Diese Leute beklagen sich über mich, gebt ihnen Wiedergutmachung.
Bisher hat die Neumann-Gruppe direkte Gespräche mit FIAN allerdings abgelehnt. Die Organisation solle sich erst von anonymen Morddrohungen gegen die Plantagenleitung distanzieren und Arbeiter sowie Anwohner nicht länger mit falschen Behauptungen verunsichern. Diese Vorwürfe kann Gudrun Falk nicht verstehen. FIAN arbeite grundsätzlich weit entfernt von jeder Gewalt und müsse sich deshalb auch von nichts distanzieren.