Archiv

Sexueller Missbrauch
Landgericht Traunstein verhandelt über Schadenersatz für Opfer von sexualisierter Gewalt

Vor dem Landgericht Traunstein beginnt heute der zweite Schadensersatzprozess eines Opfers sexualisierter Gewalt gegen die katholische Kirche in Deutschland.

    Matthias Katsch, Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch e.V., spricht auf einer Pressekonferenz.
    Matthias Katsch, Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch e.V. (picture-alliance / dpa / Gregor Fischer)
    Ein Mann aus Oberbayern fordert 300.000 Euro Schmerzensgeld vom Erzbistum München-Freising sowie 50.000 Euro von den Erben des früheren Papstes Benedikt XVI. Diese Klage wird allerdings vom Verfahren abgetrennt und gesondert behandelt, weil unklar ist, ob jemand das Erbe des Verstorbenen antritt.
    Der Sprecher der Betroffenengruppe,Katsch, sagte im Deutschlandfunk, viele Betroffene von sexuellem Missbrauch warteten auf Gerechtigkeit. Die Katholische Kirche habe 13 Jahre lang die Rechtsfindung erfolgreich verhindert, betonte Katsch. Anwälte hätten den Bistümern nun aber vermutlich geraten, dass eine Verjährung sittenwidrig sei. Die Botschaft dieser Verfahren laute: "Ihr habt eine Chance auf Entschädigung", sagte Katsch. Betroffene, die nicht den schwierigen Weg einer Klage gehen wollten, rief er auf, zumindest die bisher von der Kirche gezahlten Anerkennungsleistungen in ihrer Höhe zu überprüfen. Die Bischöfe hätten immer argumentiert, diese Zahlungen orientierten sich an der Obergrenze der von Gerichten zugesprochenen Schmerzensgelder. Daran könne man die Kirche jetzt messen, meinte Katsch. Das gesamte Interview mit Matthias Katsch können Sie hier nachlesen.
    Im bisher ersten Fall dieser Art war vergangene Woche das Erzbistum Köln verurteilt worden. Es soll 300.000 Euro Schmerzensgeld an einen Betroffenen zahlen. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. In dem Kölner Verfahren ging es um langjährigen Missbrauch durch einen Priester mit mehr als 300 Übergriffen.
    Diese Nachricht wurde am 20.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.