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Landschaftsgärtner - ein krisensicherer Beruf?

Nun haben auch die an eine stetige Aufwärtsentwicklung gewöhnten Landschaftsgärtner eine erste Schlappe erlitten. 5,26 Prozent Umsatzrückgang im Jahr 2002 müssen sie verschmerzen. In Zahlen hört sich das auf den ersten Blick allerdings gar nicht so schlimm an: 4,81 Milliarden Euro gegenüber 4,87 Milliarden im Jahr zuvor:

Von Ursula Mense |
    Es ist, wenn man die Volkswirtschaft und die derzeitige Situation betrachtet, sicherlich nicht so tragisch, wenn man den gesamten Trend sieht. Aber, wenn man die Auswirkungen auf die Betriebe sieht, auf die Mitarbeiterzahl, dann ist das schon im Einzelfall sehr bedauerlich...

    ...bewertet Hermann Kurth, Hauptgeschäftsführer des GaLaBau Verbandes – wie die Branche gern abkürzt – die Situation. Da es aber inzwischen über 12 000 Gartenlandschaftsbau-Betriebe gibt – hier verzeichnet man einen Zuwachs von vier Prozent – teilen sich also immer mehr Betriebe, den jetzt kleiner gewordenen Kuchen. Das erhöht den ohnehin schon großen Preisdruck im Geschäft.

    Einen Betrieb für Gartenlandschaftsbau kann jeder gründen, auch ohne besondere Ausbildung zum Landschaftsgärtner. Das heißt: macht ein Betrieb pleite, finden sich schnell ehemalige Mitarbeiter für ein neues Unternehmen zusammen. Das freilich darf dann keine Lehrlinge ausbilden, die die Branche wiederum dringend benötigt. Die Zahl der Auszubildenden ist stark zurückgegangen, heißt es, besonders dramatisch in Ostdeutschland, wo im vergangenen Jahr über 20 Prozent weniger junge Menschen zu Landschaftsgärtnern ausgebildet wurden, als in den Jahren zuvor. Dr. Kurth sieht den Grund dafür auch in mangelnden Kenntnissen darüber, was den Beruf des Landschaftsgärtners ausmacht, ein durchaus noch junger Beruf. Da will er nun Abhilfe schaffen:

    Wir planen eine Nachwuchswerbekampagne. 2007/2008 gibt es einen Rückgang der Schulabgängerzahlen, d.h. der Wettbewerb auf die Schulabgänger wird zunehmen. Wir wollen uns auf diese Situation schon heute einstellen und den jungen Leuten endlich klarmachen, was der Landschaftsgärtner eigentlich ist. Es ist nicht derjenige, der kleine Pflanzen umtopft, sondern der, der mit großen Baumaschinen große Erdmassen bewegen muss, derjenige, der pflastern muss, der die Pflanze kennen muss, der wissen muss, wann sie blüht, ob sie wenig oder viel Wasser braucht, Dinge, die er später im Beruf kennen muss. Der Beruf des Landschaftsgärtners ist unbekannt, aber in dem Moment, wo er draußen erklärt wird, hat er eine hohe soziale Akzeptanz.

    Entscheidend für den Gartenlandschaftsbau ist die veränderte Kundenstruktur. Während die öffentlichen Auftraggeber – Städte und Kommunen – immer weniger Geld für Grünanlagen und Bepflanzungen ausgeben können, profitiert die Branche vom Trend zum individuell gestalteten Privatgarten. Ein Trend, der ungebrochen scheint und von dem sich der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau noch weitere Zuwächse erhofft. Eine andere Kundengruppe wird ebenfalls immer interessanter, sagt Dr. Kurth:

    Es ist so, dass immer mehr Industrieunternehmen, gerade die mittelständischen hingehen und sagen: ihr Image fängt nicht an der Rezeption an, sondern auf dem Parkplatz. Das heißt, das Umfeld wird grün gestaltet, der Parkplatz nicht mehr geteert, sondern da gibt es wasserversickernde Steine, Pflanzen, und ich schaffe damit ein Bild, was den Kunden hoffentlich positiv stimmt.

    Auch das Geschäft mit den Wohnungsbaugesellschaften expandiert. So blickt der Verband, trotz der Umsatzeinbußen, insgesamt recht positiv in die Zukunft. Der Mittelstand – und die Landschaftsbaubetriebe seien mittelständisch geprägt - habe es immer verstanden, auch in schlechten Zeiten, die Ärmel hochzukrempeln und neue Nischen zu finden, sagt Hermann Kurth. Außerdem glaubt er, dass auch die Politik jetzt die richtigen Weichen stellt und in Zukunft wieder mehr Geld ausgegeben wird für den Landschaftsgartenbau.

    Kritik allerdings wurde auch laut. Denn nach Ansicht des Verbandes lässt der Zustand der Sport- und Freizeitanlagen sehr zu wünschen übrig. Bei 70 Prozent der Sportstätten in den neuen Bundesländern und bei 38 Prozent in den alten bestehe Sanierungsbedarf. Ein Problem, das angesichts der leeren öffentlichen Kassen schwer lösbar erscheint. Die Finanznot zeige sich auch bei den Landschaftsgartenschauen. Es sei nicht mehr gesichert, dass sie weiterhin in regelmäßigen Abständen stattfinden könnten. Dabei hätten sie eine wichtige Funktion, nicht nur als grüne Oasen für die Bevölkerung, sondern auch für die Wirtschaft, weil sowohl der Tourismus als auch kleine und mittelständische Betriebe von ihnen profitierten. Auf diese öffentlichen grünen Räume dürfe auch in Zukunft nicht verzichtet werden, so das Plädoyer der Landschaftsgartenbauer.